Die wichtigsten Fragen zum Abgang des größten FC-Spielers des vergangenen Jahrzehnts.
1. FC KölnWie es nach dem Abgang von Kapitän Jonas Hector weitergeht
Das angekündigte Karriereende von Kapitän Jonas Hector (32) ist seit Samstag das alles dominierende Thema bei Fußball-Bundesligist 1. FC Köln.
Wie würdigt der DFB Hectors Karriere?
Bundestrainer Hansi Flick, der Hector für die WM in Katar zu einem Comeback bewegen wollte, lobte den 43-maligen Nationalspieler in den höchsten Tönen. Der Rundschau sagte Flick: „Obwohl ich bei der Nationalmannschaft nie mit ihm zusammenarbeiten durfte, schätze ich Jonas Hector außerordentlich. Als ausgezeichneten Spieler, aber auch, weil er Werte verkörpert, die heute nicht nur im Fußball nicht mehr selbstverständlich sind. So hat er Loyalität und Vereinstreue über mögliche persönliche Vorteile gestellt, hat sich nach dem Abstieg seiner Verantwortung gestellt und ist seinem 1. FC Köln trotz anderer Angebote immer treu geblieben. Ein Kapitän und Anführer, wie ihn sich Mannschaft, Fans und Verein nur wünschen können, eine echte Identifikationsfigur. Jonas Hector vollendet im Sommer eine ungewöhnliche und gleichzeitig großartige Karriere, die sich erst spät abgezeichnet hat. Und zu der man ihm und meinem früheren Klub 1. FC Köln nur ganz herzlich gratulieren kann. Ich wünsche Jonas alles Gute für die Zukunft!“
Wie fallen die Reaktionen der FC-Spieler aus?
Mark Uth widmete dem scheidenden Kapitän sehr persönliche Worte. Der langzeitverletzte Spielmacher schrieb auf Instagram: „Wir werden dich alle sehr vermissen. Du bist eine absolute FC-Legende. Aber vor allem ein überragender Mensch. Mein Herz blutet, wenn ich daran denke, dass ich nie mehr mit dir gemeinsam auf dem Platz stehen werde.“ Ansonsten hielten sich die FC-Profis wohl bewusst mit Äußerungen zurück.
Alles zum Thema Fußball-Bundesliga
- Bundesliga 1. FC Köln sieht Spiel gegen Aufsteiger Preußen Münster als Charaktertest
- Frauenfußball Jacqueline Dünker soll beim 1. FC Köln nach Entlassung von Daniel Weber mentale Blockade lösen
- Trainerentlassung 1. FC Köln trennt sich vom Trainer der Fußballerinnen
- Krise der FC-Frauen Sportchef Keller schweigt zur Trainerfrage
- Nach FC St. Pauli Nächster Bundesligist verlässt Musks Plattform X
- Frauenfußball Fans des 1. FC Köln fordern nach 1:4 gegen Bremen Rauswurf von Trainer Daniel Weber
- Basketball Rheinstars Köln bleiben nach souveränem Sieg Spitzenreiter
Was sagen ehemalige Mannschaftskollegen?
Simon Zoller, der von 2014 bis 2018 beim FC unter Vertrag stand, hob wie Uth die menschliche Komponente Hectors hervor. Der Stürmer des VfL Bochum postete auf Instagram: „Nicht nur einer der größten Spieler, die der Club je hatte, sondern vor allem ein unglaublich toller Mensch, Kollege und Freund. Es war eine ganz große Ehre, mit dir knapp fünf Jahre auf dem Platz gestanden zu haben! Werde dich vermissen!“ FC-Eigengewächse wie Yannick Gerhardt und Christian Clemens würdigten Hector als „Legende“.
Was sagt sein Heimatclub SV Auersmacher?
„Der Weg, den Jonas gegangen ist, erfüllt uns mit großem Stolz. Er hat uns allen in Auersmacher das große Bundesliga-Geschäft ein Stück weit nähergebracht und ist weiterhin unser Aushängeschild“, schwärmte Sportvorstand André Hemmer im Gespräch mit der Rundschau. Und weiter: „Jonas hat nie vergessen, wo er herkommt. Wenn es eine Möglichkeit gab, war er in Auers-macher und hat Spiele geschaut, egal ob 1. Herren oder Alte Herren. Er ist immer präsent und ein Teil von uns geblieben.“ Nun hoffen sie in dem 2500-Einwohner-Örtchen im Saarland, dass Hector irgendwann nochmal die Schuhe für seinen Heimatverein schnüren wird: „Die Hoffnung ist da, dass Jonas unsere Alten Herren unterstützt. Wir wollen unbedingt den Saarlandpokal gewinnen“, sagte Hemmer augenzwinkernd.
Wie gestaltet sich die Nachfolge Hectors?
