Dem 1. FC Köln droht eine Rekordstrafe. Der DFB fordert von dem Fußball-Bundesligisten 595.000 Euro für das Vergehen von Fans vor dem Derby gegen Gladbach.
Rekordstrafe für PyrotechnikDFB fordert 595.000 Euro vom 1. FC Köln – FC wehrt sich
Steffen Baumgart kennt sich ganz gut aus in der aktiven Fanszene der Fußball-Bundesliga. Oft genug hat der Trainer des 1. FC Köln den Schulterschluss mit den Ultras gesucht und die Bedeutung ihrer bedingungslosen Unterstützung hervorgehoben. Als Baumgart am frühen Abend des 22. Oktober durchrechnete, war ihm aber auch schnell bewusst, dass der Support mitunter kostspielig werden kann. „Am Anfang ist wieder ein Stürmer durch die Luft geflogen“, ahnte der 51-Jährige, dass das Groß-Feuerwerk in der Südkurve des Rheinenergiestadions vor dem Derby gegen Borussia Mönchengladbach (3:1) harte Sanktionen nach sich ziehen würde.
Nun wissen die Kölner, was auf sie zukommt. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) stellte dem FC einen Strafantrag in Höhe von 595.000 Euro zu. Es wäre die höchste ausgesprochene Geldstrafe gegen einen Bundesligisten. Von dieser Summe könnte der FC 198.000 Euro in eigene sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen investieren.
Vor Beginn des Derbys zündeten die Kölner Fans auf der Südtribüne zahlreiche pyrotechnische Gegenstände. Die Partie des 8. Bundesliga-Spieltags konnte durch die massive Rauchentwicklung erst mit mehr als sechs Minuten Verzögerung angepfiffen werden. Was im Grunde genommen schön anzusehen war und für eine entsprechende Atmosphäre gesorgt hatte, bleibt in seinem Ausmaß für die Besucher in einem Fußballstadion im höchsten Maße gefährlich und ist deshalb auch aus gutem Grund verboten.
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Der 1. FC Köln, der grundsätzlich eine gewisse Toleranz gegenüber dem Einsatz von Pyrotechnik verfolgt, positionierte sich im Fall des Derbys klar: „Dieser Fall zeigt wieder, dass ein allgemeines Pyro-Verbot im Fußball keine hinreichende Wirkung zeigt. Für die aktive Fanszene ist der Einsatz von Pyrotechnik ein Teil der Fußball- und Fankultur“, leitete Geschäftsführer Christian Keller sein Statement zum DFB-Strafantrag ein: „Dabei dürfen aber keine roten Linien überschritten werden. Konkret muss insbesondere die Sicherheit der Zuschauer stets gewährleistet werden und es darf keinerlei Auswirkungen auf das sportliche Geschehen erfolgen. Diese Grenzen wurden gegen Gladbach deutlich überschritten.“
Eine klare Haltung, zumal die Fans ihrem Club mit dem Feuerwerk nach dem vorliegenden Strafenkatalog finanziell massiv geschadet haben: „Die hohe Geldstrafe trifft den FC auf dem Weg schnellstmöglicher Gesundung sehr hart“, bilanzierte Christian Keller. Der Sportchef steht aufgrund des konsequenten Sparkurses des FC seit längerem in der öffentlichen Kritik.
FC beantragt, die Strafe signifikant zu reduzieren
Sollte die nun ausgesprochene Geldstrafe rechtskräftig werden, hätten die Geißböcke allein im Jahr 2023 für die Vergehen ihrer Fans Strafen von knapp einer Million Euro gezahlt. Der FC hat den DFB-Strafantrag allerdings nicht akzeptiert und wird beim Kontrollausschuss beantragen, „die Strafe signifikant zu reduzieren“.
Christian Keller begründete den Kölner Einspruch mit dem Vorgehen des DFB bei der Ermittlung des Strafmaßes unter Anwendung eines standardisierten Strafzumessungsleitfadens: „Dieses Vorgehen ist aus unserer Sicht absolut zielverfehlend. Die Vergabe von Verbandsstrafen in dieser Form liegt fernab der Realität der deutschen Fußball- und Fankultur. Deshalb werden wir uns weiterhin mit Nachdruck für eine sinnvolle Anpassung des Strafmessungsleitfadens einsetzen“, argumentierte Keller.
In einigen Fällen in der Vergangenheit konnte der FC erfolgreich Täter ermitteln und diese aufgrund eines BGH-Urteils an den Kosten beteiligen. Ob dies auch im Fall des Derbys gegen Gladbach gelingt, steht noch nicht fest. Klar ist hingegen, dass Christian Keller in der Wintertransferperiode auf der Suche nach der dringend benötigten Verstärkung für den Kader von Steffen Baumgart wieder ein paar Euro weniger zur Verfügung stehen.
Fast eine Million Euro Strafgelder
Zwölf Strafen hat der DFB im Jahr 2023 schon gegen den 1. FC Köln aufgrund Vergehen seiner Fans ausgesprochen. Sollte es bei den nun beantragten 595.000 Euro für das Feuerwerk vor dem Gladbach-Spiel bleiben, kommt der FC in diesem Jahr auf ein Strafmaß von 952.000 Euro. Die bislang höchste Geldstrafe 2023 geht ebenfalls auf ein Derby-Heimspiel zurück. Vor der Partie gegen Bayer Leverkusen war es vor der Süd zu einem massiven Einsatz von Pyrotechnik gekommen. Der DFB verhängte eine Strafe in Höhe von 237.000 Euro, die die Kölner nach erfolgreicher Täterermittlung auf 119.500 Euro reduzieren konnten.