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Vorstellung des FC-TrainersGerhard Struber über Ziele, Davie Selke und die Kapitänsfrage

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Gerhard Struber bei seiner Vorstellungs-Pressekonferenz im Geißbockheim.

Gerhard Struber bei seiner Vorstellungs-Pressekonferenz als neuer Trainer des 1. FC Köln. Der Österreicher will mit den Domstädtern so schnell wie möglich zurück in die Bundesliga.

Gerhard Struber will mit dem 1. FC Köln so schnell wie möglich zurück in die Bundesliga. Mit seinem Stil erinnert er an einen ehemaligen Trainer der Geißböcke.

Am Ende wurde es fast eine Halbzeit. Etwas mehr als 40 Minuten dauerte der Fragen-Marathon, den Gerhard Struber am Montagvormittag durchlief, bevor es das erste Mal auf den Platz ging. „Es war meine erste Pressekonferenz dieser Länge“, stellte der Österreicher mit einem Schmunzeln fest, als tatsächlich alles beantwortet war. Vor allem aber war es ein gelungener erster öffentlicher Auftritt als Trainer von Fußball-Zweitligist 1. FC Köln. Der 47-Jährige wusste die Gelegenheit zu nutzen, um jene Zuversicht rund um das Geißbockheim zu versprühen, die der Club in der größten Krise der jüngeren Vereinsgeschichte mehr denn je benötigt.

Und das hörte sich dann so an. „Es ist eine Aufgabe, die mich irrsinnig reizt“, sagte Gerhard Struber über die komplexe Gemengelage aus Transfersperre und Abstieg und fügte voller Optimismus an: „Ich sehe viele Chancen, einen großen Club wieder dorthin zu führen, wo er hingehört. Das kann interessant und spannend werden.“ Vom Machtkampf, der im Umfeld des FC ausgebrochen ist, will er sich nicht ablenken lassen: „Ich nehme keine Unruhe im Verein und bei den Leuten wahr, mit denen ich im Austausch bin. Ich habe das Gefühl, dass wir professionell gemeinsam einen Weg finden wollen, um den Verein wieder in die Spur zu bringen.“

Christian Keller, der neben seinem neuen Trainer auf dem Podium Platz genommen hatte, dürfte sich in diesem Moment bestätigt gefühlt haben. Neben der „Passfähigkeit zur Spielidee“ sowie der „Fähigkeit, junge Spieler zu entwickeln“ hatte der FC-Sportchef die Verpflichtung des ehemaligen Coaches von Red Bull Salzburg nämlich nicht zuletzt unter diesem Gesichtspunkt getätigt: „Ein ganz entscheidender Aspekt war die absolute Fähigkeit, ab jetzt den Blick nur noch nach vorne zu richten und die Chance in dieser Aufgabe zu sehen, den FC wieder in die Spur bringen zu wollen.“

„Ich sehe viele Chancen, einen großen Club wieder dorthin zu führen, wo Stadt und Fans ihn verdienen. Das kann interessant und spannend werden.
Gerhard Struber

Nachdem der befürchtete Kader-Ausverkauf abgewendet werden konnte, ist das Ziel klar definiert. „Wir wollen so schnell wie möglich zurück in die Bundesliga“, betonte Gerhard Struber, der sich der Schwierigkeit dieser Aufgabe bewusst ist: „Wir wissen alle, was es in der Zweiten Liga heißt, dieses Ziel anzugehen. Die Liga ist sehr ambitioniert, es gibt dort viele Traditionsvereine.“ Sportchef Keller pflichtete ihm bei. Es gehe darum, den „schnellstmöglichen Wiederaufstieg“ mit „einem hohen Maß an Demut“ zu vereinen. „Wir sind am Ende zurecht abgestiegen.“

Gelingen soll das Vorhaben durch die Rückkehr zu jenem mutigen Pressingfußball, mit dem Steffen Baumgart in seinen ersten beiden Jahren in Köln erfolgreich war. „Wir wollen dem Gegner Zeit und Raum nehmen, das macht meinen Stil aus“, skizzierte Gerhard Struber seine Vorstellungen, die er mehr als ein Jahrzehnt lang im Red Bull-Kosmos praktiziert hat. Auch in Köln soll seine Elf für ein dominantes Auftreten stehen: „Wir wollen dem Gegner wenig Hoffnung geben und das Lenkrad in der Hand halten.“

