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Lage spitzt sich zuDem 1. FC Köln hilft nur noch eine Siegesserie

Lesezeit 4 Minuten

Für die Mannschaft des 1. FC Köln um Trainer Timo Schultz (vorne) wird die Luft im Tabellenkeller der Bundesliga immer dünner.

Trainer Timo Schultz sieht seine Mannschaft „vorbereitet“. Doch reicht das für eine späte Wende im Abstiegskampf?

Eine 0:2-Niederlage beim FC Bayern ist normalerweise kein Beinbruch. Der 1. FC Köln muss sich aber den Vorwurf gefallen lassen, die Gunst des Augenblicks nicht genutzt zu haben. Mit einer Vielzahl an vergebenen Chancen verpasste der Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga die durchaus mögliche Überraschung gegen den entthronten Meister. Die vertane Chance auf Bonuspunkte im Kampf um den Klassenerhalt wog doppelt schwer, da mit dem VfL Bochum und dem 1. FSV Mainz 05 die beiden Hauptkonkurrenten punkteten.

Fünf Spieltage vor Saisonende wuchs der Rückstand auf den Relegationsplatz erstmals auf vier Zähler an. Mit der Konsequenz, dass der abgestürzte Conference League-Teilnehmer von 2022 den Klassenerhalt nicht mehr in der eigenen Hand hat. Um dem immer näher rückenden siebten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte noch zu entkommen, ist der FC unabhängig vom Ausgang des direkten Duells am 28. April in Mainz auf Schützenhilfe angewiesen. „Die Situation ist scharf, da machen wir uns alle nichts vor“, stellte FC-Lizenzspielerleiter Thomas Kessler nach der vermeidbaren Niederlage in München mit versteinerter Miene fest.

Wir wissen, dass wir in den nächsten Wochen Siege holen und Tore schießen müssen. Darauf sind wir vorbereitet. Wir sind bereit für die Crunchtime.
Timo Schultz, Trainer 1. FC Köln

Die Zeit der Ausreden ist am Geißbockheim nunmehr vorbei. Es hilft kein Jammern und kein Klagen mehr über die auch in der bayerischen Landeshauptstadt versagende Offensive. Oder über das bei Eckstößen zum wiederholten Male unaufmerksame Abwehrverhalten, das gegen den FC Bayern den 0:1-Rückstand zur Folge hatte. Den Kölnern hilft jetzt nur noch eine Siegesserie, um die Trümmer einer Saison irgendwie noch aus dem Weg zu schaffen. Mindestens zehn, eher sogar mehr Punkte werden aus den letzten fünf Spielen aller Voraussicht nach vonnöten sein, damit sich der FC zumindest noch in die Relegation rettet. Womöglich darf er auch gar kein Spiel mehr verlieren. Der direkte Klassenerhalt dürfte spätestens seit dem Wochenende zur Utopie geworden sein.

Die Frage ist nur, wie den Kölnern plötzlich eine Siegesserie gelingen soll, bedenkt man, dass sie über 29 Spieltage hinweg außer Stande waren, zumindest mal zwei Siege aneinanderzureihen. „Es bleibt uns nichts anderes übrig, als Anlauf zu nehmen und drei Punkte zu holen. Dann sind wir hoffentlich wieder auf einen Punkt dran“, erklärte Innenverteidiger Timo Hübers vor dem „superwichtigen“ Kellerduell am Samstag (15.30 Uhr, Rhein-Energie-Stadion) gegen das seit 22 Spielen sieglose Schlusslicht SV Darmstadt 98, dessen direkter Wiederabstieg im Falle einer Niederlage auch rechnerisch feststünde.

Mainz holt im Trainer-Vergleich mit Köln fast doppelt so viele Punkte

Damit die Kölner Nichtabstiegsrechnung aufgeht, sind die anstehenden Kellerkrimis gegen Darmstadt und in Mainz von entscheidender Bedeutung. „Wenn wir aus den nächsten zwei Spielen sechs Punkte holen, dann werden wir wieder ganz anders über unsere Situation reden“, meint Torwart Marvin Schwäbe, einer der wenigen Kölner Profis mit Normalform in dieser missratenen Saison. Tritt das Gegenteil ein, ist es frühzeitig vorbei für den Tabellenvorletzten, dem im Falle des Abstiegs noch ungemütlichere Zeiten drohen. Denn anders als bei vorherigen Abstiegen könnte die noch bis Januar 2025 bestehende Transfersperre dazu führen, dass der FC nicht in der Lage wäre, einen Kader ins Rennen zu schicken, für den der direkte Wiederaufstieg ein realistisches Ziel darstellt.

Timo Schultz weiß, was die Stunde für den 1. FC Köln geschlagen hat. „Wir wissen, dass wir in den nächsten Wochen Siege holen und Tore schießen müssen. Darauf sind wir vorbereitet. Wir sind bereit für die Crunchtime“, zeigt sich der FC-Coach überzeugt. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass die Kölner unter Schultz in 13 Spielen durchschnittlich nur 0,92 Punkte pro Partie einsammelten. In puncto Ausbeute wird man sich am Geißbockheim mehr versprochen haben vom Ende Dezember vollzogenen Trainerwechsel von Steffen Baumgart zu Schultz.

Bo Henriksen legte in Mainz dagegen los wie die Feuerwehr. Dem leidenschaftlichen und positiv denkenden Dänen ist es gelungen, mit seiner Art den ganzen Verein anzustecken. In acht Spielen unter der Leitung des aus Zürich losgeeisten Nachfolgers von Jan Siewert holten die Rheinhessen beeindruckende 14 Punkte, was einem Schnitt von 1,75 entspricht. „Wir müssen jagen, das ist unsere DNA. Wir haben das Gefühl, dass wir gegen alle gewinnen können“, verdeutlichte Henriksen nach dem triumphalen 4:1 über die TSG Hoffenheim, wie es um das neue Selbstvertrauen der kürzlich noch am Boden liegenden Mainzer steht. Sportdirektor Martin Schmidt schickte eine weitere Kampfansage gleich hinterher: „Dass Bochum, Wolfsburg und Union Berlin jetzt natürlich nervös werden, das haben wir mit den Siegen, die wir eingefahren haben, geschafft.“ Vom 1. FC Köln war keine Rede.