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Dominick Drexler im InterviewSein Motto zum Bundesligadebüt: „Aufsaugen und Genießen“

Lesezeit 5 Minuten
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Johannes Geis (l) und Dominick Drexler feiern den Aufstieg in die Bundesliga.

  1. Im Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger berichtet Dominick Drexler über seine Fußballkarriere und worauf er sich bei seinem Bundesligadebüt besonders freut.
  2. Schon mit 19 Jahren stand er mit Bayer Leverkusen im deutschen Jugendfinale.
  3. Jedoch dauerte es nochmal zehn Jahre bis er den Sprung in die Bundesliga schaffte.

Köln – Alles andere als geradlinig verlief die bisherige Fußballkarriere von Dominick Drexler. Über seinen langen Weg in die Bundesliga unterhielt sich der Offensivspieler des 1. FC Köln mit Joachim Schmidt.

Herr Drexler, mit 19 Jahren standen Sie mit Bayer Leverkusen im deutschen Jugendfinale. Zehn Jahre mussten Sie seither warten, um erstmals in der Bundesliga spielen zu können.

Das stimmt. Aber damals in der Jugend habe ich mir gar nicht so viele Gedanken über eine Bundesligakarriere gemacht. Das kam erst nach dem Wechsel zu den Senioren, als ich unter Jupp Heynckes zwei Mal im Bundesliga-Kader stand. Natürlich hätte ich gerne mit zwanzig in der Bundesliga gespielt. Aber mit 29 ist es genauso gut.

Was sagt Ihr Karriereweg über die Nachwuchsförderung in Deutschland?

Ausgebildet wurde ich ja auch im Nachwuchszentrum eines Spitzenvereins. Einige meiner Mitspieler waren damals vielleicht kompletter als ich. Gefühlt wurde da viel mehr auf die Physis geachtet als auf das Spielerische. Damit möchte ich nicht den Eindruck erwecken, als habe man mich damals nicht entdeckt. Aber ich würde sagen, dass ich früher schon auf einem ähnlichen spielerischen Niveau agiert habe.

Um dorthin zu kommen, wo Sie jetzt sind, mussten Sie einen langen Weg voll von Umwegen und Sackgassen gehen.

Absolut. Man bekommt selten etwas geschenkt. Dennoch finde ich meinen Weg nach wie vor sehr charmant. Da steckt harte Arbeit und viel Ehrgeiz drin. Daraus habe ich nicht nur für meine Karriere als Spieler gelernt, sondern fürs Leben. Man nimmt nicht alles als selbstverständlich hin – solche Bedingungen, wie wir sie in Kitzbühel und Donaueschingen hatten, kann man noch mehr genießen, weil man das auch schon anders kennengelernt hat. In der Rückschau ist mein Weg für mich positiv verlaufen.

Manch einer würde aber aufgegeben haben.

Ganz bestimmt. Sich Jahr für Jahr neu zu motivieren und für seinen Sport zu leben, ist die größte Herausforderung. Hätte ich es nicht geschafft, würde ich jetzt sicher mit einem anderen Gefühl darauf zurückblicken.

Wie wichtig war der Glaube an die eigenen Fähigkeiten?

Ich glaube, dass jeder Mensch Selbstzweifel in sich trägt, selbst die erfolgreichsten. Natürlich war ich mir nicht immer sicher, ob ich es noch bis in die Bundesliga schaffen würde. Ich wusste aber auch, dass ich fußballerische Qualität besitze. Das allein aber reicht nicht. Da hatten andere Spieler mehr – und haben es dennoch nicht nach oben geschafft. Es gibt so viele Dinge, die deinen Weg im Fußball beeinflussen, man muss nur schauen, wie sich beispielsweise Verletzungen oder ein Trainerwechsel auswirken.

Zur Person

Dominick Drexler (29) begann das Fußballspielen mit fünf Jahren bei seinem Bonner Stadtteilverein 1. SF Brüser Berg. Es folgte der Wechsel zum Bonner SC. Mit 16 Jahren ging es für eine Saison zu Alemannia Aachen, dann bis zum Alter von 20 Jahren zu Bayer 04 (A-Jugend-Bundesliga und Regionalliga). Bei RW Erfurt gab er 2010 in der 3. Liga sein Profi-Debüt. 2013 ging es für ein Jahr zu Bundesligaabsteiger Greuther Fürth, dann bis 2016 mit dem VfR Aalen von der 2. in die 3. Liga. Den umgekehrten Weg nahm Dominick Drexler bis 2018 bei Holstein Kiel. Nach einer dreiwöchigen Zugehörigkeit im Juli 2018 beim damals dänischen Meister FC Midtjylland wechselte er für vier Millionen Euro zum 1. FC Köln. (JoS)

Wer oder was hat Ihnen besonders geholfen, dorthin zu kommen, wo Sie heute sind?

Die Zeit in Kiel mit Markus Anfang – als Mensch und mit seiner Spielidee – kam mir sehr zugute.

Dann muss Sie seine Entlassung beim FC kurz vor Saisonende getroffen haben.

Ja, natürlich ist das traurig, vor allem, wenn man so lange zusammengearbeitet hat. Aber so ist das Geschäft, das muss man akzeptieren. Die handelnden Personen hatten ihre Gründe.

Das Verständnis mit dem Trainer ist das eine, das mit den Mitspielern ist ebenfalls wichtig.

Natürlich. In Kiel hatten wir schon eine gute Qualität in der Mannschaft. Aber hier beim FC ist die individuelle Klasse deutlich höher. Das macht es einfacher im Zusammenspiel nach vorne. Wir haben drei Klassestürmer vorne drin.

Für Sie geht es also mehr um die entscheidenden Pässe?

Ja, die finden bei uns meistens auch einen Abnehmer, weil die Laufwege so gut funktionieren.

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Sie hätten bereits in der vergangenen Saison in der Bundesliga spielen können, für Mainz.

Bereits in der Rückrunde der Saison 2017/2018 hatte ich mich für den Wechsel von Kiel nach Midtjylland entschieden. Dann riefen die Mainzer an. Die Transferverhandlungen zogen sich und wurden öffentlich. Das war der Moment, als der FC ins Spiel kam, Markus Anfang sich meldete und fragte, ob ich auf dem Markt sei. Eine Woche später war der Wechsel fix. Auch wenn es über Umwege ging, besser hätte ich es mir nicht ausmalen können: Um die Ecke von Bonn, quasi in der Heimat, für den FC zu spielen – und jetzt in der Bundesliga. Das ist einfach großartig.

Wie malen Sie sich denn Ihr Bundesligadebüt aus?

Ach, da gibt es nichts Spezielles. Ich freue mich auf alles, bei den Stadien angefangen. Auch als Zuschauer war ich noch nie in Dortmund oder auf Schalke. Dann gibt es natürlich Duelle mit früheren Kollegen wie Christoph Kramer oder Kevin Kampl. Letztlich will ich einfach diese spezielle Atmosphäre der Bundesliga, die ich bisher nur aus dem Fernsehen kenne, aufsaugen und genießen.