Bei Kölns Neuverpflichtung soll es nicht nur um die Anzahl der geschossenen Tore gehen. Er soll mit seiner mitunter gefürchteten Spielweise die Kölner aus der Abstiegszone befreien.
Kölns neuer MittelstürmerSo soll Davie Selke dem 1. FC Köln nicht nur durch Tore helfen
Stürmer werden meist an Zahlen gemessen. Steffen Baumgart, dem ehemaligen Angreifer, geht dieser Ansatz nicht weit genug. Und so mochte der Fußballlehrer „nicht nur über die Torstatistik“ reden, als es darum ging, die Wahl des zuletzt glücklosen Davie Selke zum neuen Mittelstürmer des 1. FC Köln zu erklären. Die Qualitäten, mit denen Selke den Bundesliga-Dreizehnten wieder aus dem Abstiegskampf befreien soll, sind schließlich nur bedingt messbar. „Davie kann eklig und unangenehm sein. Er kann wehtun“, beschrieb Baumgart die vom Gegner mitunter gefürchtete Spielweise des 27-Jährigen. „So einen Spieler hat man lieber in seiner Mannschaft.“ Weshalb Baumgart den neuen Hoffnungsträgers im FC-Sturm auch „schon länger auf dem Zettel“ hatte. „Davie hat eine absolute Mentalität. Ich mag seine Art.“
Intensive Gespräche
Seit Montag nun gehört der langjährige Profi von Hertha BSC der manchmal noch zu brav auftretenden jungen Kölner Mannschaft an. Nach bestandener sportmedizinischer Untersuchung unterschrieb Selke ein bis zum 30. Juni 2024 gültiges Arbeitspapier. Beim ersten Mannschaftstraining nach der Weihnachtspause wirkte der Neuzugang am Mittag allerdings noch nicht mit. Stattdessen absolvierte Selke am Nachmittag eine individuelle Einheit, bei der er eine Dreiviertelstunde mit Co-Trainer René Wagner und Athletiktrainer Max Weuthen arbeitete. Am Dienstagvormittag (11 Uhr) soll Selke dann zum ersten Mal mit seiner neuen Mannschaft auf dem Platz stehen.
Steffen Baumgart zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis der Kölner Stürmersuche. „Was das Anlaufverhalten, die Mentalität und den Charakter angeht, ist Davie ein Spieler, der aus unserer Sicht sehr gut zu uns passt“, erklärte der FC-Coach. Selke sei ein „Strafraumspieler“, der „Räume reißen“ und „Leute binden“ könne und „sehr gerne“ arbeite. „Wir wollen ihm die Chance geben, das zu veredeln.“ Das für seine zahlreichen Strafraumflanken bekannte Kölner Offensivspiel soll dem 202-maligen Bundesligaspieler (35 Tore, 20 Vorlagen) maßgeblich unterstützen, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden. „Wenn du als Stürmer Chancen bekommst, wirst du auch in der Lage sein, Tore zu machen“, meint Baumgart. Er hofft dabei auf die Entstehung einer Zusammenarbeit, von der beide Seiten profitieren: „Davie soll uns genauso helfen wie wir ihm, um wieder erfolgreich zu sein.“
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Was aber nicht bedeutet, dass die einstige deutsche Sturmhoffnung automatisch gesetzt sein wird. „Er muss sich durchsetzen und auch durchsetzen wollen. Er muss sich auch in dieser Mannschaft beweisen“, betonte der FC-Coach. Die Bereitschaft dazu klopften die Kölner Verantwortlichen in intensiven Verhandlungen ab. „Die Gespräche waren sehr gut, sehr offen, sehr klar. Keiner hat was hinter dem Berg gehalten. Jeder hat das gesagt, was er für richtig und wichtig hält“, schilderte Baumgart, der überzeugt ist: „Davie wird für den FC zu 100 Prozent alles raushauen. Das ist das, was für uns wichtig ist.“ Eingliederungsprobleme – Selke gilt als nicht ganz einfach – erwartet Baumgart nicht: „Wir gehen davon aus, dass wir das als Mannschaft gut hinbekommen werden.“ Zugleich setzte er eine kleine Spitze gegen die nicht wenigen kritischen Stimmen, die die Verpflichtung Selkes im Internet begleiten: „Wir hoffen, dass wir es allen zeigen können, die anderer Meinung sind.“
Auch Davie Selke zeigte sich voller Tatendrang: „Was sich beim FC in den vergangenen eineinhalb Jahren entwickelt hat, war natürlich auch aus der Ferne zu beobachten. Dieser positive Eindruck hat sich in den guten Gesprächen mit den Verantwortlichen bestätigt. Ich denke, dass ich mit meiner Spielweise gut zur Spielidee von Steffen Baumgart passe. Das möchte ich hier zeigen, hart arbeiten und als Stürmer am liebsten mit Toren meinen Beitrag dazu leisten, dass wir erfolgreich sind.“
Ljubicic und Skhiri zurück im Mannschaftstraining
Zwei Rückkehrer konnte Coach Steffen Baumgart beim ersten Mannschaftstraining des 1. FC Köln im neuen Jahr begrüßen. Neben Ellyes Skhiri, der nach seiner WM-Teilnahme mit Tunesien aus dem Sonderurlaub zurück ist, mischte auch Dejan Ljubicic am Montag erstmals wieder mit. Der Offensiv-Allrounder hat seinen Anfang Oktober erlittenen Innenbandanriss im Knie überwunden.
Baumgart reagierte hocherfreut auf die Rückkehr des österreichischen Nationalspielers: „Das ist eine sehr gute Nachricht. Wir freuen uns, dass er wieder dabei ist und die ersten Schritte macht. Jetzt gucken wir, dass wir ihn in den drei Wochen dahin bekommen, wo wir ihn hinhaben haben wollen.“ Dabei will Baumgart nichts überstürzen: „Wir müssen es bei Dejo trotzdem vorsichtig angehen. Er ist fast 14 Wochen raus gewesen.“
Neben den langzeitverletzten Spielern fehlten beim Aufgalopp auch die erkrankten Sargis Adamyan und Dimitris Limnios. Aufgefüllt wurde die Trainingsgruppe durch fünf Talente. (tca)