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Kommentar zur TransfersperreVerantwortung übernehmen, um die tiefe Krise zu bewältigen

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Lesezeit 3 Minuten

Die Bestätigung der Transfersperre hat das Geißbockheim in seinen Grundfesten erschüttert.

Nach dem Urteil des Internationalen Sportgerichtshof steht der 1. FC Köln vor gewaltigen Herausforderungen. Martin Sauerborn kommentiert die sportliche Zukunft der Geißböcke.

Das Urteil des Internationalen Sportgerichtshof (CAS) kam für den 1. FC Köln und sein Selbstverständnis von diesem Fall unerwartet und hat den Club auch deshalb bis ins Mark erschüttert. Im festen Glauben daran, frei gesprochen zu werden, haben die FC-Verantwortlichen den Unterschied zwischen der Rechtsprechung eines Sportgerichtshofes und eines normalen Arbeitsgerichtes zwar gesehen, aber auch unterschätzt. Der FC ist in diesem Fall sicher der größte, aber nur einer von drei Verlierern. Ankläger Olimpia Ljubljana wollte 2,5 Millionen Euro erstreiten und ist bei 130.000 Euro gelandet — ohne Abzug der Prozesskosten, die sich beide Clubs teilen müssen.

Augenmerk auf den jungen Menschen Jaka Cuber Potocnik legen

Tragisch ist das Urteil für Jaka Cuber Potocnik und seine Familie. Es hat den Nachwuchsspieler in seiner Entwicklung als Mensch und Fußballer schwer getroffen. Es ist eine der vordringlichsten Aufgaben der Verantwortlichen des 1. FC Köln, die Last der Verantwortung und Schuld für das Urteil von Potocniks Schultern zu nehmen und ihn als Spieler nach Ablauf seiner viermonatigen Sperre weiter intensiv zu fördern, damit der gemeinsame Traum vom Profifußballer wahr werden kann.

Das Urteil der drei Richter in Lausanne ist in seiner Härte ein einmaliger Vorgang im deutschen Vereinsfußball und wirft den 1. FC Köln in seinem vom Vorstand auf sieben Jahre angelegten Matchplan empfindlich zurück. Wer nun aber personelle Konsequenzen fordert, verkennt, dass es in der Verantwortung gerade dieser Geschäftsführung und dieses Vorstandes liegt, den tief im Dreck versunkenen Karren wieder flottzumachen. Sich dieser Verantwortung zu entziehen, wäre ein Zeichen der Schwäche und Unfähigkeit. Denn die Riege neuer Führungskräfte könnte sich in ihrem Wirken bei einem Scheitern immer auf die Argumentation zurückziehen, keine Schuld an den Vorgängen zu tragen. Ganz abgesehen davon, dass einem die Fantasie fehlt, wer diese Aufgabe überhaupt übernehmen sollte.

Sportchef Christian Keller muss als Vorbild liefern

Christian Keller hat sich am Tag nach den Hiobsbotschaften Baumgart und CAS trotzig und angriffslustig gezeigt. Der schwer unter Druck geratene Geschäftsführer Sport besitzt als Vorbild zumindest schon mal den Mut und Willen, die schwerwiegenden Probleme mit dem drohenden sportlichen Absturz anzugehen und Lösungen zu finden. Ob es ihm und seinen Mitstreitern Philipp Türoff und Markus Rejek am Ende gelingt, ist eine andere Frage.

Die Unwägbarkeiten auf dem Weg zur Rettung des FC mit seinen knapp 140.000 Mitgliedern sind jedenfalls groß. Einen Club dieser Größe und Komplexität hinter der Idee einer Wagenburg-Mentalität zusammenzubringen ist charmant, in seiner Umsetzung allerdings mit dem höchsten vorstellbaren Schwierigkeitsgrad verbunden. Die Frage aller Fragen bleibt, ob der Klassenerhalt mit einem Kader gelingt, dem man zuletzt unter Baumgart die Bundesliga-Tauglichkeit absprechen musste. Vom sportlichen Abschneiden ist am Ende wie immer bei einem Fußballclub alles abhängig.