Der 1. FC Köln geht die neue Zeitrechnung nach Jonas Hector und Co. mit einem sehr erfahrenen Führungsgremium an. Eine besondere Rolle wird dabei Kapitän Florian Kainz zuteil.
Neue HierarchieFlorian Kainz ist der logische Kapitän des 1. FC Köln
Florian Kainz konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Als der neue Kapitän des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln danach gefragt wurde, ob er bereits Beglückwünschungen seines Vorgängers erhalten habe, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Jonas Hector habe ihm „schon geschrieben“, antwortete der Österreicher in aller Knappheit, ohne weiter ins Detail zu gehen. Das dürfte ganz im Sinne seines Kumpels gewesen sein, dem stillen Ex-Star, der in diesem Sommer seine Bilderbuchkarriere im Alter von 33 Jahren auf dem Höhepunkt der Leistungsfähigkeit für beendet erklärt hat, um sich aus der ungeliebten Öffentlichkeit zurückziehen zu können.
Erstmals seit fünf Jahren werden die Geißböcke in der kommenden Saison damit von einem neuen Kapitän auf den Rasen geführt. Dass dieser Florian Kainz heißen würde, war keine Überraschung mehr, als der 1. FC Köln die Entscheidung am vergangenen Freitag verkündete. Was die Freude des Auserwählten freilich nicht schmälerte. Hörbar angefasst sprach Kainz von einem „besonderen Tag“ und führte aus: „Es ist eine große Ehre und Auszeichnung für mich, Kapitän des FC zu sein. Ich freue mich, dass mir das Vertrauen entgegengebracht wurde, bei einem großen Verein in der Bundesliga Kapitän zu sein. Das macht mich stolz.“ Den damit einhergehenden Anforderungen ist sich der 30-Jährige bewusst: „Natürlich kommt jetzt noch mehr Verantwortung auf mich zu“, erklärte Kainz, der bereits in der abgelaufenen Saison als Vertreter von Jonas Hector sechs Mal die Binde trug.
Nun soll der Offensivspieler als Kapitän jenen Umbruch mitgestalten, den der 1. FC Köln durch die schmerzhaften Abgänge seiner beiden Urgesteine Jonas Hector und Timo Horn (Ziel unbekannt) sowie des Mittelfeld-Strategen Ellyes Skhiri (Eintracht Frankfurt) zu bewältigen hat. Florian Kainz wird diese Herausforderung in der ihm eigenen sachlichen Art angehen. Der gebürtige Grazer ist wie sein österreichischer Teamkollege Dejan Ljubicic nicht als Lautsprecher bekannt. Vielmehr wählt Kainz seine Worte mit Bedacht. Das, was der Familienvater sagt, hat stets Hand und Fuß. Innerhalb der Mannschaft wird Kainz gerade wegen seiner kommunikativen Fähigkeiten geschätzt. „Kainzi ist jemand, der sehr viel mit den Spielern spricht und auch einen guten Kontakt zum Trainer hat“, sagt Dejan Ljubicic, der mit seinem Landsmann gemeinsam ein großes Ziel vor Augen hat: die Europameisterschaft 2024 in Deutschland.
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Für Florian Kainz bedeutet die Ernennung zum neuen Kapitän des 1. FC Köln den vorläufigen Höhepunkt seiner 152 Spiele umfassenden Karriere in der deutschen Bundesliga. Es besteht kein Zweifel daran, dass Kainz bereit ist für den nächsten Schritt. Seit Jahren zählt der Linksaußen zu den Leistungsträgern der Kölner, bei denen er zuletzt auch auf ungewohnter Position zu überzeugen wusste. Als Steffen Baumgart im Frühjahr fast schon verzweifelt nach einem Regisseur suchte, wechselte Kainz kurzerhand ins Zentrum – und bestach auch dort mit Ruhe, Übersicht und Technik. Obendrein beweist der Ex-Bremer eine hohe Identifikation mit dem 1. FC Köln, dem er nun schon seit Januar 2019 angehört. Zu Jahresbeginn verlängerte er bis 2025. Auch hielt Kainz dem FC die Treue, als ihm nach der Pandemie nur ein stark reduziertes Vertragsangebot vorgelegt werden konnte.
Aus all diesen Gründen sprach Steffen Baumgart von einer folgerichtigen Entscheidung zu Gunsten des 126-fachen FC-Profis (17 Tore/33 Vorlagen). „Aus meiner Sicht hat sich Kainzi sehr gut entwickelt. Er hat Führung übernommen und in den Spielen gezeigt, was einen Führungsspieler ausmacht. Er hat ein hohes Standing in der Mannschaft. Damit war das aus meiner Sicht eine ganz normale Wahl, die ich getroffen habe“, sagte der FC-Trainer, der in seiner Einschätzung bestätigt wurde. Auch die Mannschaft habe sich in einer Abstimmung für den österreichischen Nationalspieler ausgesprochen. „Ich lasse die Jungs ebenfalls abstimmen, um ein Feedback zu kriegen. Da war das Ergebnis auch deutlich, dass Kainzi für die Mannschaft der Richtige ist.“
Als Vizekapitäne fungieren der nach langer Verletzungspause genesene Ur-Kölner Mark Uth (31 Jahre) sowie der ins Blickfeld der Nationalmannschaft gerückte Stammtorhüter Marvin Schwäbe (28). Komplettiert wird der sechsköpfige Mannschaftsrat durch den mittlerweile dienstältesten FC-Profi Benno Schmitz (28), Abwehrchef Timo Hübers (27) sowie den wiedererstarkten Torjäger Davie Selke (28). Damit tummelt sich in dem Führungsgremium die geballte Erfahrung von 764 Bundesligaspielen, mit der am Geißbockheim die neue Zeitrechnung nach Jonas Hector und Co. eingeläutet werden soll.