Mit Leart Paqarada (Vertrag bis 2026) von Zweitligist FC St. Pauli hatte der FC bereits im Januar einen neuen Linksverteidiger für die kommende Saison verpflichtet. Der Erstliga-unerfahrene 28-Jährige gilt als offensivstark, hat im Rückwärtsgang aber Luft nach oben. Doch nun ist aufgrund der Transfersperre ungewiss, ob der Wechsel im Sommer überhaupt zustande kommt. Derzeit fungiert Kristian Pedersen (28/Vertrag bis 2024) als Hector-Backup. Perspektivisch könnte Eigengewächs Max Finkgräfe herangeführt werden. Der 19-Jährige, der auch schon beim Bundesliga-Team reinschnuppern durfte, verlängerte kürzlich bis 2025. Beim FC traut man Finkgräfe den Sprung in den Profi-Bereich zu.
Wer könnte neuer FC-Kapitän werden?
Logischster Nachfolger wäre Vizekapitän Florian Kainz, der den FC in dieser Saison bereits sechs Mal aufs Feld geführt hat. Der österreichische Nationalspieler ist seit Januar 2019 dabei und unumstrittener Stammspieler. Mit seinen 30 Jahren verfügt der aktuelle Kölner Topscorer auch über reichlich Erfahrung. Im Zuge seiner Vertragsverlängerung bis 2025 kündigte Kainz im Januar an: „Ich möchte in Zukunft noch mehr Verantwortung auf und neben dem Platz übernehmen.“ Weitere denkbare Kandidaten sind Torwart Marvin Schwäbe, Abwehrchef Timo Hübers sowie aus dem derzeitigen Mannschaftsrat Benno Schmitz und Mark Uth.
Ist Hector überhaupt adäquat zu ersetzen?
Ein Blick in die Statistik unterstreicht den immensen sportlichen Wert, den Hector für die Geißböcke hat. Seit seinem Debüt im August 2014 verpasste der Linksverteidiger 44 Erstligaspiele, von denen der FC gerade mal sechs für sich entscheiden konnte. Die wegbrechende Qualität von Hector und Mittelfeld-Motor Ellyes Skhiri (will zu seinem international spielenden Club wechseln) aufzufangen, stellt den FC vor eine gewaltige Herausforderung. Es zeichnet sich eine Saison im Zeichen des Überlebenskampfes ab.
Was bedeutet Hectors Abgang wirtschaftlich?
Mit einem Altvertrag und einem Jahressalär von mehr als drei Millionen Euro gehört Hector zu den bestbezahlten Spielern beim FC. Jeder Cent war sehr gut investiert. Durch die wahrscheinlichen Abgänge von Skhiri und Timo Horn fallen ab Sommer weitere Großverdiener weg. In der Summe werden Gehälter im zweistelligen Millionenbereich frei. Aus wirtschaftlicher Sicht bietet das die Chance, die Gesundung um einen weiteren großen Schritt voranzutreiben.
Wie sieht Hectors Abschiedstournee aus?
Bleibt der FC-Kapitän im Saison-Endspurt von Verletzungen und Krankheiten verschont, wird er noch fünf Mal den Geißbock auf der Brust tragen: Gegen den SC Freiburg (29. April), bei Bayer 04 Leverkusen (7. Mai), gegen Hertha BSC (12. Mai), bei Werder Bremen (20. Mai) sowie zum großen Finale am 27. Mai im bereits ausverkauften Rhein-Energie-Stadion gegen den FC Bayern. Ausgerechnet an Hectors 33. Geburtstag. Und ausgerechnet gegen den Rekordmeister, der sich am letzten Spieltag womöglich noch ein Titel-Fernduell mit Borussia Dortmund liefert.
Bleibt Hector in anderer Funktion beim FC?
Über seine persönlichen Zukunftspläne ist bislang nichts bekannt. Da Hector die Öffentlichkeit scheut, kann eine Aufgabe an vorderer Front nahezu ausgeschlossen werden. FC-Geschäftsführer Christian Keller erklärte im Februar, mit Hector auch über die Zeit nach der aktiven Karriere zu sprechen: „Wir tauschen Möglichkeiten aus: Wie kann es als Spieler weitergehen – aber wie kann es vielleicht auch in anderer Funktion für ihn weitergehen?“ Parallel zu seiner Fußballer-Laufbahn studierte Hector (Spitzname „Schlaubi“) ab 2014 per Fernstudium Betriebswirtschaftslehre an der Universität Oldenburg.
Hält Hector seiner Wahlheimat die Treue?
In einem im Mai 2021 veröffentlichten Interview des „Geiß-bockEcho“ machte der Saarländer keinen Hehl daraus, wie sehr ihm Köln in mehr als einem Jahrzehnt ans Herz gewachsen ist: „Ich würde nicht so weit gehen und mich als Kölner bezeichnen, aber ich fühle mich unheimlich wohl in der Stadt. Sie ist meine zweite Heimat geworden“, sagte der Familienvater und blickte voraus: „Auch nach meiner Karriere wird Köln mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mein Lebensmittelpunkt bleiben.“