Offensiv-Liebhaber Gerhard Struber soll den 1. FC Köln in die Bundesliga zurückführen. Das sagen der Österreicher und Sportchef Christian Keller zur Zusammenarbeit.
1. FC KölnRückkehr zur Abteilung Attacke mit Gerhard Struber
Als der 1. FC Köln am 12. Juni 2013 den Österreicher Peter Stöger als neuen Trainer präsentierte, war noch nicht abzusehen, welch großartige Erfolgsgeschichte sich daraus entwickeln würde. Stöger, ein bis dato noch recht unbeschriebenes Blatt in Deutschland, führte den Geißbock-Club gleich in seinem ersten Jahr an der Seitenlinie zum Wiederaufstieg und als Krönung 2017 zur Rückkehr ins internationale Geschäft nach 25-jähriger Abstinenz. Auf den Tag genau elf Jahre später vertraut der FC erneut einem Fußballlehrer aus der Alpenrepublik die Aufgabe an, das zum inzwischen siebten Mal in die Zweitklassigkeit abgerutschte Bundesliga-Gründungsmitglied so bald wie möglich ins Oberhaus zurückzuführen.
Man darf getrost von einer Punktlandung sprechen. Als der 1. FC Köln am Vormittag des 12. Juni 2024 die Verpflichtung von Stögers Landsmann Gerhard Struber (47) bestätigte, waren bis zum mit Spannung erwarteten Mitglieder-Stammtisch im Coloneum nur noch wenige Stunden verblieben. Zur Vertragslaufzeit machte der FC – wie zuletzt üblich bei Mitarbeitern in Führungspositionen – keine Angaben. Zuvor war allerdings durchgesickert, dass der bis April für Champions League-Teilnehmer Red Bull Salzburg tätige Struber einen Zweijahreskontrakt unterzeichnet haben soll.
Gerhard Struber folgt auf Timo Schultz, von dem sich die Kölner nach dem Abstieg einvernehmlich getrennt hatten. Die noch vakanten Positionen im Trainerteam – neben Schultz sind auch die Co-Trainer André Pawlak und Kevin McKenna nicht mehr dabei – sollen nach FC-Angaben bis zum Vorbereitungsstart in anderthalb Wochen besetzt werden. Offen blieb zunächst auch, ob der erst im Frühjahr beförderte Torwarttrainer Kersten Kuhl Teil des neu formierten Trainerteams sein wird. „Die Gespräche dazu laufen“, teilte der FC zu den noch offenen Personalien mit. Aus Österreich war zu hören, dass Struber als Co-Trainer Bernd Eibler (30) von RB-Kooperationspartner FC Lieferung mitbringen soll. Struber und Eibler arbeiteten bereits beim MLS-Club New York Red Bulls zusammen.
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Dreieinhalb Wochen nach Feststehen des Abstiegs – währenddessen hatte sich der 1. FC Köln auch mit Christian Ilzer (Sturm Graz) und Thomas Letsch (zuletzt VfL Bochum) beschäftigt – zeigte sich Sportchef Christian Keller „sehr froh“, eine Einigung mit Gerhard Struber erzielt zu haben: „Gerhard passt super in unser Anforderungsprofil. Exemplarisch seien seine Passfähigkeit zur FC-Spielidee sowie seine Kompetenz und Erfahrung in der Entwicklung junger Spieler genannt.“ Überdies bringe Struber „eine große Überzeugung und den absoluten Willen mit, unsere sportlichen Herausforderungen mit ganz viel Positivität, Energie und harter Arbeit gemeinsam zu meistern“.
Für Gerhard Struber ist der 1. FC Köln die erste Aufgabe in Deutschland. Der komplizierten Ausgangslage aus Abstieg und der noch bis Januar 2025 geltenden Transfersperre will der 47-Jährige mit „sehr viel Vorfreude und sehr vielen positiven Gedanken“ begegnen. „Ich freue mich richtig darauf, die Mannschaft kennenzulernen, das Trainerteam kennenzulernen, die Fans kennenzulernen. Ich möchte sehr schnell und richtig tief in die FC-Welt eintauchen, um unseren Zielen nachzujagen und sie auch zu erreichen“, zeigte sich Struber angriffslustig. Offiziell vorgestellt wird der dritte Österreicher auf dem Trainerstuhl des FC nach Ernst Ocwirk (1970/71) und Peter Stöger (2013 bis 2017) beim ersten Mannschaftstraining am 24. Juni.
Der frühere Mittelfeldspieler, mit Austria Salzburg zweimal österreichischer Meister, gilt als Offensiv-Liebhaber, der bevorzugt mit zwei Spitzen und hochstehenden Außenverteidigern agieren lässt. Gerhard Struber legt großen Wert auf frühes Attackieren; ein Mittel, mit dem kurze Wege zum gegnerischen Tor geschaffen werden sollen. Der Österreicher führt damit jenen Spielstil fort, mit dem Steffen Baumgart zwei Jahre lang in Köln erfolgreich unterwegs war. Sein Nachfolger Timo Schultz probierte es mit einer abwartenden Spielweise, die der verunsicherten Kölner Mannschaft phasenweise eine gewisse Stabilität verlieh, letztlich aber zu kaum Durchschlagskraft führte.
International erfahrener Trainer
Seinen Ruf als Talent-Förderer erarbeitete sich Gerhard Struber zunächst in der angesehenen Nachwuchs-Akademie von RB Salzburg, wo er 2007 seine Trainerkarriere startete und etwa ein Jahrzehnt tätig war. Seine ersten Schritte als Trainer im Herrenbereich unternahm Struber als Assistent des Bundesliga-Teams der „Roten Bullen“ sowie als Chefcoach des FC Liefering. Es folgten Stationen beim österreichischen Erstligisten Wolfsberger AC (in Erinnerung blieb aus dem Jahr 2019 das sensationelle 4:0 in der Europa League bei Borussia Mönchengladbach) sowie beim englischen Zweitligisten FC Barnsley, den Struber mit der jüngsten Mannschaft der Liga vor dem Abstieg bewahrte. Weitere internationale Erfahrung sammelte Struber bei den New York Red Bulls. Die Zeit, in der wie unter Steffen Baumgart ausschließlich deutschsprachige Spieler verpflichtet wurden, dürfte am Geißbockheim vorbei sein.
Kurz nach Beginn der Saison 2023/24 kehrte Gerhard Struber zu RB Salzburg zurück, das mit der jüngsten Mannschaft der österreichischen Bundesliga-Geschichte die gewohnt hohen Erwartungen allerdings nicht erfüllen konnte. Nach dem Aus in der Gruppenphase der Champions League sowie im Halbfinale des ÖFB-Pokals wurde Struber Mitte April von seinen Aufgaben entbunden, obwohl der später durch Double-Sieger Graz entthronte Serienmeister Tabellenführer war. Nun soll Gerhard Struber trotz aller Widrigkeiten in Köln eine neue Ära prägen. So wie einst FC-Rekordtrainer Peter Stöger.