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Bayer 04 LeverkusenDer Meister ist effizient und denkt defensiv

Lesezeit 4 Minuten
Aufsehen erregend: Leverkusens Fußball-Künstler Florian Wirtz (l.) und Victor Boniface.

Aufsehen erregend: Leverkusens Fußball-Künstler Florian Wirtz (l.) und Victor Boniface.

Bayer 04 Leverkusen ist in Rotterdam optimal in die Champions League gestartet und will nun in der Bundesliga nachlegen.

Nach Bayer 04 Leverkusens 4:0 (4:0)-Auswärtssieg bei Feyenoord Rotterdam waren alle Beteiligten von Florian Wirtz Doppelpack und dem kunstvollen Pre-Assist von Victor Boniface zu Alejandro Grimaldos 2:0-Vorentscheidung (32.) entzückt. Seine beiden Treffer zum 1:0 (5.) und 3:0 (36.) sicherten Bayers Nummer zehn gleich bei seinem Champions League-Debüt den Eintrag als jüngster Mehrfach-Torschütze des Wettbewerbs.

Wegen eines Kreuzbandrisses hatte Wirtz die Teilnahme in der Königsklasse vor zwei Jahren noch verpasst. Und beim Versuch Boniface„ angetäuschten Schuss-Pass zu Jeremie Frimpong vor dem 2:0 nachzuahmen, hätten sich normalsterbliche Kicker wohl auch eine schwere Knieverletzung zugezogen. „Das ist seine Qualität“, staunte auch Xabi Alonso über die koordinativ schwer zu timende Aktion seines Stürmers. Dazu ergänzte der zweifache Champions League-Sieger mit Liverpool und Real Madrid: „Ich konnte das nur so ähnlich. Das ist schon Bonis Trick.“

Die Zukunft scheint hell für Flo. Er kann in diesem Wettbewerb zeigen, wie gut er ist.
Xabi Alonso, Trainer Bayer 04 Leverkusen

Wegen Florian Wirtz fühlte sich der Trainer an sein eigenes Königsklassen-Debüt, vor exakt 21 Jahren, mit San Sebastian gegen Olympiakos Piräus erinnert. „Ich bin aber damals nicht „Man of the Match„ geworden“, ordnete der 42-Jährige die Leistung seines Schützlings ein und ergänzte: „Die Zukunft scheint hell für Flo. Er kann in diesem Wettbewerb zeigen, wie gut er ist“.

Diese Möglichkeit hatten im Hexenkessel „De Kuip“, der aufgrund der dominanten Vorstellung des deutschen Meisters nur vor dem Anpfiff seinem Ruf so richtig gerecht wurde, auch acht andere Werkself-Profis. Hatte Alonso in der Europa League im Vorjahr noch viel mehr rotieren lassen, verzichtete er beim niederländischen Vizemeister darauf nahezu komplett. Für „Stabilität in der Defensive, gepaart mit spielerischer Dominanz“ standen Granit Xhaka mit Robert Andrich in der Schaltzentrale ebenso parat, wie die Dreierabwehrkette um Jonathan Tah.

Lukas Hradecky überzeugt im Tor

Lukas Hradecky hielt zwischen den Pfosten die Null. Einzig der rechte Schienenspieler Frimpong, der das 4:1 in Hoffenheim noch als Joker begleitet hatte, stand fünf Tage später für Nathan Tella neu in der Startelf. Nicht nur die beiden Torvorlagen des Niederländers (für Grimaldo und das 3:0 von Wirtz) bestätigten den Plan des Trainers im größten, europäischen Vereinswettbewerb seine bestmögliche Elf antreten zu lassen. Selbst wenn der erste Gegner aktuell nur Platz sieben in der Eredivisie belegt und nahezu chancenlos war.

„Es sieht vielleicht einfach aus, aber es ist sicher nicht einfach“, kommentierte Alonso die „gute, seriöse“ Leistung mit einem besonderen Fokus, „wir waren nicht glücklich, sondern effizient“. Dabei erfreuten den Spanier weniger der Wirtz-Doppelpack oder Boniface„ Zauberpass, sondern das defensiv-denkende Kollektiv.

Erst Wolfsburg, dann die Bayern

„Wir wissen, dass es auf diesem Niveau nicht nur um das Attackieren geht. Gegen gute Mannschaften braucht man Verteidigung“, ließ der zweifache Champions League-Sieger tief blicken und ergänzte: „Wie wir aus dem Pressing von Feyenoord rauskommen, haben wir nach zehn Minuten verstanden. Dann hatten wir bessere Positionen, mehr Kontrolle und auch Räume hinter der letzten Linie“. Die zweite Halbzeit hatten die Leverkusener genutzt, um neue Spieler in allen Mannschaftsteilen zu bringen und das Defensivverhalten mit höher- und tieferstehenden Abwehrreihen zu verinnerlichen.

Bevor das erste Champions League-Heimspiel gegen den AC Mailand ansteht (1. Oktober), warten mit dem VfL Wolfsburg und dem FC Bayern München nämlich auch in der Bundesliga zwei harte Brocken auf den Doublesieger. „Für Sonntag haben wir jetzt einige Möglichkeiten“, deutete Alonso eine größere Personal-Rochade gegen das Team seines Kollegen Ralph Hasenhüttl (15.30 Uhr/DAZN) an.

„Das ist ein harter Gegner“, redete er den Tabellenzwölften stark. „Wir hatten einen super Champions League-Auftakt, aber Rotterdam ist vorbeiweg und jetzt kommt in der Bundesliga unsere tägliche Arbeit.“ Der VfL konnte bislang nur bei Aufsteiger Holstein Kiel gewinnen (2:0) und verlor seine beiden Heimspiele gegen München und Eintracht Frankfurt mit 2:3 und 1:2.


Voraussichtliche Aufstellungen:

Bayer 04 Leverkusen: Kovar; Mukiele, Tah, Tapsoba; Frimpong, Xhaka, Garcia, Grimaldo; Adli, Wirtz, Boniface. — VfL Wolfsburg: Grabara; Vavro, Bornauw, Koulierakis; Baku, Arnold, Özcan, Kaminski, Amoura, Tiago Tomas; Wimmer.