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Baumgart will Vertrag verlängernJonas Hector – der wichtigste Spieler des 1. FC Köln

Lesezeit 5 Minuten
Jonas Hector

Jonas Hector beim Training 

Köln – Manchmal macht es Sinn vorzubeugen und gezielt auf etwas hinzuarbeiten, bevor es sich anders entwickelt und nicht mehr aufzuhalten ist. Also schritt Steffen Baumgart am Donnerstag zur Tat und machte sich als Trainer des 1. FC Köln für eine Vertragsverlängerung von Jonas Hector stark.

Das mag auf den ersten Blick etwas verwundern, denn der Kapitän des 1. FC Köln verfügt noch über Arbeitspapier, das bis zum 30. Juni 2023 gültig ist. Doch Überzeugungsarbeit kann in diesem Fall nach Baumgarts Ansicht nicht früh genug beginnen: „Jonas hat den klaren Plan, nach der nächsten Saison in anderthalb Jahren darüber nachzudenken aufzuhören. Ich würde mir wünschen, dass so ein Spieler der Bundesliga noch lange erhalten bleibt. Er kann sicher auch 400 Spiele für den FC machen“, wünschte sich der 50-Jährige. Nach Adam Riese fehlen Hector zum Wunsch seines Trainers noch 100 Einsätze. Am Samstag bestreitet der 31-Jährige bei der Spielvereinigung Greuther Fürth nämlich sein 300. Pflichtspiel im Trikot mit dem Geißbock und sein 188. Bundesligaspiel für den FC. Der 43-fache Nationalspieler müsste also noch bis mindestens 2025 weitermachen, wenn er die 400 knacken soll.

Baumgart über Hector: Gibt der Mannschaft Sicherheit

Bei den Kölnern hätte sicher niemand etwas dagegen, wenn es tatsächlich so kommt. „Jonas ist der wichtigste Spieler in diesem Verein. Wir reden gerne über Anthony Modeste und seine Tore. Aber Jonas geht immer voran und stellt sich auch in schwierigen Situationen. Er gibt der Mannschaft viel Sicherheit“, lobte Baumgart seinen Kapitän.

„Versagen der gesamten Weltpolitik“

FC Trainer Steffen Baumgart (Foto) hat sich vor dem Bundesligaspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) entsetzt über den russischen Angriff auf die Ukraine betrübt gezeigt und auf der Pressekonferenz am Donnerstag deutliche Worte gefunden. „Meiner Meinung nach ist das ein Versagen der gesamten Weltpolitik. „Das Schlimme an einem Krieg ist: Am Ende verlieren die Kleinen und die Großen diskutieren“, sagte der 50-Jährige: „Ich hoffe, dass der Konflikt klar beigelegt wird und alle ihren Beitrag leisten. Ich hoffe auch, dass wir klar bleiben und alles hinterfragen. Es geht immer um die Zivilbevölkerung. Andere spielen sich auf und spielen Macht und der kleine Mensch ist der Leidtragende.“

Auch Baumgarts Club der 1. FC Köln äußerte sich an Weiberfastnacht betroffen über die Ereignisse in Osteuropa: „Wir sind fassungslos. Es herrscht Krieg auf europäischem Boden. Wir sind in Gedanken bei den Opfern und Betroffenen in der Ukraine. Aus Respekt vor den Geschehnissen in der Ukraine schränken wir unsere karnevalistischen Inhalte stark ein. Der Kölner Karneval steht weltweit für ein friedvolles Miteinander aller Kulturen und setzt ein deutliches Zeichen der Nächstenliebe.“ (sam)

Ein Kapitän, der noch nie als Lautsprecher in der Öffentlichkeit aufgetreten ist, sondern einer der durch Leistungen auf dem Feld Vorbild ist und nach innen kommuniziert. „Die 300 Spiele kommen nicht von ungefähr. Es gab schon vor mir noch keinen Trainer, der auf ihn verzichten wollte“, sagte Baumgart.

Was es bedeutet, wenn Hector nicht spielen kann, mussten die Kölner und ihr damaliger Trainer Markus Gisdol vergangene Saison leidvoll erfahren. Nur 19 Spiele konnte der Linksfuß für den FC bestreiten, der am Ende in der Relegation landete. Das auch nur, weil Hector sich am 30. Spieltag beim sensationellen 2:1 gegen RB Leipzig zu einer überragenden Leistung aufschwang und beide Tore erzielte

Hector stand 21 Mal in der Startelf

Baumgart hat sich vor dieser Saison dazu entschieden, Hector wieder vornehmlich als Linksverteidiger spielen zu lassen. Die Position, auf der er nach seiner Ankunft beim FC als 19-Jähriger groß geworden ist und die ihn unter Jogi Löw zum Nationalspieler hat reifen lassen. Es gibt nicht wenige Experten und FC-Fans, die meinen, dass Hector auf der linken Abwehrseite verschenkt sei. Seine Spielintelligenz, seine Übersicht und seine Passsicherheit würden ihn für eine Position im Zentrum geradezu prädestinieren.

Hector demonstriert in dieser Saison unter Baumgart aber, dass er jederzeit auch von links hinten ein Spiel lenken kann. Und als ihn sein Trainer in den dafür nötigen Situationen mal wieder auf die Sechser-Position beorderte, stabilisierte er das FC-Spiel ohne größere Anlaufzeit. In dieser Saison fehlte Hector verletzt nur beim 0:5 in Hoffenheim und beim 1:1 in Bielefeld. Ansonsten stand er 21 Mal in der Startelf und absolvierte bis auf den 4:1-Derbysieg gegen Mönchengladbach immer die volle Spieldistanz. Die Kölner stehen vor dem Auftritt beim Tabellenletzten auf Rang sieben und haben mit 35 Punkten jetzt schon zwei mehr als in der gesamten vergangenen Saison. Noch klarer kann man die Bedeutung von Jonas Hector für den 1. FC Köln nicht ausdrücken.

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Am Samstag wird er wieder als Linksverteidiger der Baumgartschen Viererkette auflaufen. Übrigens wieder vor Torwart Marvin Schwäbe, der seine Corona-Infektion gut überstanden hat und Timo Horn wieder als Nummer eins ablöst. Keine Diskussionen gibt es auch um die Rückkehr von Anthony Modeste in die Startelf. „Gegen Frankfurt hat es bei Tony für 30 Minuten gereicht, nach einer Woche Training wird es dann jetzt auch für 90 Minuten reichen“, sagte Steffen Baumgart am Donnerstag. Der Franzose war nach einer Corona-Infektionen am vergangenen Samstag nach einer Stunde für Sebastian Andersson eingewechselt worden und hatte den entscheidenden Treffer zum 1:0-Heimsieg erzielt. Es war bereits der 15. Saisontreffer des 33-Jährigen. So fehlt den Kölnern am Samstag lediglich der erkrankte Linksverteidiger Jannes Horn – aber für diese Position gibt es ja einen Jonas Hector.