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Bundesliga-Abstiegskampf1. FC Köln will die Ketchupflasche öffnen

Lesezeit 4 Minuten
Luca Waldschmidt (rechts) wäre einer der ersten Kandidaten für ein Tor des 1. FC Köln.

Luca Waldschmidt (r.) wäre einer der ersten Kandidaten für ein Tor des 1. FC Köln.

Der 1. FC Köln empfängt am Samstag Union Berlin. Im Bundesliga-Abstiegskampf hilft den Geißböcken nur ein Sieg.

Misserfolg treibt mitunter eigenartige Blüten. Als Thomas Kessler am Freitag auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Union Berlin (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) gefragt wurde, was ihm Hoffnung auf Tore für den 1. FC Köln mache, bemühte der Leiter des Lizenzbereichs eine allseits bekannte Metapher: „Ich bin schon lange in diesem Geschäft und habe es oft erlebt, dass es Phasen gibt, in denen der Ball nicht über die Linie will. Irgendwann ist es wie bei einer Ketchupflasche. Wir schlagen so lange drauf, bis ganz viel rauskommt.“

So weit so bekannt. Als es dann aber darum ging, welche psychologischen Kniffe sich die FC-Verantwortlichen vor dem nächsten Endspiel im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga noch einfallen lassen können, hatte die rote Gewürzsoße bei Kessler ausgedient: „Wir haben uns zuletzt viele Dinge überlegt und mit der Mannschaft darüber gesprochen. Ich glaube aber, es wird nichts nützen, wenn wir Ketchupflaschen durch die Gegend werfen. Wir müssen den Ball ins Tor schießen.“

Jeff Chabot steht in der Startelf

Festzuhalten bleibt in diesem Zusammenhang, dass die Flasche sicher schneller aufgehen kann, wenn sie durch die Gegend geworfen wird. Allerdings bleibt dann wohl nur ein Haufen Scherben und ziemlich viel Sauerei zurück. Also nichts, was der FC als Tabellenvorletzter vor den beiden letzten Spieltagen der Saison 2023/24 nicht schon reichlich im Repertoire hätte.

Was fehlt, sind Tore und die daraus resultierenden Punkte. Ändert sich daran am Samstag in Müngersdorf vor 50000 Zuschauern gegen einen der beiden verbleibenden Konkurrenten nichts, steigen die Geißböcke zum siebten Mal in ihrer Vereinsgeschichte ab. „Gefühlt ist es seit Wochen alternativlos, dass wir gewinnen. Aber jetzt ist es de facto so, dass wir ein Endspiel haben, um uns ein weiteres Endspiel in der regulären Saison zu holen“, fasste FC-Cheftrainer Timo Schultz mit Blick auf das letzte Spiel beim 1. FC Heidenheim und eine mögliche Relegation die Situation zusammen.

Manchmal ist ein spätes Tor sogar besser als ein frühes.
Timo Schultz (46), Trainer 1. FC Köln

Womit auch die Kölner Marschroute für das Kräftemessen mit dem tief gefallenen Champions League-Teilnehmer aus Köpenick unverhandelbar ist: „Wir werden nach vorne spielen. Wie die Mannschaft sich die letzten beiden Spiele präsentiert hat, wird es für uns nur einen Gang geben. Der geht nach vorne“, kündigte Schultz an und trat dann doch wieder auf die Bremse: „Trotzdem muss man natürlich das Risiko abwägen. Das Tor muss nicht unbedingt in der ersten Minute fallen. Manchmal ist ein spätes Tor sogar besser als ein frühes.“

Personell hat sich die Situation für den 46-jährigen Coach etwas entspannt. Der unter der Woche von Sky mit einem Wechsel zum VfB Stuttgart in Verbindung gebrachte Innenverteidiger Jeff Chabot steht zur Verfügung. Beim 0:0 gegen den SC Freiburg musste der 26-Jährige vergangenen Samstag nach einer knappen Stunde wegen einer Oberschenkelzerrung vom Feld. „Strukturell ist nichts kaputt. Jeff hat schon am Montag gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen muss. Dementsprechend wird er am Samstag gegen Union starten“, berichtete Timo Schultz erleichtert.

Mark Uth steht als Joker bereit

Für Mark Uth wird es zwar noch nicht für die Startelf reichen, immerhin steht der torgefährliche Spielmacher aber nach seiner Krankheit wieder als Joker zur Verfügung. „Jeder hat in Mainz gesehen, wie wichtig Mark sein kann. Er wurde leider wieder zurückgeworfen und ist nicht bei 100 Prozent. Es ist aber ein gutes Gefühl, ihn auf der Bank zu haben. Ob es dann für 15 oder für 30 Minuten reichen wird, werden wir am Samstag entscheiden“, berichtete Timo Schultz.

Seine Mannschaft hat er die ganze Woche über im „Angriffsmodus“ gesehen: „Nach dem 0:0 gegen Freiburg waren wir alle enttäuscht. 24 Stunden später war das aufgrund der anderen Ergebnisse nicht mehr so. Es ist noch alles möglich. Wir müssen jetzt zusehen, dass wir die drei Punkte hier behalten. Dann haben wir auf jeden Fall noch ein weiteres Endspiel in Heidenheim“, gab sich Timo Schultz kämpferisch. Dafür muss aber die FC-Ketchupflasche endlich aufgehen.

Voraussichtliche Aufstellungen:

1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz, Hübers, Chabot, Finkgräfe; Huseinbasic, Martel; Thielmann, Kainz; Alidou, Waldschmidt. – Union Berlin: Rönnow; Doekhi, Vogt, Leite; Trimmel, Tousart, Khedira, Gosens; Volland; Vertessen, Hollerbach. – SR.: Aytekin (Oberasbach).


FC braucht zwei Siege

Der 1. FC Köln benötigt am 33. Spieltag der Fußball-Bundesliga Schützenhilfe anstelle von Rechenkünsten. Die Geißböcke steigen ab, wenn sie das Heimspiel gegen Union Berlin nicht gewinnen. Gewinnt der FC, ergibt sich für den letzten Spieltag der Saison folgende Situation:

Die Kölner müssen auch in Heidenheim gewinnen, um noch 16. oder sogar 15. zu werden. Dafür muss Union am 34. Spieltag zu Hause gegen Freiburg verlieren und der FC ein besseres Torverhältnis als die Eisernen aufweisen. Gewinnt Borussia Dortmund an diesem Samstag in Mainz, ergibt sich eine weitere Möglichkeit. Verliert der FSV am letzten Spieltag auch in Wolfsburg, hätte Köln mit zwei Siegen einen Punkt mehr als die Mainzer und wäre zumindest in der Relegation. Den 05er reicht aus beiden Spielen dank des besseren Torverhältnisses schon ein Punkt, um den FC hinter sich zu lassen.