Der 1. FC Köln versucht nach dem 1:5 von Darmstadt den Blick nach vorne zu richten und startet in die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Paderborn.
Das ungelöste ProblemDer 1. FC Köln sucht weiter nach Führungsspielern
Die Blamage von Darmstadt wird den 1. FC Köln noch eine Weile verfolgen. Auf jeden Fall erst einmal bis zum kommenden Freitag (18.30 Uhr/Sky), wenn der SC Paderborn am zehnten Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga nach Müngersdorf kommt und alle eine Reaktion der Geißböcke auf das 1:5 am vergangenen Freitag am Böllenfalltor erwarten. Die Mannschaft musste am Samstagvormittag zum Rapport und dürfte angesichts der eigenen Leistung einsichtig gewesen sein. So geht es nicht noch einmal. „Wir hatten zu wenig entgegenzusetzen und haben auf ganzer Linie versagt. Es war ein rabenschwarzer Tag für uns“, hatte Kapitän Timo Hübers nach dem Spiel kein Blatt vor den Mund genommen.
Der auf Platz zehn der 2. Liga zurückgefallene Bundesliga-Absteiger nahm am Montagnachmittag die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Paderborn auf und tut gut daran, nach vorne zu schauen. Der desaströse Auftritt in Darmstadt ist zwar durch nichts wieder gutzumachen und geht als dritthöchste Zweitliga-Niederlage in die Historie des dreifachen deutschen Meisters ein, der Fußball bietet dem FC schon eine Woche später die Gelegenheit, sein anderes Gesicht zu zeigen.
Cheftrainer Gerhard Struber schaute als erster nach vorne und machte sich am Sonntag auf die Reise in den Norden, um den übernächsten Gegner zu beobachten. Der Österreicher beobachtete Holstein Kiel im Bundesliga-Duell mit Union Berlin (0:2). Der FC empfängt den Bundesliga-Aufsteiger am 29. Oktober in der zweiten Runde des DFB-Pokals.
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Gerhard Struber setzt nicht-öffentliches Training an
Eine Reise, die Struber offensichtlich noch eine Extraportion Motivation für seine Arbeit mit auf den Weg gab. Der 47-Jährige, der für Dienstag kurzfristig eine nicht-öffentliche Einheit ansetzte, sprudelte am Montag beim Training vor Energie und scheuchte „seine Jungs“ in den Spielformen gehörig über den Platz. „Zeigt die richtige Mentalität und tut alles dafür, um euer Tor zu verteidigen“, forderte er die Spieler auf. Keine Überraschung nach 20 Gegentoren in den bisherigen zehn Pflichtspielen.
Die erste Reaktion der Mannschaft auf ihre unerklärliche Vorstellung in Darmstadt darf als positiv gewertet werden. Im Training am Montag ging es ordentlich zur Sache — mehr als am Freitag, als sich die Kölner wie eine Schülermannschaft hatten ausspielen und vorführen lassen. Von einem Gegner wohlgemerkt, der zuvor über ein Jahr lang kein Heimspiel gewinnen konnte und auf Tabellenplatz 16 stand.
Bei einer Übungsform, in der es um das schnelle defensive Schließen nach Umschaltaktionen ging, gerieten Timo Hübers und Eric Martel verbal aneinander und tauschten ihre unterschiedlichen Standpunkte öffentlich aus. Nur kurz danach gab es noch eine Ansage für Martel. Diesmal war Luca Waldschmidt der Absender und forderte ein direkteres Spiel vom Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft.
Zwei Szenen in kurzer Abfolge, die auch deshalb interessant waren, weil mit Hübers und Waldschmidt zwei Spieler in Aktion waren, die in Darmstadt zu den großen Enttäuschungen im Kölner Team gehörten. Abwehrchef Hübers, weil es ihm als Kapitän an diesem Abend nicht gelingen wollte, ein Vorbild in puncto Leistung zu sein. Der 28-Jährige war an allen fünf Gegentoren beteiligt und holte sich zu allem Überfluss beim Stand von 1:4 in der Nachspielzeit an der Außenlinie noch eine Gelbe Karte ab.
Waldschmidt wiederum wähnten FC-Sportchef Christian Keller und Trainer Struber nach seinen beiden Treffern gegen Karlsruhe und Ulm auf dem aufsteigenden Ast. In Darmstadt fiel der Ex-Nationalspieler trotz der Mitvorbereitung des Ehrentreffers durch Tim Lemperle aber wieder in alte Muster zurück und haderte so sehr mit sich selber, dass er der Mannschaft keine Hilfe mehr sein konnte.
Der sportlichen Führung des FC offenbarte sich damit erneut das nach dem Abgang von Jonas Hector und Ellyes Skhiri ungelöste Problem der fehlenden Führungsspieler. Hübers und der ebenfalls 28 Jahre alte Waldschmidt sollten mit ihrer Erfahrung und ihrem Leistungsvermögen in dieser Saison Akteure sein, an denen sich ihre Mitspieler aus- und aufrichten können. In Darmstadt war aber das Gegenteil der Fall.
Die Hoffnungen ruhen auch deshalb auf den Rückkehrern Mark Uth (33) und Dejan Ljubicic (27). Die beiden erfahren Bundesliga-Profis kehrten am Montag vollständig ins Mannschaftstraining zurück und stehen vor ihren Comebacks. Vor allem Uth könnte die Vakanz bei den Führungsspielern ausfüllen, wenn er nach mehr als zwei Jahren endlich verletzungsfrei bleibt.
Der gebürtige Porzer hatte noch vor dem Bundesliga-Abstieg seinen Vertrag beim FC verlängert und wollte damit ein Signal für seine Teamkollegen setzen, die den Club dank einer Ausstiegsklausel hätten verlassen können. Nur zwei Tage nach dem 1:4 in Heidenheim und dem feststehenden Abstieg überzeugte Uth etwa Linton Maina von einem Verbleib. „Mark kam zu mir nach Hause und hat mir ganz klar gesagt, was er vorhat und was er will. Wenn so ein Mark hier sitzt und dir sagt, dass er will, dass du bleibst, denkst du schon extrem darüber nach“, gab FC-Topscorer Maina kürzlich in der neuen FC-Doku „Geliebter Fußballclub“ einen Einblick in seine Entscheidungsfindung.