AboAbonnieren

3. LigaFC Viktoria Köln misslingt die Heimpremiere gegen SV Wehen Wiesbaden

Lesezeit 4 Minuten
Stadion Viktoria Köln

Das Stadion von Viktoria Köln.

Köln – Jeremias Lorch hatte sich die Wollmütze tief ins Gesicht gezogen. Sie diente als Schutz vor dem nasskalten Wetter, das den Sportpark Höhenberg am Samstagnachmittag nach Spielende zügig geleert hatte. Der mit einem Innenbandanriss im Knie außer Gefecht gesetzte defensive Mittelfeldspieler des Fußball-Drittligisten FC Viktoria Köln blieb dagegen noch eine Weile vor Ort. Lorch fachsimpelte erst mit Rüdiger Rehm, dem Trainer des SV Wehen Wiesbaden, und anschließend mit einigen seiner ehemaligen Mitspieler.

Die Analyse dürfte allen Gesprächspartnern relativ leicht gefallen sein: Der Viktoria war es bei ihrer 0:2 (0:1)-Niederlage im ersten Heimspiel der neuen Saison nicht gelungen, die sattelfeste Defensive des Zweitliga-Absteigers auszuhebeln. „Wir haben uns die Zähne ausgebissen“, sagte Sportvorstand Franz Wunderlich.

Die fehlende Durchschlagskraft in der Vorwärtsbewegend war für die erstmals zurückgekehrten 1186 Zuschauer insofern enttäuschend, als dass Pavel Dotchev seiner Mannschaft eine sehr offensive Ausrichtung verpasst hatte. Viktorias Trainer, eigentlich ein klarer Verfechter des 4-2-3-1, hatte sich forscherweise von Beginn an für eine Doppelspitze entschieden.

Alles zum Thema Franz Wunderlich

Chancenarmen Partie

Diese hatte die Kölner beim 2:2 zum Auftakt bei Waldhof Mannheim im zweiten Durchgang in die Partie zurückgebracht. Doch dieses Mal schafften es die Rechtsrheinischen nicht, Albert Bunjaku und vor allem Timmy Thiele in Szene zu setzen. „Dafür, dass wir so viele offensive Spieler auf dem Platz hatten, war das zu wenig“, stellte Dotchev nach einer chancenarmen Partie ernüchtert fest.

Als Hauptgrund dafür führte Franz Wunderlich die rar gebliebenen Vorstöße über die Außenbahn an. „Wir sind über die Seiten nicht so in den Rücken der Abwehr gekommen. Das hat uns gefehlt“, analysierte der Sportvorstand. Startelf-Debütant Marcel Risse, der mit einem Schlenzer über den Querbalken (32.) Viktorias einzige echte Möglichkeit der ersten Halbzeit besessen hatte, blieb auf der rechten Außenbahn insgesamt unauffällig.

Keine Abwehrmöglichkeit

Der ausgeliehene FC-Profi braucht sichtlich noch Zeit, um die fehlende Spielpraxis aufzuholen. Lucas Cueto war auf der gegenüberliegenden Seite zwar viel unterwegs, doch es blieb beim guten Willen. Auch von den Außenverteidigern Fabian Holthaus und Patrick Koronkiewicz, die ihren Stiefel nur herunterspielten, kam nach vorne praktisch nichts.

Wehen Wiesbaden hatte in der Offensive zwar ebenfalls nicht viel vorzuweisen, nutzte die wenigen Chancen dafür aber eiskalt aus. Fünf Minuten vor dem Seitenwechsel gingen die Hessen in Führung: Nach einem von Viktorias Innenverteidiger Maximilian Rossmann unglücklich mit dem Hinterkopf verlängerten Flugball tauchte Johannes Wurtz vor dem Kölner Gehäuse auf und ließ Sebastian Mielitz aus kurzer Distanz keine Abwehrmöglichkeit.

Nicht effektiv genug

Ohne große Vorankündigung fiel auch das 0:2. Dennis Kempe, von Koronkiewicz beim Flanken nicht attackiert, schlug eine flache Hereingabe an den Elfmeterpunkt, von wo der ebenfalls alleingelassene Wurtz zur Entscheidung einschob (63.). „Wir haben nicht viel zugelassen, aber Wiesbaden war brutal effektiv“, sagte Dotchev.

Seine Mannschaft war das nicht. Sinnbildlich dafür stand die 71. Minute: Lucas Cueto flankte, Albert Bunjaku nahm den Ball auf Höhe des Fünfmeterraums mit der Brust an, drehte sich – und scheiterte an Tim Boss, der die Kugel mit einem unglaublichen Reflex um den Pfosten kratzte. „Das war eine Schlüsselszene“, meinte Franz Wunderlich. „Mit dem Anschlusstreffer hätten wir noch einmal aufkommen können.“

Drohender Fehlstart

So aber gab es nur noch einen Aufreger, als Wiesbadens Florian Carstens den Kölner Timmy Thiele in der Schlussminute von hinten rüde von den Beinen holte und die Rote Karte sah. Bedient war Thiele aber aus einem anderen Grund. „Wir müssen uns hinterfragen, warum wir so ein Spiel verlieren“, raunzte der Neuzugang. Am Samstag kämpft die Viktoria in Magdeburg bereits gegen einen drohenden Fehlstart an.

Das könnte Sie auch interessieren:

FC Viktoria Köln: Mielitz; Koronkiewicz, Rossmann, Hajrovic, Holthaus (62. Holzweiler); Risse (62. Handle), Klefisch, Wunderlich, Cueto (72. Tubluk); Bunjaku, Thiele. – SV Wehen Wiesbaden: Boss; Mrowca, Mockenhaupt, Carstens, Kempe; Chato, Lais (65. Medic); Kuhn (74. Ajani), Wurtz, Aigner (26. Korte); Tietz. – SR.: Schultes (Betzigau). – Tore: 0:1 Wurtz (40.), 0:2 Wurtz (63.). – Zuschauer: 1023. – Rote Karte: Carstens (90.).