Jan Thielmann (22) kommt vom Krafttraining und hat danach gut gegessen. Martin Sauerborn hat vor dem Heimspiel gegen Darmstadt 98 am Samstag mit dem Eigengewächs des 1. FC Köln.
1. FC Köln„Es hat sich stressiger angefühlt“

Jan Thielmann (r.) kehrte am vergangenen Samstag beim 1:0 in Ulm auf seine offensive Position zurück.
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Herr Thielmann, Ihr ehemaliger Teamkollege Jonas Urbig hat am Dienstag als Torwart des FC Bayern München mit seinem neuen Team 2:0 in Leverkusen gewonnen und steht damit im Viertelfinale der Champions League. Wer aus der FC-Mannschaft war in der BayArena, um Urbig zu unterstützen?
Ich glaube, Marvin Obuz war da.
Wie nehmen Sie diese wahnsinnige Entwicklung wahr? Jonas Urbig war in der Winterpause noch die Nummer zwei beim Zweitligisten 1. FC Köln und steht jetzt bei den Bayern im Tor.
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Das ist unfassbar, dazu kann man ihm nur gratulieren. Jeder andere, der an Jonas' Stelle die Chance gehabt hätte, nach München zu gehen, hätte es auch gemacht. Für Jonas ist es ein Segen und für alle anderen Beteiligten ist es schön zu sehen, dass er jetzt auch bei den Bayern im Tor steht. Das ist schon eine Hausnummer. So schnell kann es im Fußball gehen.
Jonas Urbig hat den Kölner Karneval 2025 verpasst, während der FC mal wieder für Aufregung gesorgt hat. Ohne weiter auf die Geschichte mit der unerlaubten Feierei von drei Spielern aus dem Team einzugehen: Sie sind seit 2017 beim FC, mit welcher Strategie gehen Sie als Fußball-Profi in die Karnevalstage?
Der erste Blick geht auf den Spielplan, und wann es überhaupt möglich ist, zu feiern. Also, wann es uns als Profis gestattet ist, auch mal das Leben ein bisschen zu genießen. Sonst bekommen wir ja auch beim FC mit der Sitzung die Chance, den Karneval mitzuerleben. Für jeden, der beim FC spielt, ist das etwas Besonderes. Die Jungs, die dieses Jahr das erste Mal dabei waren, haben alle gesagt, dass ihre Erwartungen übertroffen worden sind.
Ich finde Karneval echt cool, meide aber große Ansammlungen, wo man mit sehr vielen Menschen eng in Kontakt kommt.
Sind Sie ein jecker Typ?
Ja, ich finde Karneval echt cool, meide aber große Ansammlungen, wo man mit sehr vielen Menschen eng in Kontakt kommt. Das ist nicht so mein Fall.
Sportlich passt es zwischen dem FC und Karneval meistens nicht so gut. Die Statistik sieht nicht sehr freundlich aus. Sehen Sie einen Zusammenhang?
Nach Karneval habe ich einen Sieg in Ulm gesehen. Das spricht für uns. Und jetzt schauen wir, dass wir am Samstag gegen Darmstadt wieder gewinnen und machen damit dann diese Karnevalsgeschichte zu.
Sie haben ein eher ungewöhnliches Jahr hinter sich. Wie haben Sie es wahrgenommen, vor allem wegen des Experiments, Sie von einem Offensivspieler zu einem Rechtsverteidiger umzuschulen?
Im Fußball kommt es immer wieder vor, dass man neue Positionen ausprobiert. Ich muss aber klar sagen, dass das Projekt rechts hinten in der Viererkette für mich gescheitert ist. Daraus habe ich nie ein Hehl gemacht, ich habe mich auf dieser Position nie richtig wohlgefühlt. Mit der Fünferkette ist es schon einen Tick besser, weil offensiver geworden. Rechtes Mittelfeld oder vorne drin gefällt mir noch ein Stück mehr.
Die Idee Rechtsverteidiger kam aus der U21-Nationalmannschaft.
Wie ist das Projekt Jan Thielmann als Rechtsverteidiger eigentlich entstanden?
Die Idee Rechtsverteidiger kam aus der U21-Nationalmannschaft. Von meinem Spielerprofil her macht es auch Sinn. Meine Stärken liegen in der Schnelligkeit, im Zweikampf und der Robustheit – und das zeichnet ja viele Rechtsverteidiger aus. Die Art und Weise zu verteidigen, war aber neu. Das hat mir sichtlich Probleme bereitet. Nichtsdestotrotz war es eine gute Erfahrung für mich. Wenn ich irgendwann mal wieder Rechtsverteidiger spielen sollte, würde ich sicher ein besseres Bild abgeben.
Welche Probleme hatten Sie rechts hinten?
Im Gegensatz zur offensiven Position muss man immer Ball und Gegner im Blick haben. Wenn man hinten seinen Gegner verliert, wird es problematisch. Vorne hast du, wenn du überspielt wirst, immer noch acht, neun Mitspieler hinter dir, hinten ist es oft nur noch der Torwart. Die Verantwortung ist eine andere.
Hat Ihnen die Situation mental Probleme bereitet? Sie sind ein ehrgeiziger Spieler, der alles am besten machen möchte. Haben Sie in manchen Situationen als Rechtsverteidiger zu viel darüber nachgedacht, was Sie anders machen können?
