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Fußball-BundesligaDoppelter Wind sorgt für Fehlstart des 1. FC Köln

Lesezeit 6 Minuten
26.08.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Fußball: Bundesliga, 1. FC Köln - VfL Wolfsburg, 2. Spieltag, RheinEnergieStadion. Kölns Luca Waldschmidt (r) trifft zur 1:0 Führung. Daneben stehen Wolfsburgs Yannick Gerhardt (l) und Nicolas Cozza. Foto: Marius Becker/dpa - WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. +++ dpa-Bildfunk +++

Luca Waldschmidt trifft zur Kölner Führung. Das erste Saisontor des FC.

Der 1. FC Köln hat gegen den VfL Wolfsburg zu Hause mit 1:2 verloren und damit einen klassischen Fehlstart in die neue Saison der Fußball-Bundesliga hingelegt.

Jonas Wind hat dem 1. FC Köln einen Fehlstart in die Bundesliga-Saison 2023/24 beschert. Der Däne sorgte mit einem Doppelpack für den 2:1 (0:0)-Erfolg des VfL Wolfsburg vor 49.500 Zuschauern im Rheinenergiestadion. Die Geißböcke stehen durch die Niederlage im ersten Heimspiel nach zwei Spieltagen ohne Punkte da und damit vor der nächsten Partie bei Eintracht Frankfurt erst einmal mit dem Rücken zur Wand.

„Glück sieht anders aus. Am Ende müssen wir mit 100 Prozent da sein, 99 reichen nicht. Wie schon in Dortmund sind uns Kleinigkeiten auf die Füße gefallen. Wir müssen mit den beiden Niederlagen umgehen, auch wenn es schwerfällt. Es geht aber weiter“, kommentierte FC-Cheftrainer Steffen Baumgart die schmerzhafte Heimpleite.

Der 51-Jährige hatte nach der starken Leistung zum Saisonauftakt bei Borussia Dortmund wenig auszusetzen und vertraute gegen Wolfsburg der gleichen Startelf wie bei der unverdienten 0:1-Niederlage vor einer Woche. Die Frage, ob Dejan Ljubicic wieder mit Eric Martel eine Doppelsechs bilden würde, oder zentral hinter zwei Spitzen agieren würde, beantwortete der FC-Chefcoach mit der etwas defensiveren Variante. Mit Neuzugang Faride Alidou und Linton Maina rückten aber zwei offensive Flügelspieler als Option von der Bank neu in den Kader. Für Dimitrios Limnios und Kristian Pedersen blieb deshalb nur ein Platz auf der Tribüne.

Schwäbe hält doppelt gegen Wind

Vor der gewaltigen Kulisse im Rheinenergiestadion kam der FC bei seiner Heimpremiere schwer in die Gänge. Das lag zum einen an der eigenen, in vielen Aktionen greifbaren Nervosität, vor allem aber an der strukturierten und ziemlich robusten Spielweise der Gäste. Akteure wie der neue Innenverteidiger Cedric Zesiger oder Mathhias Svanberg beeindruckten schon allein durch ihre Statur.

VfL-Trainer Niko Kovac stellte sein Team wiebeim 2:0-Erfolg in der vergangenen Saison sehr tief auf. Oberste Prämisse des Kroaten dürfte gewesen sein, dem FC keine Umschaltmomente zu ermöglichen. Die Kölner kamen damit tatsächlich nicht gut zurecht und wackelten in der Anfangsphase zudem defensiv. Wolfsburg Rechtsverteidiger Joakim Maehle prüfte FC-Keeper Marvin Schwäbe mit einem Kopfball (9.) und Patrick Wimmer konnte einen Stellungsfehler von Benno Schmitz nicht für einen vernünftigen Abschluss ausnutzen (13.).

Nachdem der FC durch einen Kopfball von Neuzugang Rasmus Carstensen (13.) eine erste kleine Möglichkeit verzeichnete, verhinderte Schwäbe in Weltklassemanier das 0:1. Erst kratzte die Kölner Nummer eins einen Kopfball von Jonas Wind aus fünf Metern von der Linie und lag dann beim Nachschuss des Dänen so breit vor seinem Tor, dass Wind nur sein rechtes Knie traf (16.). Eine wichtige Tat, denn gegen die tief stehenden Wolfsburger in Rückstand zu geraten, hätte die ohnehin schwere Aufgabe der Kölner noch komplizierter gemacht.

Nach etwas 20 Minuten beruhigte sich die Partie. Bis zum Pausenpfiff von Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck, über dessen Entscheidungen sich Baumgart an der Seitenlinie mehrfach lautstark echauffierte, gab es nur noch eine erwähnenswerte Szene. Zum Leidwesen der Geißböcke, denn es ging wie schon beim Pokalspiel in Osnabrück und beim 0:1 in Dortmund um die Gesundheit von Davie Selke.

Selke muss wieder angeschlagen vom Platz

Der zuvor doch eher zurückhaltend agierende Torjäger fasste sich nach einem harmlosen Kopfball (25.) erneut an seinen hinteren, rechten Oberschenkelmuskel. Er versuchte es noch einmal mit einem Sprint, musste aber schnell erkennen, dass es auch im ersten Heimspiel der Saison nicht weitergehen würde. Selke hob seine Arme verzweifelt gen Himmel und verließ an der Seite von Mannschaftsarzt Dr. Peter Schäferhoff humpelnd und fluchend den Platz. Dritter Saisoneinsatz, dritte vorzeitige Auswechslung - diesmal schon nach 27 Minuten. Der FC stand ohne Mittelstürmer da, denn Steffen Tigges kam am Samstag nach langer Verletzung bei der U21 in der Regionalliga zum Einsatz, um Spielpraxis zu sammeln.

