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1. FC Köln gegen WolfsburgDie Anspannung ist etwas größer als üblich

Lesezeit 4 Minuten
1. FC Köln, Training, von links: Luca Waldschmidt, Jeff Chabot (1. FC Köln). 23.08.2023, Bild: Herbert Bucco

Luca Waldschmidt (links) und Jeff Chabot duellieren sich im Training des 1. FC Köln. (1. FC Köln). 23.08.2023, Bild: Herbert Bucco

Der 1. FC Köln empfängt am Samstag im ersten Saisonheimspiel den VfL Wolfsburg im ausverkauften Rheinenergiestadion.

Steffen Baumgart war es dann doch irgendwann leid. Die Lobeshymnen, die der ehrgeizige Chefcoach des 1. FC Köln nach dem Auftritt bei Vizemeister Borussia Dortmund zuhauf entgegennehmen durfte, konnten ihn auf Dauer nicht über die ebenso unverdiente wie unglückliche 0:1-Niederlage zum Auftakt der Bundesliga-Saison 2023/24 hinwegtrösten. „Ich würde gerne mal weg von der tollen Leistung, denn am Ende haben wir kein Tor geschossen und haben eins reingekriegt“, fasste Baumgart die Fakten zusammen und kam auf das für ihn letztlich wesentliche Ereignis des vergangenen Samstags: „Jetzt hat man uns genug Honig ums Maul geschmiert. Passiert ist, dass wir ein Spiel verloren haben.“

Die Situation ist ungewohnt, denn in den beiden vergangenen Jahren ist der FC jeweils mit einem Heimsieg in die Saison gestartet, wodurch der ganz große Druck erst einmal raus war. Zum ersten Mal droht unter der Regie von Baumgart also ein Auftakt mit zwei Niederlagen, wenn es am Samstag (15.30 Uhr/Sky) im ersten Heimspiel der Saison gegen den VfL Wolfsburg geht. „Ich war etwas mehr angespannt in diesem Jahr, weil wir aus unserer Sicht nicht schlecht gestartet sind, aber nichts haben. Wir wollen gegen Wolfsburg gewinnen“, räumte Baumgart am Donnerstag ein und erklärte die Situation: „Klar, ist eine gewisse Anspannung da, aber nicht wegen Dortmund, sondern wegen der Qualität, die auf uns zukommt. Anspannung gehört ja auch dazu, denn gelangweilt bin ich von der Bundesliga noch nicht.“

Anspannung gehört ja auch dazu, denn gelangweilt von der Bundesliga bin ich noch nicht.
Steffen Baumgart, Cheftrainer 1. FC Köln

Möglicherweise ist die Anspannung vor dem zweiten Spieltag auch etwas größer, weil Baumgart in seiner Zeit als FC-Trainer noch kein Heimsieg gegen die Wölfe gelungen ist. 0:1 und 0:2 lauteten die Resultate, es war also noch nicht einmal ein Kölner Tor im am Samstag ausverkauften Rheinenergiestadion dabei. Auf welche Art und Weise es die Geißböcke im dritten Anlauf schaffen wollen, die im zweiten Jahr von Nico Kovac betreuten Niedersachsen zu besiegen, ließ Baumgart noch offen. Zur Wahl stehen die Varianten mit zwei (wie in Dortmund) oder einem Sechser vor der Viererkette. Damit einher geht, ob der FC mit einer oder zwei Spitzen aufläuft. „Normalerweise weiß ich zu diesem Zeitpunkt schon, wie wir es angehen wollen. Wolfsburg ist aber eines der Spiele, bei denen ich mir noch nicht so sicher bin. Da mache ich mir noch ein paar Gedanken, weil der VfL es in beide Richtungen gut macht. Da müssen wir die richtige Balance finden.“

Personell können der 51-Jährige und sein Trainerteam bis auf Mark Uth, Jan Thielmann, Florian Dietz und Noah Katterbach aus dem Vollen schöpfen. Baumgart wird also bei der Bekanntgabe des Kaders ein paar harte Entscheidungen zu treffen haben. „Ich kann keinem etwas vorwerfen, alle ziehen mit. Ich werde Entscheidungen treffen müssen, die nicht nur mit der Leistung zu tun hat“, kündigte der Trainer Härtefälle an. So könnte es etwa durch den Zugang von Faride Adilou den gut trainierenden Dimtrios Limnios mit einem Platz auf der Tribüne treffen. Baumgart kündigte zudem an, dass es eine Überlegung sei, den aus Verletzungen kommenden Linton Maina und Steffen Tigges erst einmal Spielpraxis in der U21-Regionalliga-Reserve zukommen zu lassen.

Davie Selke kann von Anfang an spielen

Neben Torjäger Davie Selke, der auch am Donnerstag voll trainieren konnte und dessen Einsatz nicht gefährdet scheint, setzen die Kölner am Samstag große Hoffnungen in Luca Waldschmidt. Nicht nur, weil er als Leihgabe des VfL Wolfsburg gegen seinen Noch-Arbeitgeber antritt, sondern auch, weil der Ex-Nationalspieler die Fähigkeiten besitzt, das FC-Spiel auf ein anderes Niveau zu heben. In den bisherigen beiden Pflichtspielen ist ihm das allerdings nur phasenweise gelungen, was mitunter an der Intensität des Kölner Spiels in beide Richtungen liegen könnte. „Luca hat eine sehr gute Vorbereitung gemacht, kann sehr gute Intensitäten gehen. Es gibt Sachen, die er gut macht. Aber auch Sachen, wo wir wissen, dass er noch Zeit braucht“, sagte Steffen Baumgart und erklärte: „Man merkt ihm aber an, dass er lange Zeit nicht regelmäßig über 90 Minuten gespielt hat.“

Ein Anpassungsprozess also, der bei Spielern, die neu im System Baumgart sind, fast schon dazu gehört. Der Trainer verteilte deshalb Lob an Waldschmidt, stellte seine wesentlichen Erwartungen aber nicht zurück: „Er macht das gut, sehr gut. Er wird gegen Wolfsburg, wenn alles normal läuft, auflaufen. Jetzt wäre es schön, wenn er anfängt zu treffen und mit Scorerpunkten zu dienen. Aber auch da haben wir die Geduld."