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Niederlage gegen Bremen1. FC Köln zeigt ordentliche Defensivleistung - jedoch zu wenig Offensivdrang

Lesezeit 5 Minuten
Werder-Keeper Michael Zetterer war FC-Innenverteidiger Luca Kilian im Strafraum mit dem Knie voran in den Rücken gesprungen.

Werder-Keeper Michael Zetterer war FC-Innenverteidiger Luca Kilian im Strafraum mit dem Knie voran in den Rücken gesprungen.

Trainer Schultz will von der vermeintlichen Elfmeter-Szene im Spiel gegen Bremen nichts mehr wissen und richtet den Blick nach vorn.

Timo Schultz wollte sich die Szene noch nicht einmal mehr anschauen. „Der Schiedsrichter hat nicht gepfiffen, also ist es kein Elfmeter“, hatte der Trainer des 1. FC Köln genug von der Szene aus der 87. Minute des Bundesligaspiels gegen Werder Bremen. Werder-Keeper Michael Zetterer war FC-Innenverteidiger Luca Kilian im Strafraum mit dem Knie voran in den Rücken gesprungen. „Ein klarer Elfmeter“, befand FC-Kapitän Florian Kainz. Auch Kölns Torwart Marvin Schwäbe kam zu diesem Schluss, nachdem er sich das Foul seines Bremer Kollegen noch einmal angesehen hatte.

Es hätte der 1:1-Ausgleich für den FC werden können. Die Enttäuschung am Freitagabend in Müngersdorf wäre etwas kleiner ausgefallen. So stand aber eine bittere 0:1-Heimniederlage auf der Anzeigetafel. In einem Spiel, das alle, die es mit den Geißböcken halten, als Attacke auf die Nichtabstiegsplätze auserkoren hatten. „Wir wussten genau, dass wir nach den Punktgewinnen zuletzt vorlegen können, den Anschluss schaffen können. Das Ziel haben wir zurecht nicht erreicht“, beschrieb Schultz die Situation vor und nach dem 22. Spieltag der Fußball-Bundesliga.

Ich bin nicht hier, um die Schiedsrichterentscheidungen zu bewerten, Wenn er gepfiffen hätte, hätte sich niemand beschweren können. Hat er nicht gemacht, müssen wir mit leben.“
Timo Schultz

Später wurde der FC-Trainer noch einmal auf die Elfmeterszene angesprochen. Diesmal verknüpfte er seine Antwort mit den Ansprüchen an seine Arbeit und sein alles andere als leichtes Engagement beim FC: „Ich kümmere mich lieber darum, dass wir besser Fußball spielen. Ich bin nicht hier, um die Schiedsrichterentscheidungen zu bewerten, Wenn er gepfiffen hätte, hätte sich niemand beschweren können. Hat er nicht gemacht, müssen wir mit leben.“ Genau wie mit der Tatsache, dass die Konkurrenz den Patzer der Kölner nutzte, um Boden gutzumachen. Union hat sich um weitere drei Punkte nach oben abgesetzt und Mainz sitzt den Kölnern durch das 1:0 gegen Augsburg als 17. der Tabelle wieder direkt im Nacken.

Timo Schultz hatte vorausgesagt, dass es Rückschläge geben würde. Als es am Freitag zur Unzeit soweit war, nahm es den FC-Trainer aber sichtlich mit. Auch FC-Sportchef Christian Keller rang am Ende der Pressekonferenz nach dem Spiel mit seiner Fassung: „Wir hatten uns viel, viel mehr vorgenommen, deswegen sind wir sehr enttäuscht. Es fehlten Überzeugung und Mut, um mit dem Ball mehr zu kreieren“, analysierte Schultz und sprach davon sich „an die eigene Nase fassen zu müssen“.

Schwäbe patzt bei Niederlage gegen Bremen

Es passte ins trübe Gesamtbild, dass beim Gegentor von Justin Njinmah (70.) ausgerechnet der sonst so zuverlässige Marvin Schwäbe bei der Flanke von Mitchell Weiser schwer patzte. „Ich wollte eigentlich zum Ball, sehe dann vor mir noch einen Bremer reinlaufen und wollte dementsprechend in den Block. Ich hatte das Gefühl, wenn er an den Ball kommt, dass ich keine Chance habe und im leeren Raum stehe. So stand ich dann auch im leeren Raum und sehe nicht ganz glücklich aus“, erinnerte sich der Kölner Keeper an die spielentscheidende Szene.

Das späte Ausgleichstor vor einer Woche beim 1:1 in Hoffenheim und die am Freitag folgende, unnötige Heimniederlage gegen einen Gegner auf Augenhöhe haben die Kölner Hoffnungen auf den direkten Klassenerhalt erheblich gedämpft. Von sechs möglichen Punkten war nur einer übrig geblieben. Der Rückstand auf Platz 15 beträgt damit sechs Zähler und als nächste Gegner warten der VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen. „Es ist ein extrem bitterer Zeitpunkt für eine solche Niederlage, nachdem wir vor einer Woche so spät den Ausgleich in Hoffenheim bekommen“, sagte Schwäbe.

Schultz mit der Defensive der Kölner zufrieden

Timo Schultz, der in den letzten 15 Minuten des Spiels mit Steffen Tigges und Florian Dietz beide Mittelstürmer einwechselte, konnte bis auf die Szene beim 0:1 mit seiner Defensive zufrieden sein, musste aber einmal mehr mit seiner Offensive hadern. 13 Torschüsse wies die Statistik für die Kölner aus. „Wirklich gefährlich waren aber nur zwei oder drei“, räumte der FC-Coach ein. Die beste Chance war noch ein von Sargis Adamyan leicht abgefälschter Kopfball von Weiser aufs eigene Tor, den Werder-Kapitän Marco Friedl in höchster Not sensationell von der Linie kratzte (75.). „Defensiv war es anständig, offensiv müssen wir aber eine Schippe drauflegen. So wird es nicht reichen“, legte der FC-Coach den Finger in die Wunde.

„Es ist ein Rückschlag, die letzten Spiele haben wir immer gepunktet. Deswegen ist das ein Dämpfer. Nicht nur wegen Stuttgart und Leverkusen: Es sind immer schwierige Wochen in unserer Situation. Wir werden uns darauf vorbereiten und versuchen, die drei Punkte zu holen. Wir werden nicht hinfahren und Angst haben. Aber wir müssen das jetzt verdauen“, erklärte Florian Kainz. Der Kapitän war wieder Teil des Problems, fand nie zu seiner Leistung und wurde erneut als erster Kölner ausgewechselt.

Es wirkte, als hätten die Kölner ausgerechnet in diesem so wichtigen Heimspiel Probleme mit der Erwartungshaltung von außen gehabt. Die Geißböcke wirkten zeitweise gehemmt und versäumten es die Fans mitzunehmen. Timo Schultz hofft, dass sein Team sich in einer anderen Rolle wohler fühlt: „Wir können jedes Spiel gewinnen, egal gegen welchen Gegner. Vielleicht tut es der Mannschaft gut, wieder Underdog zu sein. Gegen Bremen haben gefühlt alle erwartet, dass die drei Punkte hierbleiben müssen. Wir schütteln uns , ärgern uns und werden die Spiele gegen Stuttgart und Leverkusen so angehen, dass wir auf Sieg spielen“, gab sich der 46-Jährige nach der ersten ganz großen Enttäuschung seiner Amtszeit in Köln trotzig mutig.