Köln – Der Montag brachte nichts als Stille. Zwei Tage nach dem rauschenden Fußball-Fest beim 2:1-Heimsieg des 1. FC Köln gegen den VfL Bochum lag das Geißbockheim ruhig im Grüngürtel. Die Mannschaft hatte den zweiten Tag in Folge trainingsfrei und von möglichen Neuzugängen oder weiteren Abgänge war einen Tag vor Schließung des Sommer-Transfensters für die Fußball-Bundesligisten nichts auszumachen. Es gab also weder ein Millionen-Angebot für Ellyes Skhiri noch bat irgendein anderer FC-Profi um Freigabe für eine neue Aufgabe. Und weil bislang keiner geht, konnte noch kein anderer kommen. So einfach ist das in diesen Tagen beim 1. FC Köln.
Jonas Hector erinnert an Leonardo Spinazzola
Wer hätte das gedacht vor Beginn der Saison 2021/22? Natürliche brauche der FC noch Verstärkungen. Auf beiden Außenverteidiger-Positionen war der Bedarf angesichts der Besetzung mit Benno Schmitz, Kingsley Ehizibue und Noah Katterbach doch groß – und im Sturm sowieso. Die Erfahrungen, die die Kölner vergangene Saison unter Trainer Markus Gisdol mit Anthony Modeste und Sebastian Andersson als Offensiv-Duo hatten machen müssen, sollten lehrreich genug gewesen sein.
Zu- und Abgänge
18 Spieler hat der 1. FC Köln hat in der Sommertransferiode bislang abgegeben und fünf neu dazu geholt. Eine Übersicht:
Zugänge: Mark Uth (Schalke 04, ablösefrei), Dejan Ljubicic (Rapid Wien, ablösefrei), Marvin Schwäbe (Bröndby Kopenhagen, ablösefrei), Timo Hübers (Hannover 96, ablösefrei), Luca Kilian (Mainz 05, ausgeliehen).
Abgänge: Elvis Rexhbecaj, Emmanuel Dennis, Tolu Arokodare, Marius Wolf, Ron-Robert Zieler (alle Leihende), Marco Höger, Max Meyer (beide Vertragsende), Yan-Auel Bisseck (Aarhus GF, Leihe), Robert Voloder (NK Maribor, Leihe), Dimitrios Limnios (Twente Enschede, Leihe), Marcel Risse (Viktoria Köln, ablösefrei), Lasse Sobiech (Darmstadt 98, ablösefrei), Julian Krahl (Viktoria Berlin, ablösefrei), Dominick Drexler (Schalke 04, ablösefrei), Vincent Koziello (KV Oostende, ablösefrei), Joao Queiros (GD Cahves, ablösefrei), Ismail Jakobs (AS Monaco, 8 Millionen Euro), Sebastiaan Bornauw (VfL Wolfsburg, 14,5 Millionen Euro).
Verpflichtet hat der FC bislang aber nur Luca Kilian. Einen 21-jährigen Innenverteidiger, der vom 1. FSV Mainz mit einer Kaufoption bis Ende dieser Saison ausgeliehen ist. Kein Außenverteidiger, kein Stürmer, sondern ein Spieler, den Trainer Steffen Baumgart aus der gemeinsamen Zeit beim SC Paderborn gut kennt und den er unbedingt haben wollte. Der 49-Jährige sah den größten Bedarf also in der Innenverteidigung. Dort hat der FC Sebastiaan Bornauw an den VfL Wolfsburg verloren und mit Timo Hübers einen Ersatz gefunden, der schon nach dem ersten Spieltag verletzt ausgefallen ist.
Was die anderen Problemfelder angeht, sind Baumgart und sein Trainerteam in den eigenen Reihen fündig geworden. Natürlich auch, weil sie es aus finanziellen Zwängen mussten, aber vor allem, weil sie es angesichts des vorhandenen Potenzials konnten. Auf der linken Abwehrseite hat Baumgart die Verletzung von Jannes Horn und die fehlende Form von Katterbach durch Jonas Hector kompensiert. Was angesichts von Hectors Klasse als Mittelfeldspieler kaum vorstellbar war, aber nahe lag. Immerhin ist der Kapitän über die Position des Linksverteidigers zu einem Bundesliga- und Nationalspieler geworden. Und Hector ist ein solch cleverer Fußballer, dass er seine alte Position in der neuen Struktur von Baumgarts Spielidee anders interpretieren kann. In etwa so wie Leonardo Spinazzola bei der EM, als der laufstarke italienische Linksverteidiger überall auf dem Platz zu finden war und zum Symbol für den flexiblen Fußball des Europameister s wurde. Mit Hector hinten links hat Baumgart zudem den Konkurrenzkampf im Mittelfeld entzerrt. Dort also, wo ihm ein Überangebot an Möglichkeiten vorliegt.
Ruf nach neuem Stürmer erstummt
Auf der rechten Abwehrseite der Kölner ist derweil Benno Schmitz aus seinem Schatten getreten. Der gebürtige Münchner hat bei seinen beiden Einsätzen nicht weniger als 15 Flanken aus dem Feld geschlagen. Ligaweit kommt nur Borna Sosa auf einen besseren Wert und der Stuttgarter Linksverteidiger hat für seine 21 Flanken drei Spiele benötigt. Schmitz kommt nur auf zwei Spiele, weil Steffen Baumgart mit Kingsley Ehizibue taktisch andere Möglichkeiten besitzt und sie auch nutzt: „Bei den Bayern hatten wir mehr Raum und haben auf Ehizis Geschwindigkeit gesetzt. Gegen Bochum waren es weniger Räume und deshalb haben wir uns für Benno entschieden.“ Besorgniserregende Defizite rechts hinten waren in keinem Spiel auszumachen. Im Gegenteil: Schmitz lieferte gegen Bochum sein bestes Spiel im FC-Trikot ab.
Die Rufe nach einem neuen Stürmer hat Tony Modeste mit zwei Toren und starken läuferischen Leistungen in den ersten drei Spielen verstummen lassen. Und Sebastian Andersson hielt als zweite Spitze gegen Bochum 71 Minuten lang durch. „Es gab hier schon den ein oder anderen Abgesang. Schön zu sehen, dass die Jungs doch etwas können“, lobte Baumgart.
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Hinter den beiden erfahrenen Angreifern scharrt Tim Lemperle mit den Hufen. Der 19-Jährige offenbarte gegen Bochum sein Potenzial und erzielte im dritten Bundesligaspiel sein erstes Tor. Während und nach dem 2:1-Heimsieg war es kein Thema, dass mit Mark Uth und Jan Thielmann zwei Offensiv-Stammspieler ausgefallen waren. Für junge Spieler wie Lemperle ist es eben leichter, sich in einem funktionierenden Team zu entwickeln, als gleich die Last der Verantwortung zu spüren. Deshalb ist es vorstellbar, dass auch ein Marvin Obuz (19) bald den Sprung schaffen kann.