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„Notwendige Entscheidungen“Warum der 1. FC Köln seinen Kader trotz Platz eins ein wenig umkrempelt

Lesezeit 5 Minuten
1. FC Köln, Training, Imad Rondic (1. FC Köln), 03.02.2025, Bild: Herbert Bucco

Erstes Training am Geißbockheim: Der neue FC-Mittelstürmer Imad Rondic nahm am Montagnachmittag die Arbeit auf.

Vier Neuzugänge, mehr als ein halbes Dutzend Abgänge: Die Kaderarbeiten des 1. FC Köln sind in diesem Winter umfangreicher als gedacht ausgefallen. So erklären es die Verantwortlichen.

Viel Zeit war nicht mehr geblieben, als der 1. FC Köln am Montagmittag um Punkt 13 Uhr das Ende seiner langen Stürmersuche verkündete. Sieben Stunden, bevor das Wintertransferfenster in Deutschland seine Pforten schloss, machte der Tabellenführer der 2. Fußball-Bundesliga die Verpflichtung von Imad Rondic offiziell. Der 25-Jährige stößt vom polnischen Erstligisten Widzew Lodz ans Geißbockheim, wo er mit einem langfristigen Vertrag bis 2029 ausgestattet wurde. Die Ablöse für den früheren bosnischen Junioren-Nationalspieler soll bei 1,3 Millionen Euro liegen. Am Nachmittag stand Rondic mit seiner neuen Mannschaft das erste Mal auf dem Rasen, schon beim DFB-Pokal-Viertelfinale am Mittwoch (20.45 Uhr, ARD, Sky) beim rheinischen Rivalen Bayer 04 Leverkusen dürfte er sein Kaderdebüt geben.

„Mit Imad Rondic gewinnen wir eine wertvolle Option für unsere Offensive hinzu. Als klassischer Boxstürmer, der zudem sehr lauf- und zweikampfintensiv gegen den Ball arbeitet, passt er sehr gut in unser Anforderungsprofil. Gleichermaßen haben wir vom ersten Kennenlernen an ein starkes Commitment zum 1. FC Köln gespürt. Wir freuen uns deshalb sehr, dass Imad von heute an den Geißbock auf der Trikotbrust trägt“, beschreibt FC-Sportchef Christian Keller den 1,90 Meter großen Angreifer.

Er gibt uns ein paar Facetten mehr, die uns ein Stück weit unberechenbarer machen. Seine Stärken können uns sehr guttun.
FC-Trainer Gerhard Struber über den neuen Stürmer Imad Rondic

Rondic soll die körperliche Präsenz in der Kölner Sturmzentrale erhöhen. „Er gibt uns ein paar Facetten mehr, die uns ein Stück weit unberechenbarer machen. Seine Stärken können uns sehr guttun“, meint FC-Trainer Gerhard Struber, der seit Anfang Dezember fast durchgehend auf Torjäger Tim Lemperle verzichten muss. Auch dessen Sturmpartner Damion Downs entwickelt vor allem über seine Dynamik Torgefahr. Steffen Tigges, der bis dato einzige klassische Mittelstürmer im Kölner Aufgebot, konnte trotz seines Startelf-Einsatzes in Braunschweig selten überzeugen. Youngster Jaka Cuber Potocnik ist derzeit chancenlos, eine von FC-Seite angedachte Leihe kam nicht zustande.

Imad Rondic zeigte sich nach dem von polnischer Seite öffentlich ausgetragenen Ablösepoker der vergangenen Tage „glücklich, jetzt beim FC zu sein“ und verdeutlichte: „Als ich von dem Interesse gehört habe, gab es für mich keine Zweifel – für mich war sofort klar, dass ich das machen will.“ Rondic geht seine erste Station in Deutschland mit hoher Entschlossenheit an und versprach: „Ich kann es kaum erwarten, mit meinen neuen Teamkollegen auf dem Platz zu stehen. Ich will immer gewinnen und ich werde alles dafür tun, dass wir gemeinsam mit den großartigen Fans des FC am Ende der Saison in die Bundesliga zurückkehren.“

Ich glaube, dass wir am Ende einen guten Mix gefunden haben, den Kader auf der einen Seite ein bisschen zu verändern, aber auch Qualität hinzuzuführen.
Thomas Kessler, FC-Lizenzspielerleiter

