AboAbonnieren

1. FC Köln im AbstiegskampfDie Relegation als letzte Hoffnung

Lesezeit 4 Minuten

Sieben Punkte aus sieben Spielen lautet die Startbilanz von FC-Trainer Timo Schultz, dessen Elf bei den jüngsten Punkteteilungen in Stuttgart und Hoffenheim die Siegchance spät vergab.

Bei acht Punkten Rückstand auf Platz 15 ist die direkte Rettung für den 1. FC Köln wohl außer Reichweite geraten. Fortan gilt der Fokus dem Dreikampf mit Mainz und Darmstadt um die Relegation.

Die wohl letzte Hoffnung des 1. FC Köln auf den direkten Klassenerhalt zerschlug sich am Sonntagabend vor dem Fernseher. Als Arne Engels die Druckphase des FC Augsburg gegen einen vom Europapokal entkräfteten SC Freiburg in den Schlussminuten mit dem 2:1-Siegtor belohnte, da war der 15. Tabellenplatz für die Geißböcke vom Gefühl her endgültig außer Reichweite geraten. Acht Punkte sind es nun schon, die den Relegationsplatz-Inhaber vom rettenden Ufer der Fußball-Bundesliga trennen; zusätzlich erschwert durch das größtenteils deutlich schlechtere Torverhältnis gegenüber dem punktgleichen Quartett aus Mönchengladbach, Wolfsburg, Berlin und Bochum auf den Plätzen zwölf bis 15.

Eine wundersame Aufholjagd soll an dieser Stelle zwar nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Doch fällt die Vorstellung schwer, wie es einer Mannschaft, die sich in 23 Spielen zu 17 Zählern mühte, gelingen soll, in den verbleibenden elf Spielen eine derart große Hypothek wettzumachen. Zumal am kommenden Sonntag (15.30 Uhr, DAZN) mit Bayer Leverkusen der ungeschlagene Tabellenführer in Müngersdorf vorspielt. Als letzte Hoffnung, dem drohenden siebten Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte noch entgehen zu können, bleibt den Kölnern daher wohl nur noch die Verteidigung des 16. Tabellenplatzes. Ende Februar deutet alles darauf hin, dass der FC sowie die beiden derzeitigen direkten Absteiger FSV Mainz 05 und SV Darmstadt 98 das Schneckenrennen um den Relegationsplatz unter sich ausmachen.

Bei uns zu Hause ist es schwer zu spielen mit der Atmosphäre. Wir wissen aber, was da auf uns zukommt. Leverkusen strotzt vor Selbstvertrauen.
Jeff Chabot, Abwehrchef 1. FC Köln

Durch das respektable 1:1 am vergangenen Samstag bei Champions League-Anwärter VfB Stuttgart baute die Mannschaft von Trainer Timo Schultz ihren kleinen Vorsprung gegenüber Mainz auf zwei Zähler aus. Die Rheinhessen blieben im zweiten Auftritt unter ihrem dänischen Energiebündel Bo Henriksen zwar erstmals ohne zählbaren Erfolg; die mutige Vorstellung bei der 1:2-Niederlage in Leverkusen darf von der Konkurrenz aber als weitere Warnung verstanden werden, dass mit dem Tabellenvorletzten wieder zu rechnen ist. Zumal die 05er spätestens seit den Wintertransfers der Offensivspieler Nadiem Amiri (Bayer Leverkusen) und Jessic Ngankam (Eintracht Frankfurt) auf dem Papier über einen besser besetzten Kader verfügen als der 1. FC Köln, dem wegen einer einjährigen Transfersperre noch bis Januar 2025 personell die Hände gebunden sind. Schlusslicht Darmstadt gilt im Dreikampf um Platz 16 als Außenseiter, sendete mit dem 1:1 in Bremen aber ein Lebenszeichen – und haderte zugleich mit dem Pech, dass der Rückstand auf den FC wegen eines in der Nachspielzeit aberkannten Treffers nicht auf zwei Zähler verringert werden konnte.

Wer sich eine Saison wie der 1. FC Köln leistet mit gravierenden Fehlern auf und abseits des Platzes, für den stellt der Kampf um die Relegation eine Chance dar. Als Mutmacher dient der Blick zurück auf die von der Pandemie geprägte Spielzeit 2020/21, in der sich die fast schon abgestiegenen Geißböcke am letzten Spieltag durch einen späten 1:0-Heimsieg gegen Schalke 04 noch in die Relegation retteten. Dort glückte unter „Feuerwehrmann“ Friedhelm Funkel gegen Zweitligist Holstein Kiel nach einer 0:1-Heimniederlage im Hinspiel und einem 5:1-Kantersieg an der Ostsee der auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten elementar wichtige Klassenerhalt.

Erneutes Duell in der Relegation gegen Holstein Kiel möglich

In diesem Jahr wäre ein Relegationsduell gegen die „Störche“ erneut möglich. Während sich Zweitliga-Spitzenreiter FC St. Pauli (48 Punkte) etwas abgesetzt hat, liefern sich Kiel (42) und der zum Einstand von Ex-FC-Coach Steffen Baumgart siegreiche Hamburger SV (41) einen engen Zweikampf um Platz zwei. Auch die SpVgg Greuther Fürth (38) mit den beiden FC-Leihgaben Jonas Urbig und Tim Lemperle ist noch im Rennen. Die Relegation startet in der Woche nach dem letzten Spieltag am Donnerstag, 23. Mai, beim Bundesligisten; das Rückspiel beim Zweitliga-Dritten ist für Montag, 27. Mai, angesetzt.

Doch das ist Zukunftsmusik. „Wir schauen Stück für Stück weiter“, wählt Jeff Chabot, passend zum bereits vierten 1:1 unter Timo Schultz, den Weg der kleinen Schritte. So gilt die Konzentration dem anstehenden Nachbarschaftsduell gegen Primus Leverkusen, dessen Vorbereitung die Kölner am Dienstag (11 Uhr) aufnehmen. Wie beim Remis in Stuttgart soll dem Favoriten das Leben so schwer wie möglich gemacht werden. „Bei uns zu Hause ist es schwer zu spielen mit der Atmosphäre“, meint Chabot, der aber weiß, „was da auf uns zukommt. Leverkusen strotzt vor Selbstvertrauen“. Es wird eine Herkulesaufgabe für den Abstiegskandidaten, der in den ersten sieben Spielen von Schultz zwar stabiler auftrat und nur neun Tore zuließ, andererseits aber – von Verletzungspech in der Offensive geplagt – noch weniger Treffer selbst erzielte. Und damit den zu Jahresbeginn noch vorhandenen Anschluss an Platz 15 verlor.