- Es herrscht nicht gerade Friede, Freude, Eierkuchen beim 1. FC Köln.
- Der freigestellte Mediendirektor Tobias Kaufmann klagt gegen seinen bisherigen Arbeitgeber.
- Ferner gibt es beim FC in den Gremien Diskussionen über die nächste Mitgliederversammlung.
- Auch um das Finanzielle ist eine Diskussion entbrannt.
Köln/Donaueschingen – Die Abteilungsleiter auf der Geschäftsstelle des 1. FC Köln haben ein Schreiben an den Vorstand geschickt und sich über die aktuellen Zustände beklagt. In dem Papier sollen sie sich auch solidarisch mit dem vor zwei Wochen vom FC-Vorstand um Präsident Werner Wolf freigestellten Mediendirektor Tobias Kaufmann erklärt haben. Der inzwischen gekündigte 44-Jährige hat derweil eine Kündigungsschutzklage beim Arbeitsgericht eingereicht.
Ferner gibt es beim FC in den Gremien Diskussionen über die nächste Mitgliederversammlung und über die Bereitstellung von Geldern für die nötigen Neuverpflichtungen. Auch im Trainingslager des Fußball-Bundesligisten in Donaueschingen überlagern interne, politische Themen das Sportliche. Ein Überblick.
Geschäftsstelle und Vorstand
Nach der Freistellung von Tobias Kaufmann hat sich ein Graben zwischen der Geschäftsstelle und dem Vorstand aufgetan. Die Geschäftsführung mit Alexander Wehrle und Horst Heldt soll ich bis zuletzt vor ihren leitenden Angestellten Kaufmann gestellt und zwischendurch sogar einen Aufschub der Freistellung erwirkt haben. Letztlich konnten Vorstand und Medienchef ihre Dissonanzen aber nicht ausräumen. Kaufmann musste gehen. Eine Entscheidung, die offensichtlich ein Klima der Angst am Geißbockheim geschaffen hat. Mitarbeiter sollen Angst um ihre Jobs bekommen haben, andere aufgrund des Vorgangs um den Mediendirektor das Vertrauen in den Vorstand verloren haben.
Werner Wolf und Vize-Präsident Carsten Wettich bekräftigen am Rande des Trainingslagers in Donaueschingen, dass zwar interne Veränderungen anstünden, diese sich aber auf inhaltliche Punkte beschränken. So ist aktuell eine neue strategische Ausrichtung für den Club in Arbeit. „Wer in den vergangenen 25 Jahren einmal Platz fünf und einmal Platz neun in der Bundesliga belegt hat, kann sich sicher verbessern“, erklärte Wolf den Ansatz. Die Abteilungsleiter bringen in ihrem Schreiben an den Vorstand ihre Bedenken und Ängste zum Ausdruck. „Es gibt da eine ganze Reihe von Fragen der Mitarbeiter.
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Ich bewerte dieses Schreiben als konstruktiv“, sagte Wolf. Der Präsident, der sich noch eine Woche im Urlaub in Südtirol aufhält, bestätigte, dass es „zeitnah“ einen Gesprächstermin zwischen Vorstand, Geschäftsführung und Abteilungsleitern geben wird. Da es laut Vorstand keine weiteren personellen Konsequenzen geben soll, dürfte die Angst auf der Geschäftsstelle künftig eher eine Angst vor den anstehenden Veränderungen sein. Tobias Kaufmann, der darauf klagt seine Arbeit am Geißbockheim wieder aufnehmen zu können, und der FC werden sich unterdessen vor Gericht wiedersehen. Wahrscheinlich wird es am Ende in einem Vergleich nur um die Höhe der Abfindung gehen.
Mitgliederversammlung
Es gibt zwar keinen festen Termin für die nächste Mitgliederversammlung, die für den Herbst 2020 geplant war, dafür aber eine interne Diskussion über die ihre Ausgestaltung. Sollte Corona bis zum Frühsommer keine reine Präsenzversammlung in der LanxessArena zulassen, wären eine rein virtuelle oder eine Kombination aus Präsenz- und Online-Versammlung möglich. Der Vorstand kann eine solche hybride Versammlung vorschlagen. Der FC lässt aktuell intensiv prüfen, ob eine virtuelle Versammlung, rechtlich, technisch und organisatorisch überhaupt für eine fünfstellige Zahl an Teilnehmern möglich ist. Wenn ja, muss noch der Mitgliederrat zustimmen. Von dieser Seite gibt es allerdings Bedenken gegen eine auch nur in Teilen virtuelle Versammlung und damit Stoff für die nächste Auseinandersetzung in den FC-Gremien.
Finanzielle Mittel
Der 1. FC Köln trägt aufgrund der zusätzlichen Investitionen in die Mannschaft und durch Corona ein Minus von etwa 25 Millionen Euro in das neue Geschäftsjahr. Zahlen, die Alexander Wehrle zuletzt auf einem virtuellen Mitgliederstammtisch einräumte. Es ist also so gut wie kein Geld für Neuverpflichtungen vorhanden. Sportchef Horst Heldt und Trainer Markus Gisdol drängen allerdings aus verständlichen Gründen auf baldige Transfers. Es bleiben aktuell nur noch zwei Wochen Vorbereitung auf die neue Saison. Zudem ist sich der FC mit den Stürmern Robin Hack (Nürnberg) und Streli Mamba (Paderborn) einig. Es hakt an den fälligen Ablösesummen, im Fall von Mamba hat Paderborn schon zwei FC-Angebote abgelehnt. Für die Kölner geht es bei den Verpflichtungen um ein kalkulierbares, finanzielles Risiko. Eine Summe zwischen fünf und acht Millionen Euro für beide Spieler scheint aufgrund der angespannten finanziellen Lage des Clubs kaum realisierbar, obwohl der FC zur Überbrückung der Saison mit fremdem Geld (u.a. KFW-Kredit) plant. Möglicherweise hilft ja der erhoffte Erlös aus dem Weiterverkauf von Serhou Guirassy (siehe Splitter) Horst Heldt auf seiner Einkaufstour mit leerem Portemonnaie.