Nach seiner Verletzung am Sprunggelenk wurde der Österreicher erfolgreich operiert. Er soll bis zu zwei Monate ausfallen.
Neue FührungsstrukturFlorian Kainz gibt wohl FC-Kapitänsbinde ab
Die mit Spannung erwartete Entscheidung in der Kapitänsfrage des 1. FC Köln steht kurz bevor. Aller Voraussicht nach am Freitag wird der neue FC-Coach Gerhard Struber im Trainingslager in Bad Waltersdorf verkünden, wer den Absteiger aus der Fußball-Bundesliga bei der Mission Wiederaufstieg aufs Feld führen soll. Zuletzt hatten sich die Anzeichen verdichtet, dass Florian Kainz das Amt nach nur einem Jahr wieder abgibt. Die zahlreichen Gespräche, mit denen sich Struber seit Vorbereitungsbeginn einen Überblick über mögliche Kandidaten verschafft hat, sind als eindeutiges Indiz dafür zu werten, dass die Mannschaft vor einer Neuordnung ihrer Führung steht.
Florian Kainz war erst vor der Saison 2023/24 zum Nachfolger des langjährigen Kapitäns Jonas Hector (Karriereende) ernannt worden. Es war eine logische Wahl, die der vorherige Stellvertreter mit Überzeugung annahm: „Ich bin in einem Alter und in einer Phase meiner Karriere, in der ich dazu bereit bin“, erklärte der österreichische Nationalspieler. Gleichwohl trat der introvertierte 31-Jährige das Amt zu einem denkbar schwierigen Zeitpunkt an, nachdem der FC mit Club-Ikone Hector und dem Mittelfeld-Strategen Ellyes Skhiri zwei weitere Führungsspieler verloren hatte, ohne sie adäquat zu ersetzen.
Mit der Binde am Arm verlor Florian Kainz jene spielerische Leichtigkeit, die ihn einst zum Topscorer der Geißböcke aufsteigen ließ. Keines seiner fünf Saisontore erzielte der Offensivakteur aus dem Spiel heraus; auch fehlten seine Zuspiele in der chronisch schwachen FC-Offensive. Neben Kainz gerieten mehrere weitere Leistungsträger außer Form. Die Defizite des Kaders nicht zuletzt in seiner strukturellen Zusammensetzung waren deutlich zu erkennen. Es fehlte an Führung und Widerstandsfähigkeit gerade in schwierigen Momenten. Anführer wie der zum VfB Stuttgart abgewanderte Abwehrchef Jeff Chabot waren rar gesät. Umso bedeutsamer ist, dass Gerhard Struber mit seiner Kapitänswahl richtig liegt. Der Österreicher hat angekündigt, den Spielführer selbstständig zu ernennen.
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Es ist davon auszugehen, dass Florian Kainz von der Kapitänsentscheidung nicht überrascht wird. Nach dem Bundesliga-Abstieg hatte der dienstälteste FC-Profi auf eine Nutzung seiner Ausstiegsklausel verzichtet und sein Arbeitspapier obendrein verlängert. Im Zuge der Verhandlungen dürfte von den FC-Verantwortlichen mit Kainz abgesteckt worden sein, unter welchen Voraussetzungen die weitere Zusammenarbeit stattfindet. „Ich will mit meiner Erfahrung vorangehen und freue mich auf die kommende Saison“, sagte Kainz bei der Verkündung seines Verbleibs. Von der Kapitänsbinde war keine Rede.
Daher hat es auf die Spielführer-Entscheidung auch keinen Einfluss, dass Florian Kainz die Saisonvorbereitung nahezu komplett verpasst hat. Nach seiner EM-Teilnahme mit anschließendem Sonderurlaub verletzte sich Kainz am Samstag im Testspiel gegen Viktoria Köln am Sprunggelenk. „Kainzi ist am Dienstagabend erfolgreich operiert worden. Es ist alles planmäßig verlaufen, so dass wir denken, dass er in sechs bis acht Wochen wieder zur Verfügung steht“, erklärte Sportchef Christian Keller, der anfügte: „Da mehrere Bänder lädiert waren, war der Vorschlag der Ärzte, es operativ zu beheben, um auf Nummer sicher zu gehen. Es hat sich beim Eingriff bewahrheitet, dass das der richtige Ansatz war.“
Timo Hübers gilt als Topfavorit
Die Zahl der infrage kommenden Nachfolgekandidaten ist überschaubar. Der bisherige Stellvertreter Marvin Schwäbe (29) will den Verein verlassen; wegen seines fehlenden Treuebekenntnisses wurde er zur Nummer zwei degradiert. Bei Mark Uth (32), dem zweiten Co-Kapitän neben Schwäbe, bleibt zunächst abzuwarten, ob er nach langer Verletzungspause wieder dauerhaft einsatzfähig wird.
Als Favorit wird Innenverteidiger Timo Hübers (28) gehandelt. „Ein ganz interessanter Kandidat“, sagt Gerhard Struber. Hübers spielt seit 2021 in zweiter Amtszeit für die Kölner; er gilt als intelligent, eloquent und meinungsstark – und hielt den Geißböcken nach dem Abstieg die Treue, obwohl ihm eine Offerte von der Insel vorlag. Ein Club aus der Championship hatte sich um die Dienste von Hübers bemüht. U21-Nationalmannschaftskapitän Eric Martel (22), der trotz Ausstiegsmöglichkeit lukrative Angebote zugunsten des FC ausschlug, zählt ebenfalls zum engen Kandidatenkreis.
Auch der bis dato ausschließlich mit erfahrenen Spielern bestückte Mannschaftsrat steht vor einem Umbruch. Mit Davie Selke und Benno Schmitz haben zwei Mitglieder des Gremiums den FC verlassen. Durch die Verjüngung der Mannschaft ist es wahrscheinlich, dass die Talente-Fraktion zukünftig stärker in dem Rat vertreten sein wird, als es unter Ex-FC-Trainer Steffen Baumgart der Fall war.