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Analyse nach Sieg gegen 1860FC Viktoria Köln überzeugt mit großem Kampf

Lesezeit 4 Minuten
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Pavel Dotchev musste von der Tribüne aus zusehen.

  1. Die ersatzweise von Co-Trainer Markus Brzenska hauptverantwortlich betreuten Kölner hielten in einer hitzigen Begegnung mit großem Kampf dagegen.
  2. Von den sonst üblichen Konzentrationsfehlern im Defensivbereich war nichts zu sehen.
  3. Eine Analyse nach dem Spiel gegen 1860 München

Köln – Der erste Weg nach dem Schlusspfiff führte Pavel Dotchev in die VIP-Zone des Sportparks Höhenberg. Dort drückte der Fußballlehrer des FC Viktoria Köln Präsident Günter Pütz und Mäzen Franz-Josef Wernze fest an sich. Die Erleichterung war groß über den im Abstiegskampf der 3. Liga eminent wichtigen 2:0 (0:0)-Heimsieg gegen den TSV 1860 München, mit dem der Aufsteiger seinen durch zuvor drei Niederlagen in Folge eingeleiteten Abwärtstrend zumindest vorerst stoppte.

Dass es Pavel Dotchev so schnell auf die noblen Plätze der Zuschauertribüne geschafft hatte, besaß dagegen einen weniger erfreulichen Hintergrund. Weil der gebürtige Bulgare bei der 0:2-Niederlage beim 1. FC Magdeburg seine vierte Gelbe Karte kassiert hatte, durfte er am Dienstagabend den Innenraum des Stadions nicht betreten. Dotchev nahm stattdessen direkt hinter der Kölner Auswechselbank in Sitzreihe eins Platz. Selbst von dort feuerte der Coach gemeinsam mit Sportvorstand Franz Wunderlich derart emotional an, dass es in Höhenberg trotz Geisterspielkulisse lautstark zuging.

Ohne übliche Konzentrationsfehler

Dieser Funken sprang auf die Mannschaft über: Die ersatzweise von Co-Trainer Markus Brzenska hauptverantwortlich betreuten Kölner hielten in einer hitzigen Begegnung mit großem Kampf dagegen und vermieden dabei auch ihre sonst üblichen Konzentrationsfehler im Defensivbereich. „Wir hatten als Team eine andere Körpersprache. Genau so muss man im Abstiegskampf auftreten“, krächzte Franz Wunderlich mit belegter Stimme. „Wille, Mentalität, Zweikampfstärke – all das hat diesmal gestimmt. Wir mussten davon weg, alles spielerisch zu lösen, und haben dieses Knalleffekt gebraucht.“ Markus Brzenska zeigte sich ebenfalls in hohem Maße zufrieden: „Da war Power und Energie drin. Wir haben uns in jeden Zweikampf geworfen und uns am Ende auch belohnt.“

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Erleichterung: Viktoria Köln hat sich mit 2:0 gegen 1860 München durchgesetzt

Mitverantwortlich dafür zeigten sich zwei Akteure, mit denen weniger zu rechnen war. Der in dieser Saison so häufig unberücksichtigt gebliebene Routinier Tobias Willers (33) gefiel in der Innenverteidigung anstelle des gelbgesperrten Sead Hajrovic mit gutem Stellungsspiel. Und im defensiven Mittelfeld trumpfte Moritz Fritz nach monatelanger Verletzungsmisere so groß auf, dass es kaum zu glauben war, dass der 26-Jährige am 33. Spieltag seinen ersten Startelf-Einsatz absolvierte. Brzenska attestierte dem im vergangenen Sommer vom Lokalrivalen Fortuna Köln gekommenen Defensiv-Allrounder prompt ein „überragendes Spiel. Das hat uns einen riesigen Mentalitätsschub gegeben“.

Auch deshalb gelang es dem FC Viktoria, die im ersten Durchgang noch spielerisch überlegenen Löwen praktisch über die gesamte Dauer hinweg aus der gefährlichen Zone fernzuhalten. Die einzige echte Gästechance vereitelte Schlussmann Daniel Mesenhöler, als er in der 54. Minute gegen den auf ihn zulaufenden Torjäger Sascha Mölders mit dem Fuß rettete. Praktisch im direkten Gegenzug traf Albert Bunjaku nach einer Hereingabe von Marcel Gottschling per Direktabnahme zur 1:0-Führung.

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1860 baute fortan ab, die Kölner aber blieben stabil. „Die Mannschaft befindet sich körperlich in einem Top-Zustand“, freute sich Franz Wunderlich. Die Entscheidung besorgte schließlich der stark verbesserte Kevin Holzweiler mit einem Sensationsheber von der Strafraummarkierung in den Torgiebel (81.). „Spielerisch war das sicherlich kein Augenschmaus, kämpferisch dafür aber überragend. Wichtig war, dass wir die drei Punkte geholt haben“, resümierte Albert Bunjaku.

Diese gilt es nun am Samstag (14 Uhr) beim bereits als Absteiger feststehenden Schlusslicht Carl Zeiss Jena zu veredeln. „Ich hoffe, dass der Sieg gegen 1860 ein Weckruf für die letzten Spiele war, denn das Thema Abstieg ist noch lange nicht durch. Wir dürfen keinen Zentimeter weniger investieren“, hob Sportchef Franz Wunderlich im Moment kollektiver Erleichterung bereits wieder den mahnenden Zeigefinger.

Bunjaku bleibt

Torjäger Albert Bunjaku steht beim FC Viktoria Köln vor einer Verlängerung seines auslaufenden Vertrages bis 2021. „Wir sind in den Gesprächen sehr weit und uns quasi einig. Es fehlt noch die Unterschrift“, verriet Sportvorstand Franz Wunderlich am Rande des Heimspiels gegen den TSV 1860 München, bei dem Bunjaku seinen bereits 18. Saisontreffer erzielte. Der frühere Bundesliga-Stürmer denkt trotz seiner 36 Jahre noch lange nicht ans Aufhören: „Ich fühle mich super und hoffe, dass noch weitere Jahre als Profi hinzukommen“, sagt der Schweiz-Kosovare. Bunjaku war in der Regionalliga-Saison 2018/19 von Erzgebirge Aue nach Höhenberg gewechselt. (tca)