Florian Kohfeldt galt bei Werder Bremen als hochtalentierter Bundesliga-Trainer. Nun versucht der 42-Jährige beim Zweitligisten Darmstadt 98 wieder Fuß in Deutschland zu fassen.
1. FC Köln in DarmstadtFlorian Kohfeldt versucht Neuanfang im Zweitliga-Abstiegskampf
Florian Kohfeldt hat als Trainer seine Erfahrungen mit dem 1. FC Köln gemacht. Der gebürtige Siegener wird sich gerne an die sieben Duelle mit den Geißböcken erinnern. Zum einen wegen des 6:1-Heimsiegs gegen den FC im Juni 2020, der Werder Bremen am letzten Spieltag in die erfolgreich bestandene Relegation gegen den FC Heidenheim rettete. Zum anderen, weil der inzwischen 42-Jährige zwischen 2017 und 2022 zu der Garde junger, deutscher Bundesliga-Trainer zählte, denen die ganz große Karriere vorausgesagt wurde.
Wenn Kohfeldt am Freitag (18.30 Uhr/Sky) zum achten Mal in seiner Trainer-Karriere auf die Kölner trifft, haben sich die Dinge relativiert. Der ehemalige Coach von Werder und dem VfL Wolfsburg ist in den Niederungen der 2. Fußball-Bundesliga angekommen und versucht seit dem fünften Spieltag als Nachfolger des zurückgetretenen Torsten Lieberknecht Bundesliga-Absteiger SV Darmstadt 98 vor dem nächsten Gang nach unten zu bewahren.
Fünf Punkte aus vier Spielen
Bislang mit durchwachsenem Erfolg: Fünf Punkte aus vier Spielen lautet die Bilanz des ehemaligen Überfliegers, der mit Wolfsburg sogar in der Champions League gespielt hat. Beim VfL Wolfsburg musste er nach nicht einmal einer Saison gehen und danach hielt er es auch beim belgischen Erstligisten Eupen nicht lange aus.
Alles zum Thema Fußball-Bundesliga
- Bundesliga 1. FC Köln sieht Spiel gegen Aufsteiger Preußen Münster als Charaktertest
- Frauenfußball Jacqueline Dünker soll beim 1. FC Köln nach Entlassung von Daniel Weber mentale Blockade lösen
- Trainerentlassung 1. FC Köln trennt sich vom Trainer der Fußballerinnen
- Krise der FC-Frauen Sportchef Keller schweigt zur Trainerfrage
- Nach FC St. Pauli Nächster Bundesligist verlässt Musks Plattform X
- Frauenfußball Fans des 1. FC Köln fordern nach 1:4 gegen Bremen Rauswurf von Trainer Daniel Weber
- Basketball Rheinstars Köln bleiben nach souveränem Sieg Spitzenreiter
„Es ist legitim, dass es Fragezeichen gibt, warum meine beiden vergangenen Stationen eher kurz waren. Ich habe mir aber abgewöhnt, alles zu erklären, weil es leider oftmals nicht durchdringt. Ich habe die vergangenen Jahre nicht als Karriere-Abschwung empfunden, sondern ich habe viele und wertvolle Erfahrungen gesammelt“, erklärte sich Kohfeldt bei seiner Vorstellung Anfang September in Darmstadt. „Es ist immer wichtig, sich zu reflektieren. Alle Erfahrungen, die ich auf meinem bisherigen Weg gesammelt habe, werden mir helfen, dass ich jetzt ein besserer Trainer bin als vor einigen Jahren.“
Die Lilien sind für den selbstbewussten Kohfeldt die Chance, im deutschen Fußball-Geschäft wieder Fuß zu fassen und eine Rückkehr zu seinen Bremer Wurzeln: „Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, wie es ist, einen Verein zu trainieren, der einer Stadt und einer Region enorm viel bedeutet. Ich habe mich danach gesehnt, so etwas wieder zu spüren“, betonte er etwas pathetisch.
Der Trainer sieht sein neues Team gegen den Mitabsteiger aus Köln eher in der Rolle des chancenreichen Außenseiters: „Der FC ist die Mannschaft der Liga mit der höchsten individuellen Qualität. Sie haben eine unglaubliche Offensivqualität in ihrem Kader. Zudem sind sie die intensivste Mannschaft der Liga, was Sprints und intensive Läufe angeht“, lobte Kohfeldt den Gegner.
Isaac Lidberg hat schon sechs Mal getroffen
Sein Kölner Kollege Gerhard Struber wird es zur Kenntnis genommen haben. Der Österreicher ist es mittlerweile gewohnt, dass sein Team auf den Schild des Top-Favoriten der Liga gehoben wird, obwohl es nach fast der Hälfte der Hinrunde nur auf Platz sieben gelistet wird.
Bei den ersatzgeschwächten Darmstädtern, die im Gegensatz zum FC nach dem Abstieg einen großen personellen Umbruch zu stemmen hatten und seit einem Jahr auf einen Heimsieg warten, steht mit Marcel Schuhen ein Ex-Kölner zwischen den Pfosten. Achten müssen Struber und seine Spieler aber vor allem auf Isaac Lidberg. Der vom FC Utrecht nachverpflichtete schwedische Stürmer kommt in sechs Zweitliga-Einsätzen auf sechs Tore. In den Niederlanden erzielte er in 21 Spielen nur fünf Treffer.
Beim FC sind nach dem 2:0 gegen Ulm kaum personelle Änderungen in der Startelf zu erwarten. Spekulationen gibt es lediglich über die Besetzung der Rechtsverteidiger-Position. Neben Max Finkgräfe und Jan Thielmann kommt auch Rasmus Carstensen infrage. Struber berief den Dänen nach den guten Eindrücken vom Testspiel gegen den VfL Bochum (3:2) anstelle von Jaka Cuber Potocnik zurück in den Kader. Es ist die einzige Änderung gegenüber dem Spiel vor der Länderspielpause.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Darmstadt 98: Schuhen; Lopez, Riedel, Vokotic, Guille Bueno; Klefisch, Müller, Förster, Corredor; Lidberg, Hornby. —1. FC Köln: Urbig; Finkgräfe, Hübers, Pauli, Pacarada; Martel, Huseinbasic; Waldschmidt, Maina; Downs, Lemperle. — SR.: Willenborg (Osnabrück).