„Es gibt keine Rotation, es gibt nur die nächste Aufstellung“, sagte Xabi Alonso drei Tage nach dem gewonnenen Champions League-Heimspiel gegen den AC Milan und 26 Stunden vor dem nächsten Duell in der BayArena, gegen Bundesliga-Schlusslicht Holstein Kiel. Nonchalant und mit typischem Pokerface ließ sich der Chefcoach von Bayer 04 Leverkusen vor seinem 100. Pflichtspiel mit Bayer 04 nicht in die Karten gucken. Dass er nach der hohen Belastung von fünf Pflichtspielen in 20 Tagen, unmittelbar vor der Länderspielpause, einigen Profis mit wenig Einsatzzeit mehr davon gewähren wird, ist aber sehr wahrscheinlich.

Wo genau er den Hebel ansetzen wird, ließ der Spanier offen. Alonso sprach eher zwischen den Zeilen, als es etwa um einen möglichen Wechsel bei den Torhütern Lukas Hradecky und Matej Kovar oder sonstige personelle Veränderungen ging. „Bis jetzt hat es Lukas sehr gut gemacht“, lobte der Coach seinen im Tor stehenden Kapitän. Anders als in der Vorsaison, als der junge Tscheche Kovar zum „Cup-Keeper“ in der Europa League und im DFB-Pokal auserkoren war, sorgte der zehn Jahre ältere Hradecky nun sowohl in vier Bundesliga- also auch bei den zwei Champions League-Siegen für Sicherheit. Dass Kovar nach der ersten Pokalrunde gegen Jena, nur noch gegen RB Leipzig den Vorzug erhalten und beim 2:3 die einzige Saisonniederlage erlitten hatte, schwächte die Position der als Herausforderer für Hradecky vorgesehenen Nummer zwei.

Xabi Alonso setzt auf Erfahrung

Um das Defensivproblem mit neun Gegentoren in den ersten vier Bundesliga-Spielen zu beheben, setzte Alonso zuletzt auf die erfahrene Achse Hradecky, Jonathan Tah und Granit Xhaka und wurde belohnt. „Gerade sind wir stabil. Es war wichtig, dass wir auch in der Champions League kein Tor bekommen haben“, hob er nach dem 1:1 in München den Zu-Null-Sieg gegen Mailand hervor. Und auch wenn der 42-Jährige ergänzte, dass „dieses Gefühl auch in der Bundesliga“ gebraucht werde, sind personelle Veränderungen nicht auszuschließen.

Der noch sieglose Aufsteiger aus Kiel, der mit der viertschwächsten Offensive (7 Treffer) und der schwächsten Abwehr (17 Gegentore) anreist, wirden deutschen Meister wohl kaum auf höchstem Niveau fordern können. „Matej ist in einem guten Moment“, stellte Alonso seinem tschechischen Reservetorwart den dritten Pflichtspieleinsatz der jungen Saison in Aussicht.

Ob Jeanuël Belocian, nach seinem etwas wackeligen Startelf-Debüt gegen Wolfsburg in die Dreierabwehrkette rutschen wird oder doch Nordie Mukiele, dessen Debüt beim 4:3 gegen die Wölfe nach einem Eigentor und anderen Patzern nach 45 Minuten beedet war, bleibt abzuwarten. Genau wie der Umgang mit Jonas Hofmann. Dieser kam seit der Länderspielpause vor drei Wochen gar nicht mehr zum Einsatz.

„Ich habe gesagt, dass wir jeden Spieler brauchen“, argumentierte sein Coach erst mit der Standardfloskel und wurde dann doch konkreter: „Ich kenne Jonas sehr gut. Er ist ein erwachsener Spieler und ich sehe, dass er bereit ist, wenn ich mich für ihn entscheide.“ Dass dem Ex-Nationalspieler seit seinem 1:0-Siegtor im Pokal gegen Jena, kein Vertrauen mehr entgegengebracht wurde, bezeichnete Alonso mit Blick auf den verletzungsfreien Luxuskader als „normal“. „In jeder Mannschaft, in jedem Verein kann es passieren, dass es mal eine Phase gibt, in der man nicht so viel spielt. Aber das bedeutet nicht, dass ein Spieler nicht wichtig für die ganze Saison ist.“

Leverkusen in der Champions League

Xabi Alonso macht sein nächstes Meisterstück

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Martin Sauerborn

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Gegen den ersten Bundesligisten aus Schleswig-Holstein darf sich Hofmann also Hoffnung machen. Genau wie Patrik Schick, der als Stürmer hinter Victor Boniface noch ohne Pflichtspieltreffer und –vorlage ist. Beim 1:1 in München und auch vor vier Tagen beim 1:0 gegen Milan spielte Schick keine Minute. Alonso wäre aber nicht Alonso, wüsste er nicht um die sensible Psyche seiner Profis.

So kryptisch der Meistertrainer die Rotationsfrage abtat, so deutlich wurde er bei seinem abschließenden Appell an alle Stammspieler oder solche die es werden wollen: „Ich erwarte, dass meine Mannschaft intelligent und erwachsen ist und nicht dumm“, sprach er das Ideal „immer mit der gleichen Motivation zu spielen“ an. „Wenn wir nicht dumm sind, fokussieren wir uns auf die Vorbereitung gegen Kiel genauso, wie gegen Bayern München oder Milan.“

Voraussichtliche Aufstellungen

Leverkusen: Kovar; Mukiele, Tah, Belocian; Tella, Andrich, Palacios, Grimaldo; Hofmann, Schick, Wirtz.

Kiel:Weiner; Becker, Erras, Geschwill; Porath, Holtby, Knudsen, Gigovic, Puchacz; Pichler, Machino. – SR.:Hartmann (Wangen).