AboAbonnieren

Das Drama im letzten Akt1. FC Köln scheitert im DFB-Pokal beim Elfmeterschießen

Lesezeit 4 Minuten

Trost im Moment der großen Enttäuschung: Jan Thielmann (l.) richtet Kingsley Ehizibue auf, dessen Fehlschuss die Kölner Niederlage im Elfmeterschießen besiegelte.

Regensburg – Als das Drama den letzten Akt erreicht hatte, legte Steffen Baumgart das Schicksal in die Hände seiner Mannschaft. Der Trainer des 1. FC Köln setzte bei der Wahl der Elfmeterschützen auf einen selbstbestimmten Ansatz, indem er Gefühl und Wille des jeweiligen Spielers darüber entscheiden ließ, wer den Gang zum Punkt antrat. Heraus sprang eine Liste, die ein paar Auffälligkeiten aufwies.

Als es nämlich darum ging, den Fußball-Bundesligisten vor dem drohenden Aus in der ersten DFB-Pokal-Runde 2022/23 zu bewahren, fehlten die Namen mehrerer Führungsspieler auf dem Zettel mit den ersten fünf Schützen. Kapitän Jonas Hector war dort ebenso wenig vertreten wie etwa Spielmacher Mark Uth („Ich habe Adduktorenprobleme“), Dauerläufer Ellyes Skhiri oder Abwehrchef Timo Hübers („Wenn es drauf angekommen wäre, wäre ich schon hingegangen“). Anthony Modeste war dagegen entschuldigt, der Torjäger hatte nach einem Schlag auf die Hüfte aufgeben müssen.

Scheitern fast schon mit Ansage

Stattdessen schritten in Jeff Chabot und Kingsley Ehizibue gleich zwei Abwehrspieler zur Tat, die in der vergangenen Saison noch zu den Reservisten gezählt hatten. Sie scheiterten fast schon mit Ansage durch schwach geschossene Versuche an Petar Stojanovic, dem Helden im Tor des Zweitligisten SSV Jahn Regensburg. Der Traum vom Finale in Berlin, das FC-Trainer Steffen Baumgart abermals als Ziel ausgerufen hatte, war mit dem 5:6 nach Elfmeterschießen (2:2, 1:2) bereits zerplatzt, als der Kampf um die begehrte Trophäe noch gar nicht richtig angelaufen war.

Statistik

Jahn Regensburg - 1. FC Köln 6:5 n.E. (2:1, 2:2, 2:2)

Regensburg: Stojanovic; Saller, Breitkreuz, J. Elvedi, Guwara (79. Kennedy); Gimber, Thalhammer; Shipnoski (96. Gouras), Mees (79. Makridis); Owusu (96. Yildirim), Albers (113. Caliskaner).

Köln: Horn; Schmitz (101. Ehizibue), Hübers, Chabot, Pedersen (56. Hector); Skhiri; Ljubicic, Uth, Kainz (86. Mai-na); Adamjan (56. Thielmann), Modeste (94. Lemperle).

SR.: Brych (München).

Zuschauer: 13 236.

Tore: 1:0 Albers (18.), 2:0 Owusu (27.), 2:1 Uth (28.), 2:2 Ljubicic (63.).

Elfmeterschießen: 1:0 Makridis, 1:1 Ljubicic, 2:1 Thalhammer, Stojanovic hält von Chabot, Horn hält von Saller, 2:2 Maina, 3:2 Yildirim, 3:3 Thielmann, 4:3 Gimber, Stojanovic hält von Ehizibue.

Es war ein Déjà-vu der bitteren Art, das die Geißböcke am Samstag im Jahnstadion erlebten. Vor anderthalb Jahren hatten sie sich schon einmal mit einer Niederlage vom Punkt in Regensburg aus dem Pokal verabschiedet. Damals wie heute fiel auf, dass sich nicht durchweg die potenziell besten FC-Spieler den Ball schnappten, als es drauf ankam. Auch im vergangenen Januar im Achtelfinale gegen den Hamburger SV hatten die Kölner im Elfmeterschießen den Kürzeren gezogen.

Nervenbammel bei den Elfmeterschützen

Steffen Baumgart erklärte die Wahl der Schützen nun wie folgt: „Wir fragen die Jungs bei den Elfmeterschützen. Dann geschieht es aus der Situation heraus, dass die Jungs entscheiden, wer da rangeht und wer nicht“, berichtete der FC-Trainer. Er selbst habe damit „ganz wenig zu tun. Ich möchte da auch keinen reindrängen, wenn ich ehrlich bin. Das ist schon keine so einfache Situation.“ Christian Keller deutete an, dass Nervenbammel wohl eine Rolle gespielt hatte.

Tigges-Debüt

Trotz sechsfacher Profi-Unterstützung hat die U21 des 1. FC Köln ihr erstes Saison-Heimspiel in der Regionalliga West gegen Schalke 04 II mit 1:3 (1:1) verloren. Denis Huseinbasic hatte die Führung markiert (15.). Zwei späte Tore entschieden die Partie, in der Debütant Steffen Tigges nach seiner Verletzung eine Stunde Spielpraxis sammelte. (tca)

„Grundsätzlich will ja jeder Spieler, der schießt, auch treffen, aber dem einen oder anderen ist das Herz vielleicht ein bisschen in die Hose gerutscht“, erklärte der FC-Geschäftsführer, der nicht weiter ins Detail gehen wollte. „Das bleibt in der Kabine.“ Die überzeugenderen Elfmeter hatte Keller jedenfalls aufseiten des Zweitligisten gesehen: „Im Elfmeterschießen hatte Regensburg mehr Zutrauen in die Abschlüsse als wir.“

Baumgart hadert mit System-Ausfall

Während der 43-Jährige im Bauch des Jahnstadions Rede und Antwort stand zum missratenen Saisonstart, dröhnte aus der Kabine des Siegers der „Modeste-Song“. Keller blieb an seiner langjährigen Wirkungsstätte ruhig und sachlich und sprach lieber über den Grund, warum es aus Sicht des Bundesligisten erst gar nicht so weit hätte kommen dürfen. „Der Gegner hat sein Herz auf dem Platz gelassen, war aber irgendwann auch sehr müde. Da hätten wir das dritte Tor schießen müssen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Kölner waren in einer unsortierten ersten halben Stunde durch Andreas Albers (18.) und Prince Owusu (27.) mit 0:2 ins Hintertreffen geraten. Mark Uths herrlicher Anschlusstreffer (28.) sowie die Umstellung von einem auf zwei defensive Mittelfeldspieler ließen das Geschehen immer stärker zu FC-Gunsten kippen. „Wir haben das Zentrum vorher nicht geschlossen bekommen“, haderte Baumgart mit dem System-Ausfall.

Fortan hatte der FC die Partie aber gut im Griff. Dejan Ljubicic vollendete einen Spielzug zum überfälligen 2:2-Ausgleich (63.). Die Kölner drängten gegen körperlich taumelnde Regensburger auf die Entscheidung, trafen aber einfach nicht mehr. „Sportlich und wirtschaftlich ist das richtig scheiße“, schimpfte Christian Keller über das frühe Aus. „Wir haben Euros liegen gelassen, die uns gut getan hätten.“