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„Wir fahren enttäuscht nach Hause“Kämpferischer FC verliert mit 0:2 in Dortmund

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Dortmunds Julian Brandt und Kölns Salih Özcan kämpfen um den Ball.

Dortmund – Der Signal Iduna Park wäre ein guter Ort für das nächste erste Mal des 1. FC Köln gewesen. Es war vor knapp einem Jahr, als die Geißböcke am 9. Spieltag durch einen Doppelpack von Ellyes Skhiri unerwartet ihren ersten Sieg in der Bundesliga-Saison 2020(21 einfahren konnten. Am Samstag fuhr der FC wieder als Außenseiter zu Borussia Dortmund und hatte am zehnten Spieltag der Spielzeit 21/22 den ersten Auswärtssieg als Ziel ausgerufen.

Die Möglichkeiten waren da, doch trotz eines sehr starken Auftritts erweiterten die Kölner am Ende ihre recht grausame Bilanz bei den Westfalen. Das 0:2 (0:1) durch Treffer von Thorgan Hazard (40.) und Stefan Tigges (63.) vor 66.709 Zuschauern belegte, dass Dortmund ein schwieriges Pflaster für die Kölner ist, die von den nun 46 Bundesliga-Auftritten beim BVB nur sieben für sich entscheiden konnten.

Komplimente vom Coach

„Bis auf das Ergebnis bin ich zufrieden. Wir haben vieles von dem, was wir uns vorgenommen haben umgesetzt. Was am Ende nicht geklappt hat, ist die Tore zu machen und die sind im Fußball entscheidend. Kompliment, wie die Jungs aber nach dem 0:1 und auch nach dem 0:2 drangeblieben sind. Wir sind auf dem richtigen Weg“, analysierte FC-Coach Steffen Baumgart. Sein Vizekapitän sah es ähnlich: „Wir haben uns viel vorgenommen und hätten auch etwas holen können, wenn wir vorne etwas zielstrebiger gewesen wären. Wir fahren enttäuscht nach Hause“, sagte Rafael Czichos.

Baumgart hatte sein Aufstellungs-Paket wieder mit einer kleinen Überraschung versehen. Mit Luca Kilian und Timo Hübers baute der FC-Coach erstmals in dieser Saison auf seine beiden schnellsten Innenverteidiger. Für den in der BVB-Jugend ausgebildeten Kilian war die Startelfnominierung eine besondere Ehre, stand der 22-Jährige auf dem Platz doch seinem großen Idol Mats Hummels gegenüber.

Sechs Veränderungen in der ersten Elf

Baumgart kehrte im Vergleich zum 2:0-Pokalsieg am Mittwoch in Stuttgart wieder zum gewohnten 4-1-3-2-System mit Dejan Ljubicic auf der Sechs zurück. Die offensiveren Halbpositionen im Mittelfeld besetzten Jan Thielmann und Salih Özcan, in der Spitze lief Mark Uth neben Anthony Modeste auf. Insgesamt nahm Baumgart nach dem Sieg beim VfB sechs Veränderungen in der ersten Elf vor.

Weil es inzwischen ein Fakt ist, dass es beim FC keine A- und keine B-Elf gibt, fanden die Geißböcke auch beim Champions League-Teilnehmer und zu Hause noch verlustpunktfreien Tabellenzweiten schnell in die Partie. Die Baumgart-Elf attackierte die Dortmunder früh und schob so das eigene Spiel weit in die Hälfte der Schwarz-Gelben. Der FC attackierte nicht nur, er gewann angeführt von den willensstarken Hübers und Özcan auch die wichtigen Zweikämpfe und damit viele Bälle.

70 Prozent Ballbesitz nach 30 Minuten

Nach einer halben Stunde verzeichneten die Kölner fast 70 Prozent Ballbesitz und hätten auch vorne liegen können. Ein Treffer von Mark Uth blieb die Anerkennung verwehrt, weil ihm beim erfolgreichen Dribbling gegen Marin Pongracic der Ball gegen die Hand gesprungen war (16.). Und als Ondrej Duda kurz hinter der Mittellinie einfach mal abzog, weil Gregor Kobel zu weit vor seinem Kasten postiert war, verhinderte der BVB-Keeper im Zurücklaufen gerade so noch das 0:1 (20.).

