EIn historischer Moment für den Bayer 04 Leverkusen. Um 17.37 Uhr stand fest: Der Verein ist ungeschlagener Deutscher Meister.
Bayer 04 mit MeisterschaleHistorischer Augenblick als ungeschlagener Meister
Um 17.37 Uhr war er gekommen. Der Moment auf den Bayer Leverkusen Zeit seiner 120-jährigen Klubgeschichte gewartet hatte. Als Lukas Hradecky die elf Kilogramm schwere Meisterschale am frühen Samstagabend in den Himmel reckte, gab es kein Halten mehr. Nicht nur die um ihren Torwartkapitän versammelte Mannschaft jubelte ekstatisch, auch die 30.210 Zuschauer um sie herum würdigten diesen historischen Augenblick.
„Das ist ein einmaliges Erlebnis“, ordnete Fernando Carro die Jubelarie in der BayArena ein, „darauf haben viele Fans sehr lang gewartet, wir haben ja gefühlt noch nie etwas gewonnen“, fuhr der Geschäftsführer fort. Mit tränenerfüllten Augen hatte Carro eines der Bilder dieses geschichtsträchtigen, letzten Bundesliga-Spieltags geliefert. Das „Hallelujah“ aus den Stadionboxen, die „Deutscher Fußballmeister-Sprechchöre“ aus zigtausenden Kehlen, gehörten ebenso dazu. Ihr feines Gespür, wem sie diesen ersten von möglichen drei Saisontiteln vor allem zu verdanken haben, bewiesen die Fans.
Meisterschale für Bayer Leverkusen
Immer, wenn Xabi Alonso das Siegerpodium oder den Zaun vor der Nordkurve bestieg, um die silbrig glitzernde Schale zu präsentieren, jubelten nicht ein paar Tausende von ihnen, sondern das ganze Stadion. „Wir haben eine sehr spezielle Verbin-dung gebraucht“, gab der gepriesene Coach die Lorbeeren in bekannter Manier zurück, „mit allen im Verein war das der Schlüssel zum Erfolg.“ Die Bundesliga so zu gewinnen, ungeschlagen zu bleiben, das sei unglaublich, ergänzte der spanische Meistertrainer noch und genoss die Feier nach dem 2:1 (2:0) gegen den FC Augsburg zusammen mit seiner Familie, den Spielern und tausenden, freudetrunkenen Anhängern.
Alles zum Thema Fußball-Bundesliga
- Bundesliga 1. FC Köln sieht Spiel gegen Aufsteiger Preußen Münster als Charaktertest
- Frauenfußball Jacqueline Dünker soll beim 1. FC Köln nach Entlassung von Daniel Weber mentale Blockade lösen
- Trainerentlassung 1. FC Köln trennt sich vom Trainer der Fußballerinnen
- Krise der FC-Frauen Sportchef Keller schweigt zur Trainerfrage
- Nach FC St. Pauli Nächster Bundesligist verlässt Musks Plattform X
- Frauenfußball Fans des 1. FC Köln fordern nach 1:4 gegen Bremen Rauswurf von Trainer Daniel Weber
- Basketball Rheinstars Köln bleiben nach souveränem Sieg Spitzenreiter
Für den 28. Sieg im letzten Ligaspiel der Saison war schon vor 15.30 Uhr angerichtet gewesen. Daran änderten auch die fünf Startelf-Wechsel, die Alonso nach dem 5:0 in Bochum vorgenommen hatte, nichts. Im Gegenteil machten Jeremie Frimpong (für Josip Stanisic), Exequiel Palacios (für Granit Xhaka), Alejandro Grimaldo (für Arthur), Jonas Hofmann (für Nathan Tella) und Amine Adli (für Patrik Schick) von Beginn an klar, wer Herr in der heimischen Arena ist. Letz-terer war nach einem Augsburger Rückpass hellwach, sprintete Tomas Koubek an und eroberte den Ball per Pressschlag. Das Spielgerät legte Adli dann ab für Victor Boniface, der „Danke“ sagte und zum 1:0 einschob (12.). Schon vor der Führung hatten die Leverkusener im 3:4:3-System meisterlich flexibel agiert und den Fug-gerstädtern nicht den Hauch einer Chance gelassen. Bis zur Schweigeminute im laufenden Spiel, nach 19:04 Minuten für alle verstorbenen Bayer 04-Fans, standen 80 Prozent Ballbesitz zu Buche.
Und während der Gegner mit dem Ball wenig anfangen konnte, weil die Offensivaktionen schlicht zu unpräzise oder nicht zielstrebig genug waren, zeigte die Werkself wie es geht: Der aufgerückte Jonathan Tah gab seine Flanke von rechts scharf in die Mitte, dort blockte Augsburgs Felix Uduokhai den Ball genau zu Robert Andrich, der mit dem Rücken zum Tor stehen, einfach per Hacke zum 2:0 abstaubte (27.). Da sich der Gegner schon durch die vorherigen vier Nie-derlagen aller internationaler Ambitionen beraubt hatte, war kein Augsburger Aufbäumen erkennbar. Der erste Torschuss der Gäste resultierte aus einer Einladung von Tah im Spielaufbau, die Ermedin Demirovic aber nicht annahm (42.).
Heimsieg gegen den FC Augsburg
Nach der Halbzeit warteten alle Zuschauer auf die Einwechslung des wochenlang geschonten Florian Wirtz und vertrieben sich die Zeit mit „Deutscher Fußballmeister“-Sprechchören. Diese Stimmung konnte auch das 1:2 durch Mert Kömür, der einen Ballverlust von Adli nutzte und sehenswert ins lange rechte Eck traf (62.), nicht ändern. Neben Wirtz kam nämlich auch Schick ins Spiel und hätte den alten Abstand drei Minuten später beinahe wiederhergestellt (66.).
Auch der nächste Edeljoker, Granit Xhaka, hatte das 3:1 auf dem Fuß, scheiterte aber an Koubek (73.). In dieser Phase menschelte das Alonso-Team insofern, dass Wirtz beim Versuch Koubek zu umkurven nicht durchkam (78.) und Torwart Lukas Hradecky defensive Nachlässigkeiten mit einem Super-Reflex gegen Pep Biel ausbügeln musste (80.). In der Crunchtime übernahm Leverkusen aber wieder die Kontrolle und war dem dritten Treffer näher, als die Gäste dem Ausgleich.
So war ihnen das Kunststück gelungen, eine der bemerkenswertesten Spielzeiten im modernen Profifußball ungeschlagen zu beenden. Gleichzeitig mussten sie aber auch das Europa League-Finale am kommenden Mittwoch gegen Atalanta Bergamo, im Blick. Meisterlich kamen sie auch ohne 100-prozentigen Einsatz zu den Punkten 88, 89 und 90 in der Abschlusstabelle. Ganz im Sinne von Fernando Carro und Xabi Alonso werden sie in vier Tagen in Dublin nach dem nächsten Titel jagen und am 25. Mai, im DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern, das Triple angreifen.