Bei Sturm Graz war er der Liebling der Fans. Nun soll Jusuf Gazibegovic die Dauerbaustelle beim 1. FC Köln hinten rechts schließen.
Jusuf Gazibegovic im PorträtEin „Mentalitätsmonster“ für den 1. FC Köln
Am Ende flossen Tränen. Als Publikumsliebling Jusuf Gazibegovic (24) zum letzten Mal vor die Fans von Sturm Graz trat, wurde er von seinen Emotionen übermannt. Es war der rührende Abschluss einer Erfolgsgeschichte, die den 3:0-Sieg bei der WSG Tirol am vergangenen Samstag fast schon in den Hintergrund rücken ließ. Die Unterschrift des Rechtsverteidigers mit Champions League-Erfahrung unter seinen Vertrag beim 1. FC Köln war da schon längst trocken.
Am Donnerstag machte der Fußball-Zweitligist schließlich offiziell, worüber die Rundschau bereits in der vergangenen Woche berichtet hatte: Jusuf Gazibegovic ist der erste Winter-Zugang der Geißböcke nach Ablauf der fast einjährigen Registrierungssperre. Der 21-malige Nationalspieler Bosnien-Herzegowinas soll auf dem Weg zum erhofften direkten Wiederaufstieg die Dauerbaustelle hinten rechts beheben. Dort konnten in der Hinrunde weder der gelernte Offensivmann Jan Thielmann noch Rasmus Carstensen überzeugen. Der Däne gilt daher als Kandidat für einen Abgang im Winter. Auch Vorgänger Benno Schmitz war jahrelang keine Ideallösung. Zu Gazibegovics Vertragslaufzeit machten die Kölner wie seit geraumer Zeit üblich keine Angaben. Die Ablöse soll bei rund zwei Millionen Euro liegen.
Dem für seine Personalpolitik in der Kritik stehenden Christian Keller ist damit ein erster beachtlicher Transfer in diesem Winter gelungen. Entsprechend glücklich zeigte sich der FC-Geschäftsführer bei der Vollzugsmeldung: „Jusuf kommt aus dem laufenden Spielbetrieb zu uns – war in Graz bis zuletzt unumstrittener Stammspieler auf der Außenverteidigerposition. Wir freuen uns sehr, dass wir ihn für den FC gewinnen konnten.“ Keller beschreibt den Neuzugang, der auch auf der linken Seite auflaufen kann, wie folgt: „Für sein junges Alter bringt Jusuf auf nationaler wie internationaler Ebene bereits reichlich Erfahrung mit. Neben seinen fußballerischen Fähigkeiten zeichnet ihn vor allem eine starke Mentalität aus. Er ist ein Typ, der niemals aufgibt, und hat die große Ambition, den FC dabei zu unterstützen, schnellstmöglich in die Bundesliga zurückzukehren.“
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Die Worte von Denis Huseinbasic bestätigen das Bild. „Jusuf ist ein Spieler, der uns helfen wird, weil er vorne und hinten genügend Qualitäten hat. Er ist ein Mentalitätsmonster, das jedes Spiel alles gibt. Und er ist auch ein cooler Typ. Die Kölner Fans können sich auf ihn freuen“, frohlockte der FC-Mittelfeldspieler, der mit Gazibegovic bei der bosnischen Auswahl zusammenspielt. Deshalb habe er den Kölner Wunschspieler „auch ein bisschen bearbeitet, dass es doch der richtige Schritt ist – weil er Qualität hat, die wir gebrauchen können“.
Treibende Kraft hinter dem Transfer war aber wohl Gerhard Struber. Der FC-Trainer kennt Jusuf Gazibegovic aus gemeinsamen Tagen im Nachwuchs von RB Salzburg sowie bei dessen Farmteam FC Liefering. „In erster Linie habe ich hier unterschrieben, weil es ein richtig großer Verein in Deutschland ist – mit viel Tradition. Das mag ich einfach“, betonte Gazibegovic. „Bei meiner Entscheidung haben aber viele Faktoren eine Rolle gespielt: Die Stadt, die für den Verein lebt. Der Trainer, der mich schon sehr lange kennt und mich schon als kleines Kind betreut hat. Und die Herausforderung: Ich will unbedingt mit dem FC in die Bundesliga aufsteigen. Ich kann es kaum erwarten, dass es losgeht.“
Der in Salzburg geborene Sohn bosnischer Eltern kommt mit der Empfehlung von 177 Pflichtspielen für Sturm Graz nach Köln. In seinen etwas mehr als vier Jahren bei den Steirern verpasste er kaum eine Partie. Höhepunkt war der Gewinn des Doubles aus Meisterschaft und Pokal in der vergangenen Saison, wodurch die Wachablösung von Seriensieger Salzburg gelang.
Gazibegovics persönliche Ausbeute von 7 Toren und 13 Vorlagen deutet derweil darauf hin, dass die Stärken des nur 1,74 Meter großen Außenverteidigers vor allem in der defensiven Absicherung liegen. Mit seinem Kampfgeist und seiner Interaktion mit dem Publikum schwang sich der Bosnier in Graz zum Liebling der Fans auf. Das Champions League-Spiel am Mittwoch beim OSC Lille verpasste Gazibegovic wegen einer Gelb-Sperre. Es war die letzte Partie für die Österreicher vor der Winterpause. Damit war der Weg frei, den Wechsel nach Köln offiziell zu vermelden.