„Irgendwann geht es einem auf die Eier. Er hat die ganze Woche trainiert. Ich bin davon ausgegangen, dass er es hinter sich hat und normal ins Spiel geht. Das ist dann aber nicht so gewesen. Die vergangenen Wochen sind für alle nicht zufriedenstellend“, sagte Steffen Baumgart. FC-Sportchef Christian Keller schloss trotz des erneuten Ausfalls von Selke die Verpflichtung eines weiteren Stürmers allerdings aus: „Es besteht keine Notwendigkeit, in Panik zu verfallen. Wir haben grundsätzlich gute Spieler. Der ein oder andere ist gerade nicht zu 100 Prozent fit. Das ist aber kein ausschlaggebender Grund, zu sagen, wir machen was“, sagte Keller bei Sky.

Waldschmidt trifft gegen seinen Ex-Club

Es war nicht davon auszugehen, dass Wolfsburg seine Strategie zur zweiten Hälfte überdenken und ändern würde. Also musste der FC weiter nach einem Weg suchen, die massive Defensive der Gäste aus den Angeln zu heben. Es gelang, weil Linksverteidiger Leart Pacarada in seinem ersten Heimspiel im Geißbock-Dress diagonal passte und der für Selke eingewechselte Sargis Adamyan den Ball etwas unfreiwillig auf Luca Waldschmidt verlängerte. Die Wolfsburger Leihgabe lief ein paar Meter und zog dann aus 18 Metern mit seinem starken, linken Fuß ab. Als der Ball unhaltbar für Koen Casteels im linken Eck einschlug, dürften sich die VfL-Verantwortlichen über den Deal mit Köln für einen Moment geärgert haben. „Mein Tor hatte am Ende keinen Wert. Es war schön, dass wir 1:0 in Führung gegangenen sind, aber schade, dass wir trotzdem nicht gewonnen haben“, sagte der Torschütze enttäuscht.

Der Wolfsburger Ärger dauerte nicht länger als eben diesen einen Moment, dann schlugen die Niedersachsen eiskalt zurück. Als Eric Martel vor dem Strafraum einen Zweikampf gegen den körperlich eigentlich unterlegenen Wimmer verlor, und Timo Hübers ohne Not aus dem Abwehrzentrum vorgerückt war, sah sich Jeff Chabot im Strafraum Svanberg und Wind gegenüber. Die beiden Skandinavier spielten Katz und Maus mit dem Kölner Innenverteidiger, sodass Wind am Ende keine Mühe hatte, zum 1:1 auszugleichen (62.).

Hübers vergibt Chance zum 2:2

Der VfL hatte nun Oberwasser. Neuzugang Lovro Majer traf mit einem strammen Linksschuss die Latte (65.), Wind machte es sieben Minuten später besser. Timo Hübers kam gegen Maehle nicht richtig in den Zweikampf, sodass der Däne seinen Landsmann im Strafraum in Szene setzen konnte. Wieder hielt Schwäbe bravourös, doch diesmal war der FC-Torwart gegen den Nachschuss machtlos (72.). Für Wind war es nach dem 2:0-Auftaktsieg Heidenheim der zweite Doppelpack im zweiten Saisonspiel. „Jonas ist körperlich sehr fit und trifft im Moment alles“, lobte Nico Kovac seinen Torjäger.

Baumgart reagierte mit Wechseln und tatsächlich kam sein Team zur großen Ausgleichschance. Timo Hübers köpfte aus vier Metern in allerdings abseitsverdächtiger Position zu schwach, um Casteels überwinden zu können (78.). Es war die letzte Chance der offensiv zu harmlosen Kölner, denn Wolfsburg verteidigte bis zum Abpfiff nach 97 Minuten konsequent und ohne Fehler.

„Die Enttäuschung ist groß. Wir haben uns deutlich mehr versprochen. Nach dem 1:0 haben wir, ohne dass ich dafür im Moment eine Erklärung habe, die Kontrolle abgegeben. Wolfsburg hat sich dann mit einer hohen, individuellen Qualität vorne durchgespielt und ist zu zwei Toren gekommen. Danach sind wir, so ehrlich muss man sein, der Musik etwas hinterhergelaufen“, analysierte Thomas Kessler als Sportlicher Leiter des FC.


Spielstatistik:

1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz, Hübers, Chabot, Pacarada; Martel (69. Olesen), Ljubicic (77. Huseinbasic); Carstensen (69. Finkgräfe), Kainz (77. Maina), Waldschmidt; Selke (27. Adamyan)- VfL Wolfsburg: Casteels; Maehle, Lacroix, Zesiger, Cozza (63. Cozza); Gerhardt (63. Arnold) ; Cerny (85. Vranckx), Majer (85. Tiago Tomas), Svanberg, Wimmer (90.+5 Kaminski); Wind. - SR.: Jöllenbeck (Freiburg). - Zuschauer: 49.500. - Tore: 1:0 Waldschmidt (55.), 1:1 Wind (62.), 1:2 Wind (72.). - Gelbe Karten: Adamyan; Cerny, Majer, Arnold, Wind, Zesiger.