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Trotz 0:1-Niederlage gegen WolfsburgKöln spielt in der kommenden Saison europäisch

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Für die Fans des 1. FC Köln gab es trotz der Niederlage kein Halten mehr.

Köln – Das letzte Heimspiel verloren, aber trotzdem gewonnen. Fußball-Bundesligist 1. FC Köln spielt trotz des 0:1 (0:1) am Samstag gegen den VfL Wolfsburg in der kommenden Saison wieder europäisch. Dank des Leverkusener 4:2-Erfolgs in Hoffenheim ist den Geißböcken der siebte Tabellenplatz und die damit verbundene Teilnahme an den Playoffs der Europa Conference League nicht mehr zu nehmen.

Weil die erst vierte Heimniederlage der Saison also nicht den ganz großen Schaden anrichten konnte, und das Team von Trainer Steffen Baumgart am letzten Spieltag immer noch in die Europa League einziehen kann, stürmten die FC-Fans trotz Verbots den Platz, bauten die Tore ab und trugen Anthony Modeste wie im Mai 2017 auf den Händen.

Baumgart „grinst innerlich“

Allerdings deutlich kürzer, denn die Party fiel doch verhaltener aus als vor fünf Jahren. Auch, weil die Spieler schnell in den Katakomben des Rheinenergiestadions verschwanden. Es gibt nächsten Samstag beim VfB Stuttgart noch etwas zu tun oder wie Steffen Baumgart es formulierte: „Die Saison ist noch nicht vorbei.“.

Dem Kölner Cheftrainer fiel es trotz des großen Erfolgs im ersten Moment nach dem Spiel schwer, in Euphorie zu verfallen. Mit einer bitteren Niederlage im Rücken feiert es sich eben nur halb so gut. „Mich ärgert das Ergebnis, nicht die Leistung. Die Jungs sind bis an die Grenzen marschiert. Im Gegensatz zum Spiel in Augsburg haben wir heute aber die Dinger nicht gemacht“, haderte der FC-Coach mit den vergebenen Torchancen.

Von hätte, wenn, aber wollte der 50-Jährige aber nichts wissen. Immerhin wäre bei einem Sieg am 34. Spieltag aufgrund der Freiburger 1:3-Niederlage gegen Union Berlin sogar noch die Champions League möglich gewesen. „Mir ist zwar gerade nicht nach Feiern zumute, aber wenn ich auf die Tabelle schaue, grinse ich innerlich. Platz sieben ist eine Riesensache für den 1. FC Köln. Ich muss der Mannschaft für die gesamte Saison ein großes Kompliment aussprechen.“ 45 Punkte hatte Baumgart intern vor der Saison als Ziel ausgegeben und nach der guten Hinrunde (25 Punkte) auf 50 erhöht. Einen Spieltag vor Ende der Spielzeit 2021/22 stehen die Kölner bei 52. „Und die Saison ist noch nicht vorbei“, sagte der Kölner Trainer.

Köln startet furios

Baumgart hatte die einzige offene Aufstellungs-Frage gegen Wolfsburg mit Jan Thielmann als zweite Spitze neben Anthony Modeste beantwortet. Für den nach seiner Gelbsperre zurückkehrenden Salih Özcan musste Dejan Ljubicic als Härtefall zunächst auf die Bank. Der türkische Nationalspieler hatte sofort Lust auf guten Fußball. Er schickte erst Thielmann gefährlich über außen (2.) und flanke dann aus dem Halbfeld auf den Kopf von Anthony Modeste (3.). Der Franzose brachte den Ball aber nicht am gut reagierenden Pavao Pervan im Wolfsburger Tor vorbei (3.).

Die Kölner wollten keine Zweifel über ihre Europa-Ambitionen aufkommen lassen und starteten furios. Wieder war es Özcan, der diesmal Rechtsverteidiger Benno Schmitz einsetzte. Der kölsche Cafu, der in seiner vierten Saison immer noch auf sein erstes Pflichtspieltor für den FC wartet, schloss aus 16 Metern zwar stark ab, Pervan reagierte aber noch stärker und lenkte den Schuss an den linken Pfosten (6.). Das 1:0 für die von ihren Fans frenetisch angefeuerten Geißböcke schien nur eine Frage der Zeit zu sein.

Als dann aber Özcan in höchster Wolfsburger Not von Maxence Lacroix geblockt wurde (19.), ebbte der Schwung des FC ab. Das lag vor allem am VfL, der sich sortierte und nach und nach Sicherheit in seine Aktionen brachte. Es fiel auf, dass die Gäste im Mittelfeld gegen die Kölner Raute mit Ellyes Skhiri als Sechser die Hoheit gewannen. Max Kruse hätte nach einem Fehler von FC-Abwehrchef Timo Hübers das Spiel auch auf den Kopf stellen können. Der Ex-Nationalspieler traf mit links den Ball aber nicht richtig, so dass FC-Keeper Marvin Schwäbe mühelos parieren konnte (30.).