Auf sich aufmerksam machte Imad Rondic mit neun Toren und zwei Vorlagen in 18 Spielen der laufenden Ekstraklasa-Saison. Seit Sommer 2023 absolvierte der Linksfuß 55 Spiele (16 Tore, 5 Vorlagen) für den aktuellen Tabellenzehnten des polnischen Oberhauses. Seine eigentliche Abschiedsvorstellung am vergangenen Freitag gegen Tabellenführer Lech Posen musste Rondic krankheitsbedingt absagen, die Folgen seines Infekts sollen auch bei den medizinischen Untersuchungen am Sonntag in Köln noch zu spüren gewesen sein. Seinen Durchbruch im Profibereich schaffte Rondic indes beim dreimaligen tschechischen Meister Slovan Liberec, für den er 115 Mal (18 Tore, 10 Vorlagen) auflief.

Gleichwohl hatte Imad Rondic nicht von Beginn an auf dem Kölner Einkaufszettel ganz oben gestanden. Der Bosnier profitierte auch davon, dass der FC andere Optionen nicht realisieren konnte. Als Wunschkandidat galt Ivan Prtajin (28), der von Union Berlins neuem Trainer Steffen Baumgart keine Freigabe erhielt. Der dänische U21-Nationalspieler Luca Kjerrumgaard (21/Odense BK) erwies sich als zu teuer, auch Benedikt Pichler (27) von Holstein Kiel war zwischenzeitlich im Gespräch. „Natürlich ist es im Winter nicht ganz so einfach, die Qualität zu bekommen, die man sich erhofft. Wir haben lange Zeit darauf gewartet, aber gerade im Winter ist es nicht immer ganz so einfach, die Spieler dann auch loszueisen“, räumte Thomas Kessler ein. Der FC-Lizenzspielerleiter sagte aber auch: „Unter dem Strich sind wir erstmal zufrieden. Ich glaube, dass wir am Ende einen guten Mix gefunden haben, den Kader auf der einen Seite ein bisschen zu verändern, aber auch Qualität hinzuzuführen.“

1. FC Köln verzichtet auf einen neuen Kreativspieler

Von einer Verstärkung der seit Wochen kriselnden Kreativabteilung sahen die Kölner Verantwortlichen dagegen ab. „Es geht darum, im Ballbesitz bessere Entscheidungen zu treffen. Wir haben genug Potenzial in der Kreativabteilung, um die eine oder andere Torchance mehr herauszuspielen“, zeigte sich Thomas Kessler überzeugt und sprach dem modifizierten Aufgebot sein Vertrauen aus: „Wir haben die totale Überzeugung, dass wir mit dem Kader, den wir jetzt zur Verfügung haben, unsere Ziele erreichen können.“

Imad Rondic ist nach Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegovic (Sturm Graz/Ablöse: 1,8 Millionen Euro), Innenverteidiger Joel Schmied (FC Sion/2,5 Millionen Euro) und dem zunächst ausgeliehenen Urbig-Nachfolger Anthony Racioppi (Hull City) der vierte Winterzugang des FC, der nach einjähriger Sperre erstmals wieder neue Spieler registrieren darf. Dem gegenüber stehen sieben Abgänge.

Gerhard Struber fasste die Transferaktivitäten wie folgt zusammen: „Wir sind froh, dass wir dem Kader ein wenig frisches Blut hinzufügen konnten. Das war einfach notwendig, um die Mannschaft in eine gewisse Richtung zu erweitern. Es gibt jetzt die eine oder andere Option mehr. Außerdem haben wir dem einen oder anderen Spieler über eine Leihe ermöglichen können, Spielpraxis auf einem passenderen Level zu sammeln. Ich finde, dass wir in den letzten Wochen die Entscheidungen getroffen haben, die notwendig waren.“

FC-WintertransfersZugänge:Jusuf Gazibegovic (Sturm Graz)Joel Schmied (FC Sion)Anthony Racioppi (Hull City)*Imad Rondic (Widzew Lodz) Abgänge:Jonas Urbig (Bayern München)Rasmus Carstensen (Lech Posen)*Sargis Adamyan (Jahn Regensburg)*Florian Dietz (SCR Altach)*Elias Bakatukanda (BW Linz)*Meiko Wäschenbach (Karlsruher SC)Maximilian Schmid (Erzgebirge Aue)*Leihe