1. FC Köln: Struber erinnert mit seinem Spielstil an Baumgart

Gleichzeitig gehe es darum, das Talent der durch mehrere Leihrückkehrer verjüngten Kölner Mannschaft „sichtbar zu machen“, schilderte Struber. Dies erfordere „viel Zutrauen von mentaler Seite her. Die Jungs sollen bereit sein, Fehler zu machen und sich zu trauen“. Besonderen Wert legt Struber auch auf taktische Variabilität: „Es geht darum, auch in Umschaltphasen schlagkräftig zu sein. Wir wollen in allen Phasen gute Antworten liefern.“ Über sich selbst sagt der in Kuchl im Salzburger Land geborene Familienvater: „Ich bin ein sehr authentischer Trainer, der mit Herz handelt. Ich bin weit davon entfernt, eine Show abzuliefern. Wenn es die Situation erfordert, kann ich sehr emotional sein.“

Das Personal, das Gerhard Struber zur Verfügung stehen wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Während Flügelspieler Linton Maina, dessen Ausstiegsklausel erst am Monatsende ausläuft, offenbar zu einem Verbleib tendiert, stehen die Zeichen bei Davie Selke inzwischen klar auf Abschied. Der Mittelstürmer, dessen Arbeitspapier nur für die Erste Liga gültig war, hat das Vertragsangebot des FC verstreichen lassen. „Stand jetzt“, sagte Christian Keller, „wird es keine neue Frist geben.“ Der Sportchef erklärte auch, warum dem so ist: „Davie war ein sehr wichtiger Spieler für uns. Andererseits muss es ein 100-prozentiges Commitment geben.“

Eine Linie, die Ex-Profi Gerhard Struber vollumfänglich mitträgt: „Es ist ganz wichtig, ein Team beieinander zu haben, bei dem jeder die totale Überzeugung hat, was wir hier bewerkstelligen wollen. Wenn diese Überzeugung da ist, stehen die Türen weit offen.“ Der neue FC-Trainer stuft Selke zwar als „sehr interessanten Stürmer“ ein, sagt aber auch: „Wir haben sehr interessante junge Leute im Offensivbereich zur Verfügung. Die Überzeugung ist groß, mit ihnen Schlagkraft zu entwickeln.“ Seinen wechselwilligen Landsmann Dejan Ljubicic würde Struber dagegen gerne im Kader behalten: „Dejan ist ein sehr spannender Spieler, der ein persönlich schwieriges Jahr hinter sich hat. Ich würde ihn gerne weiterhin hier sehen. Er kann uns auf dem Weg zurück in die Bundesliga sehr gut helfen.“

Die Kapitänsfrage blieb derweil noch unbeantwortet. Neben dem kriselnden Amtsinhaber Florian Kainz biete das Aufgebot „einige interessante Persönlichkeiten“, ließ Gerhard Struber sich nicht in die Karten schauen. „Ich werde mir in den nächsten Wochen die Zeit nehmen, um zu entscheiden, wer diese Rolle in Zukunft einnehmen soll.“

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Mark Uth absolviert individuelle Vorbereitung

Fünf Spieler waren beim ersten Mannschaftstraining am Montagnachmittag nicht dabei. EM-Teilnehmer Florian Kainz, Luca Kilian (Reha nach Kreuzbandriss), Leihrückkehrer Marvin Obuz (Muskelbündelriss/soll Mitte Juli einsteigen), Leart Pacarada (Infekt) und Mark Uth bekamen die 300 Zuschauer nicht zu Gesicht.

Überhaupt werde Uth „am Anfang nicht immer auf dem Platz stehen“, kündigte Sportchef Christian Keller an. Nach seiner langen Ausfallzeit absolviert der Routinier eine individuell gestaltete Saisonvorbereitung. Davon erhofft man sich beim FC, dass „Mark uns nicht immer nur über ein paar Minuten Freude machen kann“, erklärte Keller. Der neue Toptalente-Betreuer Sascha Bigalke (43) beobachtete als Zaungast Jaka Cuber Potocnik, Julian Pauli und Fayssal Harchaoui, die den Sommer bei den Profis verbringen. (tca)