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Stiller Abstieg des 1. FC KölnMehr Ohnmacht und Resignation als Wut bei den Fans

Lesezeit 3 Minuten
Verzweifelt: Kölner Fans auf der Tribüne der Voith Arena in Heidenheim.

Verzweifelt: Kölner Fans auf der Tribüne der Voith-Arena in Heidenheim.

Die Fans des 1. FC Köln haben den siebten Bundesliga-Abstieg mit Resignation zur Kenntnis genommen.

Ein kurzes Pfeifkonzert, ein paar „Keller raus“-Rufe und mehr als 2000 enttäuschte, ratlose und frustrierte Fans: Als der siebte Bundesliga-Abstieg des 1. FC Köln am 18. Mai 2024 um 17.22 Uhr amtlich war, hielt sich die Wut der nach Heidenheim mitgereisten Anhänger tatsächlich in Grenzen. Im Grunde genommen ging der bittere Gang in die Zweitklassigkeit sogar gesittet und ruhig über die Bühne.

Es gab keinen Platzsturm, keine wilden Schimpftiraden und auch keine Diskussionen mit den Spielern am Zaun. Die mit der großen Hoffnung auf ein Wunder 450 Kilometer weit angereisten FC-Fans wollten keinen Kontakt mehr. Als die Mannschaft nach der 1:4 (0:3)-Demütigung gegen den Aufsteiger wie ein Rudel verprügelter Hunde Richtung Kurve schlich, skandierten die Ultras „Wir sind Kölner und ihr nicht“ und bestraften die Spieler für ihre bodenlose Leistung am 34. Spieltag mit tiefer Abneigung.

Die treuen Fans hatten ihren gut vorbereiteten Support für das Abstiegs-Endspiel schon nach dem dritten Gegentor durch Eren Dinkci in der 36. Minute resigniert eingestellt. Angesichts des unfassbaren Auftritts der Geißböcke ließen die Anhänger ihrer Resignation freien Lauf. Es fühlte sich an, als sei der gesamte Gästeblock in Ohnmacht gefallen.

Sorry zu sagen, ist fast schon respektlos.
Marvin Schwäbe, Torwart 1. FC Köln

„Sorry zu sagen, ist fast schon respektlos“, ordnete FC-Torwart Marvin Schwäbe die Reaktion auf den Rängen richtig ein. „Die Fans haben von Anfang an bis zum letzten Spiel hinter uns gestanden. Auch in den schwierigsten Zeiten, als wir schon fast abgestiegen waren. Es tut mir einfach nur leid.“ Präsident Werner Wolf und Geschäftsführer Christian Keller versuchten mit einem „Dankeschön“ für die Spieler in die Bresche zu springen. Es wird keinen der mehr 2000 Fans getröstet haben: „Wenn wir in einem so relevanten Spiel so eine erste Halbzeit spielen, verstehe ich, dass auch der positivste Fan sagt: Das wird nichts mehr“, sagte Keller.

Sicherheitskräfte riegeln nach dem Spiel die Kölner Fankurve ab.

Sicherheitskräfte riegeln nach dem Spiel die Kölner Fankurve ab.

Die Ohnmacht der Fans setzte sich nach dem Spiel fort. Der von Sicherheitskräften abgeschirmte FC-Mannschaftsbus konnte sich ohne einen nennenswerten Zwischenfall nahezu unbemerkt auf die Fahrt zum Flughafen nach Memmingen machen. Von dort ging es für den Absteiger per Charter nach Köln/Bonn und weiter mit dem Bus zum Geißbockheim, wo nur eine Handvoll Fans die Mannschaft schweigend in Empfang nahm. Die Spieler verließen das Gelände so schnell es ging und ohne sich noch einmal an die Anhänger zu wenden.

Fan diskutiert mit Faride Alidou

Auch am Sonntag verloren sich nur ein paar Fans am Geißbockheim. Während sich die meisten auf Autogrammjagd machten, sprach ein Anhänger Faride Alidou an und wünschte sich, dass der Leihspieler von Eintracht Frankfurt auch kommende Saison für die Geißböcke kickt. Alidou beschwerte sich über den Kommentar und es ergab sich ein kurzes verbales Scharmützel. Das war es.

Christian Keller hatte die Mannschaft zuvor für 10 Uhr zu einer Abschlussbesprechung einbestellt, zu deren Inhalt sich der Sportchef im Anschluss nicht mehr öffentlich äußern wollte. Ein im Vergleich zu seinen sechs Vorgängern stiller und nahezu klaglos hingenommener Abstieg. Begleitet von dem Gefühl, dass der 1. FC Köln für längere Zeit in der Versenkung verschwindet.