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Bayer LeverkusenDer Meister geht mit Stabilität in die intensiven Wochen

Lesezeit 4 Minuten
Viel diskutiert: der Zweikampf zwischen Leverkusens Jonathan Tah (l.) und Frankfurts Hugo Ekitike.

Viel diskutiert: der Zweikampf zwischen Leverkusens Jonathan Tah (l.) und Frankfurts Hugo Ekitike.

Bayer 04 Leverkusen hat dem Druck gegen Eintracht Frankfurt standgehalten und beim 2:1-Heimsieg seine Qualitäten gezeigt.

Das Spiel war längst abgepfiffen, als im Pressekonferenzraum der BayArena ein letztes Duell zwischen Bayer 04 Leverkusen und Eintracht Frankfurt anstand. Mit Dino Toppmöller und Xabi Alonso saßen sich die Trainer der beiden Bundesliga-Topteams gegenüber und stritten über die letzte und entscheidende Szene der Partie mit den Hauptdarstellern Hugo Ekitiké und Jonathan Tah.

„Das ist ein klarer Elfmeter“, eröffnete Frankfurts Toppmöller den Zweikampf und begründete: „Hugo steht in der Luft, dann kommt der Kontakt von hinten. Dadurch hat er drei Meter vor dem leeren Tor die Balance verloren. Wenn man das nicht überprüft, brauchen wir den Videoschiedsrichter nicht.“ Aus Frankfurter Perspektive eine nur allzu verständliche Sichtweise, die auch Sportvorstand Markus Krösche vertrat: „Das ist eine klassische Szene, in der du sagst: Schau' es dir doch noch einmal an. Es war kein großartiges Foul, aber letztlich hat es gereicht, dass die Torchance verhindert wurde. Es ist für mich Elfmeter.“

Alonso gewinnt auch verbales Duell gegen Toppmöller

Die Leverkusener hatten gute Gegenargumente: „Man darf ja Menschen berühren. Das Spiel ist nicht kontaktlos, es fallen am Ende beide hin“, bewertete Sportchef Simon Rolfes das Luftduell vor der Torlinie. Und Xabi Alonso reagierte für seine Verhältnisse relativ emotional auf die Zweikampf-Eröffnung seines Kollegen Toppmöller: „Das sehe ich anders“, schoss es aus dem Bayer-Coach heraus, der Tah für seine Rettungstat rühmte: „Das war eine sehr intelligente Aktion von Jona, ein normaler Kontakt, ich habe keinen Elfmeter gesehen. Ich verstehe die Sicht meines Kollegen, er sollte meine auch verstehen.“

Gefühlt ging damit auch das letzte Duell des Tages an Bayer 04 und wie zuvor beim 2:1 (1:1)-Heimsieg konterte der deutsche Fußball-Meister in Person Alonsos eine Attacke des Gegners. Nachdem Victor Boniface einen umstrittenen Elfmeter für die Hausherren kläglich vergeben hatte (9.), brachte der im Duett mit seinem Sturmpartner Ekitiké umtriebige Omar Marmoush die Eintracht durch einen verwandelten Strafstoß mit seinem neunten Saisontreffer in Führung (16.).

Zur Qualität eines Topspielers gehört, sich schnell auf Situationen einstellen zu können und mit Druck umzugehen.
Simon Rolfes, Sportchef Bayer 04 Leverkusen

Robert Andrich, der den ebenfalls umstrittenen Elfmeter durch ein unglückliches Foul an Marmoush verursacht hatte, gab die Antwort, als er nach einem fantastischen Spielzug und Doppelpass mit Martin Terrier ausglich (25.).

Der überragende deutsche Nationalspieler stand damit sinnbildlich für das, was Rolfes hinterher so zusammenfasste: „Zur Qualität eines Topspielers gehört, sich schnell auf Situationen einstellen zu können und mit Druck umzugehen. Wir standen heute unter Druck und wollten Frankfurt unbedingt schlagen und in der Tabelle an ihnen vorbeiziehen. Das war eine gute Reaktion und das zeichnet gute Spieler aus“, verwies Bayers Sportchef auf das enttäuschende 2:2 vor der Länderspielpause gegen Holstein Kiel.

Die Reaktion fiel erfreulich aus, weil die Werkself ab Halbzeit zwei die volle Kontrolle hatte, durch die Einwechslungen von Florian Wirtz, Aleix Garcia (64.), Nathan Tella und Patrick Schick (80.) beste Energie von der Bank bekam und bis zur letzten Szene des Spiels mit Tah und Ekitiké konsequent verteidigte. Frankfurt kam trotz Marmoush und Ekitiké auf schmale acht Torschüsse, von denen nur der Elfmeter auf dem Gehäuse von Torwart Lukas Hradecky landete.

Es passte ins Bild, dass ausgerechnet der lange unglücklich agierende Boniface nach Vorarbeit von Wirtz per Kopf den Siegtreffer erzielte (72.) und so seinen Elfmeterfehlschuss ausmerzte. „Auf diesem Spiel können wir aufbauen“, zeigte sich Alonso zufrieden und auch Rolfes lobte: „Es stabilisiert sich. Wir wollen den Druck. Jetzt beginnen die intensiven Wochen.“

Am Mittwoch geht es in der Champions League zu Stade Brest, dann reist der Bayer-Tross am Samstag zu Werder Bremen. Nächste Woche stehen das DFB-Pokalspiel gegen Zweitligist SV Elversberg und der Auftritt des VfB Stuttgart in der BayArena an.

Jubilar Hradecky bedankt sich bei Retter Tah

„Alle haben gemerkt, dass Xabi nach Kiel verärgert war und das hat er an die Mannschaft weitergegeben“, freute sich Kapitän Hradecky, der nach dem 2:2 gegen den Aufsteiger eine Brandrede gehalten hatte. Für den Finnen war die Partie gegen seinen Ex-Club Frankfurt die 300. in der Bundesliga. Er ist der erste ausländische Keeper, der diese Marke geknackt hat.

Ein Jubiläum, das er sich mit einem verunglückten Abwehrversuch kurz vor Schluss fast noch verdorben hätte. Hradeckys Dank ging an Retter Jonathan Tah: „Das hat er gut gemacht. Ich denke, Ekitiké ist zu früh abgesprungen“, erklärte er mit einem verschmitzten Lächeln.