Ex-Kölner Gerhardt bringt die Wölfe in Führung

Das Team von Trainer Florian Kohfeldt brachte seine individuelle Klasse aber weiter zur Geltung und schockte die Kölner kurz vor der Pause. Lukas Nmecha konnte den Ball im Zentrum unbedrängt an- und aufnehmen und steckte auf Jonas Wind durch. Dessen Querpass verwehrte der Ex-Kölner Yannick Gerhardt mühelos zum 0:1. Der Treffer hielt auch der Überprüfung des Video-Assistenten auf Abseits stand. „Das Tor war wirklich stark herausgespielt“, zollte Steffen Baumgart dem Gegentreffer seinen Respekt.

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Zu Pause war die Baumgart-Elf nicht nur auf Platz sieben der Tabelle und weiter weg von der Europa League gerutscht, sie musste zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Hoffenheimer 2:1-Führung gegen Leverkusen sogar wieder um die Teilnahme an der Conference League bangen. Der FC benötigte mindestens einen Punkt, um Platz sieben zu sichern.

Der FC im Pech

Als Pervan auch ein Dropkick-Geschoss von Florian Kainz stark entschärfte (53.), wurde es im Rheinenergiestadion aber erst einmal ganz still. Kruse und Ridle Baku hebelten mit einem doppelten Doppelpass die linke Seite des FC aus. Baku flankte flach an den Fünfer, wo Nmecha kompromisslos vollendete. Diesmal aber kassierte der Video-Assistent den Treffer wegen einer Abseitsstellung von Nmecha zurecht ein (55.).

Das nicht gegebene 0:2 entfaltete sofort seine Wirkung. Angestachelt von ihrem Anhang drückten die Geißböcke vehement auf den Ausgleich. Das Pech blieb dem FC aber treu, denn ein abgefälschter Kainz-Versuch trudelte hauchdünn am rechten Pfosten vorbei (59.). Nach gut einer Stunde kam Ljubicic für Thielmann. Die folgenden Abschlüsse von Jonas Hector (64.), Modeste (69.) und Schmitz (72.) waren aber kein Problem für VfL-Keeper Pervan.

Europäisches Geschäft dank Leverkusen-Sieg

Es spielten nur noch die Kölner, die den Strafraum der Wolfsburger regelrecht belagerten. Mark Uth machte aber einen Schlenker zu viel (73.) und Modeste fand auch mit einem vierten Kopfball seinen Meister in Pervan (74.). Das Stadion stand trotzdem Kopf, denn Moussa Diaby traf für Leverkusen in Hoffenheim zum 2:2 (73.). Die Playoffs der Conference League waren wieder zum Greifen nah.

Während die Kölner auf dem Rasen weiter am 1:1 schufteten, sang ihr Anhang nach Leverkusens 3:2 durch Patrik Schick (76.) längst wieder beseelt vom Einzug in den Europapokal. Den ganz großen Traum von der Champions League musste der FC am 33. Spieltag zwar begraben, aber schon die Playoffs der Conference League (18. und 25. August) sind eben viel mehr als jeder dem Fast-Absteiger der vergangenen Saison zugetraut.

Und kommenden Samstag kann mit einem Sieg beim VfB Stuttgart und Schützenhilfe aus Bochum gegen Union daraus ja immer noch die Europa League werden. „Es ist komisch, Glückwünsche anzunehmen, obwohl man verloren hat. Aber wenn ich sehe, wo wir nach der letzten Saison herkommen, sollten wir Europa richtig genießen“, fasste Anthony Modeste die Dinge des 7. Mai 2022 zusammen. Kurz zuvor war er in der letzten Sekunde der Nachspielzeit noch einmal frei vor dem Tor an Pervan gescheitert. Mehr als die Gewissheit über die Conference League, war an diesem Samstag nicht drin.

Köln: Schwäbe; Schmitz (81. Schindler), Kilian (87. Lemperle), Hübers, Hector; Skhiri; Özcan, Uth (87. Duda), Kainz (81. Schaub); Thielmann (62. Ljubicic), Modeste. – Wolfsburg: Pervan; Baku, Lacroix, Brooks, Van de Ven (68. Vrancks); Arnold; Schlager, Gerhardt; Wind 890.+2 Bialek), L. Nmecha (87. Lukebakio), Kruse (68. F. Nmecha). – SR.: Stieler (Hamburg). – Zuschauer: 50.000. – Tor: 0:1 Gerhardt (43.).