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Der FC trat wie eine Heimmannschaft auf und ließ die Dortmunder kaum in die gefährlichen Räume. Erst als Ex-FC-Spieler Marius Wolf auf links mit einem beherzten Antritt Uth und Kilian stehen ließ, stockte den 3500 Kölner Anhängern im Signal-Iduna-Park der Atem. Marco Reus traf den Ball freistehend aus 13 Metern aber nicht richtig (25.). Nach einem Leichtsinnsfehler von FC-Kapitän Jonas Hector rutschte Reus dann nur knapp an einer Hereingabe von Thomas Meunier vorbei (34.).

Mit 1:0-Führung in die Pause

Die Hausherren waren im Spiel und gingen mit einer 1:0-Führung in die Pause, obwohl der FC nach 45 Minuten bei den Torschüssen mit 7:3 vorne lag. Nach einem langen Ball von Manuel Akanji irritierten sich Kilian und Hübers, so dass Julian Brandt per Kopf auf Jude Bellingham ablegen konnte. Der junge Engländer fand den einlaufenden Thorgan Hazard, der aus sechs Metern keine Mühe hatte einzuköpfen (40.).

Die Dortmunder Führung änderte den Spielfilm nicht. Der FC bestimmte auch nach dem Wechsel gleich wieder die Szenerie und kam durch Anthony Modeste zu zwei passablen Abschlüssen (49./50.). Es fehlte allein etwas Präzision, wie bei den nächsten Gelegenheiten von Uth (55./57.), der zweimal das Tor verfehlte. „Die Qualität unserer Abschlüsse war nicht hoch genug“, machte Steffen Baumgart aus.

FC bleibt bei Marschroute und Chancenwucher

Was eiskalte Effizienz bedeutet, demonstrierte dann die Borussia. Julian Brandt zirkelte eine von Benno Schmitz unnötig verursachten Ecke auf den Kopf des gerade eingewechselten Stefan Tigges, der sich gegen Thielmann durchsetzen konnte und per Kopf sein erstes Bundesliga-Tor erzielte (63.). Ausgerechnet der Spieler, den die Kölner im Sommer gerne verpflichtet hätten, den die Dortmunder als Back-up von Sturmtank Erling Haaland aber nicht abgeben wollten

Der FC blieb trotz des 0:2 unbeirrt bei seiner Marschroute und seinem Chancenwucher. Modeste zielte zu zentral auf Kobel und hätte wohl besser zu Uth abgespielt (62.). Dann fälschte der BVB einen Linksschuss des eingewechselten Sebastian Andersson so ab, dass er knapp über das Tor flog (66.) und Modeste legte seinen nächsten Versuch rechts vorbei (67.). Die Verzweiflung auf Seiten der Geißböcke wuchs, denn sie waren das bessere Team und lagen trotzdem mit zwei Treffern im Rückstand. Nach 75 Minuten schwand bei den Gästen auch der Glaube, das Spiel noch einmal drehen zu können.

Der BVB schaukelte seinen sechsten Sieg im sechsten Heimspiel dieser Saison nach Hause, während Anthony Modeste als Spiegelbild dieser Partie mit 19:7-Torschüssen aus FC-Sicht auch die letzte Chance vergab. Der Franzose jagte den Ball mit links volley in die regenverhangenen Wolken (86.). „Wir haben gut gespielt und sind enttäuscht. Wir müssen uns aber eben vorwerfen, dass wir die Tore nicht gemacht haben“, fasste Thomas Kessler als Sportlicher Leiter die Partie aus Kölner Sicht noch einmal treffend zusammen.Dortmund: Kobel; Akanji, Hummels, Pongracic (58. Malen); Meunier, Bellingham, Witsel, Wolf (70. Passlack); Brandt (87. Knauff), Hazard (58. Tigges), Reus. – Köln: T. Horn; Schmitz (81. Ehizibue), Kilian, Hübers (65. Czichos), Hector; Ljubicic (81. Schaub); Thielmann (65. Andersson), Duda (59. Kainz), Özcan; Modeste, Uth. – SR.: Petersen (Stuttgart). – Zuschauer: 66.709. – Tore: 1:0 Hazard (40.), 2:0 Tigges (63.). - Gelbe Karten: Meunier, Bellingham; Schmitz, Hübers, Özcan.