Köln – Anthony Modeste war nicht aufzuhalten. Gerade hatte der Torjäger des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln zum späten 2:2 (1:2)-Unentschieden gegen Union Berlin eingeköpft, als er einen fulminanten Lauf in Richtung Auswechselbank hinlegte. Dort sprang der Franzose erst in die Arme von Assistent Kevin McKenna, ehe er sich auch noch die Schiebermütze von Cheftrainer Steffen Baumgart stibitzte und aufsetzte.
Die Erleichterung war groß in Müngersdorf, schließlich verhinderten die Saisontore Nummer sieben und acht des Franzosen die erste Heimniederlage in dieser Spielzeit. Baumgart beschäftigten hinterher jedoch vor allem die Pfiffe, die seine Mannschaft in einer schwierigen Partie gegen einen Teilnehmer aus der Europa Conference League kassiert hatte.
Erster Treffer nach sieben Minuten
„Warum müssen die Jungs Sorge haben, dass sie einen Fehler machen? Das hat mich enttäuscht. Wir haben gesagt, dass wir einen Weg gehen. Diesen Weg erwarte ich von allen“, polterte der 49-Jährige, der seine Spieler ausdrücklich lobte: „Die Jungs haben gegen eine der besten Kontermannschaften weiter mutig gespielt, auch wenn sie von draußen Druck gespürt haben.“
Dabei hatte der Sonntagabend im Rheinenergiestadion mit Jubel begonnen. Ausgangspunkt war eine starke Balleroberung von Salih Özcan, nach der die Kölner zügig den Vorwärtsgang einlegten. Özcan spielte einen Doppelpass mit Mark Uth und legte den Ball dann raus zu Florian Kainz. Der Österreicher drosch die Kugel aus 25 Metern fulminant an das Quergestänge. Von dort flog das Spielgerät auf den Oberschenkel von Anthony Modeste, der keine Probleme hatte abzustauben (7.).
1:1 nach nur zwei Minuten Führung
Doch nur zwei Minuten später stand es auch schon 1:1. Nach einem Kölner Ballverlust in der eigenen Hälfte behinderten sich Benno Schmitz und Timo Hübers gegenseitig. Union kombinierte sich zur rechten Seite durch, wo Julian Ryerson Maß nahm und den Ball um den passiven Jonas Hector herum ins kurze Eck drehte. Timo Horn konnte mit unglücklichem Bewegungsablauf nur noch hinterherschauen.
Nach aufregenden Anfangsminuten nahm die Partie den von Baumgart angekündigten umkämpften Verlauf, bei dem klare Torchancen vorerst ausblieben. Der FC tat sich schwer, gegen energisch anlaufende Köpenicker strukturiert hinten raus zu spielen und musste bei den sich mehrenden Rückpässen zu Horn frühzeitig Unmutsbekundungen des Publikums hinnehmen.
Schlimmer Fehlpass von Czichos
Gegen Ende des ersten Abschnitts wurden die Kölner wieder gefährlicher. Erst strich ein Modeste-Kopfball nach Flanke von Kainz am Pfosten vorbei (38.), dann scheiterte Ondrej Duda am Außennetz (40.). Umso ärgerlicher, dass der FC mit Ablauf des ersten Durchgangs ins Hintertreffen geriet. Und erneut war es aus Sicht der Gastgeber viel zu einfach gegangen. Dem schon zuvor unsicheren Innenverteidiger Rafael Czichos unterlief im Aufbau an der linken Außenlinie ein schlimmer Fehlpass. Grischa Prömel nahm das Geschenk auf, kombinierte sich mit Genki Haraguchi ins Strafraumzentrum und schloss flach ab, Timo Hübers fälschte noch leicht ab (45.). Die Kölner waren ob ihres Rückstandes aus dem Nichts geschockt. Es war noch immer nicht Pause, als Taiwo Awoniyi den Ball aus der Drehung drüber jagte und das 1:3 verpasste.
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Nach Wiederbeginn bot sich ein ähnliches Bild. Der FC verfügte über haushohen Ballbesitz, wusste gegen nicht mehr ganz so hoch anlaufende Gäste damit aber lange Zeit wenig anzufangen. Etwas zwingender wurde es vorerst nur, als Dejan Ljubicic (51.) und Jonas Hector (76.) aus der Distanz abzogen. Dazwischen hatte der Kapitän einen Kainz-Freistoß haarscharf verfehlt (54.).
Späte Erleichterung in Müngersdorf
Der Großteil der 49 000 Zuschauer wurde immer ungeduldiger, die Pfiffe ertönten häufiger und lauter. Der FC steuerte auf die dritte Niederlage in den jüngsten vier Ligaspielen zu, ehe ihm kurz vor Schluss doch noch der Ausgleich gelang. Der starke Kainz schlug eine Ecke an den kurzen Pfosten, wo sich Modeste geschickt von Timo Baumgartl löste und ins lange Eck einköpfte (86.). „Mehr als verdient“, befand Baumgart.
Beinahe hätten sich die Kölner sogar noch mit einem Sieg in die Länderspielpause verabschiedet. Kainz setzte einen Aufsetzer aus kurzer Distanz jedoch drüber (88.), was seinen Trainer hadern ließ: „Ich bin nicht zufrieden. Wir hätten das Spiel über 90 Minuten gesehen gewinnen müssen. Doch der Spielverlauf hat das nicht möglich gemacht.“