Leverkusen – Es waren gerade einmal 90 Minuten vergangen, als bei Bayer 04 Leverkusen nach der bitteren 0:1-Derbypleite gegen den 1. FC Köln die nächste Hiobsbotschaft eintraf. Wobei diese Niederlage gegen den rheinischen Rivalen am 26. Spieltag der Fußball-Bundesliga zu den Dingen gehört, die im Vergleich zu dem Drama um Florian Wirtz wesentlich leichter zu verkraften sind. Das erst 18-Jährige Ausnahmetalent riss sich nämlich ausgerechnet im Duell mit seinem Ausbildungsclubs das vordere Kreuzband im linken Knie.
Bis zu neun Monate muss der Bayer-Spieler pausieren
Wirtz wird zwischen sechs und neun Monaten lang ausfallen und damit aller Voraussicht aus, auch die Teilnahme an der WM 2022 in Katar (21. November bis 18. Dezember) verpassen. Der Pulheimer hatte im September 2021 gegen Liechtenstein in der deutschen Nationalmannschaft debütiert und danach noch drei weitere WM-Qualifikationsspiele absolviert. Er galt als fester WM-Kandidat und erhielt noch am Sonntagabend via Telefonat die besten Genesungswünsche von Bundestrainer Hansi Flick: „Er ist noch jung und wird wieder mindestens genauso stark zurückkommen, da bin ich ganz sicher.“
Es lief die 24. Minute des Derbys, als Wirtz parallel zum Strafraum in einem Laufduell mit Kölns Luca Kilian in Straucheln geriet und sich beim Fallen unglücklich das linke Knie verdrehte. Er blieb auf die Knie gestützt und mit der Stirn auf dem Rasen liegen, ehe die medizinische Abteilung von Bayer das ganze Ausmaß der Szene verdeutlichte und sofort anzeigte, dass Wirtz ausgewechselt werden müsse.
FC-Fans mit peinlichem Applaus zum absolut falschen Moment
Die FC-Fans begleiteten diese Anzeige mit höhnischem Applaus sowie unqualifizierten Gesängen und beschämten damit nicht nur ihre Zunft und den Fußball, sondern vor allem ihren Club. „Das ist nicht gut und passiert viel zu oft in unseren Stadien von beiden Seiten der Fanlager. Florians Verletzung ist ein Schock für uns alle“, tadelte FC-Trainer Steffen Baumgart den peinlichen Auftritt der Fans.
Der „Schock für alle“ trifft zuallererst natürlich den Spieler selbst und dann in besonderem Maße seinen Arbeitgeber. Ohne das aktuell größte Talent des deutschen Fußballs (sieben Tore/zehn Assists in dieser Saison) droht Bayer 04 mal wieder die gesteckten Ziele zu verpassen. Nach dem Aus im DFB-Pokal muss die Elf von Trainer Gerardo Seoane am Donnerstag im Rückspiel gegen Atalanta Bergamo die 2:3-Hinspielniederlage wettmachen, um ins Viertelfinale der Europa League einziehen zu können. Und in der Bundesliga ist im Kampf um die Champions League-Plätze durch die Derbyniederlage der Vorsprung auf die von Leipzig, Freiburg und Hoffenheim besetzen Plätze vier bis sechs auf einen Zähler geschmolzen.
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„Wir sollten nicht so viel auf die Tabelle schauen und nicht so viel reden, sondern zeigen, dass wir uns seit der Hinrunde entwickelt haben“, erklärte Kapitän und Torwart Lukas Hradecky. Die größte Hoffnung liegt dabei im breit aufgestellten Kader und der Rückkehr der zuletzt verletzt fehlenden Schlüsselspieler Patrik Schick und Robert Andrich. Denn neben Florian Wirtz wird der Werkself mit Jeremy Frimpong ein weiterer wichtiger Baustein der jüngsten Erfolge fehlen. Der schnelle Rechtsverteidiger verletzte sich gegen Köln am Sprunggelenk. Es war eben ein Tag zum Vergessen für die Leverkusener.