Es hat sich stressiger angefühlt auf dem Platz. Es ist mir nicht immer gelungen, mich auf die nächste Situation zu konzentrieren und ich war nach den Spielen oft unzufrieden, weil meine Leistung nicht gestimmt hat. Ich habe deshalb aber nie an mir gezweifelt. Ich weiß um meine Stärken. Und, dass ich der Mannschaft und dem Club viel geben kann. Deswegen bin ich froh, dass ich jetzt wieder in der Offensive ran darf und bin bereit für weitere Einsätze.
Auch in der Defensive?
Ja – ich spiele da, wo der Trainer mich aufstellt. Ich habe mich hinten rechts nie als Notnagel gefühlt. Jeder wusste, dass ich als Rechtsverteidiger nicht die Traumlösung bin, aber ich habe immer das Vertrauen gespürt und mir wurde auch viel geholfen. Ich hätte mir gewünscht, aus der Not eine Tugend zu machen.
Ihre Liebe zum 1. FC Köln hat demnach im vergangenen Jahr nicht gelitten?
Der FC ist und bleibt mein Lieblingsverein. Das wird sich nie ändern, egal, was auch passiert. Mir ist es wichtig, dass der FC wieder dahin kommt, wo alle ihn sehen wollen.
Daraus schließe ich, dass es Ihnen nach dem Abstieg nicht schwer gefallen ist, trotz Ausstiegsklausel zu bleiben?
Natürlich habe ich mir alles angehört und jeder Fußballer denkt über unmoralische Angebote nach. Für mich war aber tatsächlich relativ schnell klar, dass wir den Karren in den Dreck gezogen haben und ihn da auch irgendwie wieder rausholen müssen. Jeder hat das zuerst ein Stück weit mit sich selbst ausgemacht. Am Ende spricht es für den Verein, dass keiner der Spieler überredet werden musste zu bleiben. Der FC ist ein sehr guter Verein.
Ihr Vertrag läuft noch bis 30. Juni 2026. Machen Sie Ihren Verbleib im Sommer vom Aufstieg in die Bundesliga abhängig?
Im Sommer spiele ich hoffentlich erst einmal eine U21-EM. Für mich gilt es, gesund zu bleiben. Ansonsten mache ich mir aktuell noch keine Gedanken darüber. Das klare Ziel ist es, mit dem FC in die Bundesliga aufzusteigen.
Möchte man Ergebnisse, oder schön spielen? Mir sind Ergebnisse lieber, auch wenn wir ein bisschen hässlicher spielen.
Wie schätzen Sie die Chancen ein?
Auch wenn geschrieben wird, dass wir keinen schönen Fußball spielen, stehen wir auf dem zweiten Platz. Wir haben genug Punkte und greifen jetzt weiter an.
Zu Saisonbeginn war der FC offensiv stark, dann defensiv. Warum schafft die Mannschaft es nicht, eine bessere Balance zwischen Offensive und Defensive in ihr Spiel zu bekommen?
Eine Mannschaft passt sich in einem Spiel an. In Ulm zum Beispiel war jedem klar, dass es kein schönes Spiel wird. Wir müssen sehen, dass wir so einem Spiel trotzdem unseren Stempel aufdrücken und in unseren Abläufen bleiben. Die Gegner sind auch nicht blind und die Frage ist doch: Möchte man Ergebnisse oder schön spielen? Im Optimalfall beides, doch mir sind gute Ergebnisse lieber – auch wenn wir ein bisschen hässlicher spielen. Zu Saisonbeginn war es umgekehrt und das hat uns nicht weitergebracht. Wenn wir jetzt wieder in einen Lauf kommen, wie in der Hinrunde nach Darmstadt und Paderborn, sind alle froh.
Es brauchte vor dem Ulm-Spiel eine Aussprache. Wie haben Sie diese Zusammenkunft wahrgenommen?
Die Initiative ging vom Trainer aus. Das gehört zu den Methoden, um jeden Spieler noch mal zu stärken und sollte verhindern, dass jemand an sich zweifelt. Jeder hat seine Stärken und es geht darum, sie auf den Platz zu bekommen und nicht mit einem Stopp-Riegel im Kopf aufzulaufen. Wir haben ein sehr gutes Teamgefüge, da geht kein Blatt dazwischen. Mit uns kann man solche Workshops gut machen.
Es war schön wieder vorne zu spielen und für Gefahr zu sorgen.
In Ulm hat die Mannschaft lange bis zum 1:0 warten müssen. Habt Ihr trotz der schwierigen zweiten Halbzeit noch dran geglaubt?
Wir haben schon öfter bewiesen, dass wir einen langen Atem haben. Am Ende eines 0:0-Spiels wird es oft etwas zerfahrener. Das sind die Momente, in denen wir ruhig bleiben müssen und so ein Tor wie das von Luca Waldschmidt herausspielen können.
Mit Ihnen als Vorbereiter. Sie haben das erste Mal nach einem Jahr wieder ganz vorne gespielt. Wie wohl haben Sie sich auf dem Platz gefühlt?
Es war schön, wieder vorne zu spielen und für Gefahr zu sorgen.
Am Samstag geht es in Müngersdorf gegen Darmstadt 98. Im Hinspiel gab es ein 1:5 für den FC. Haben Sie Revanche-Gelüste?
Es ist eine Chance für uns, etwas wettzumachen. Niemand verliert gerne ein Spiel mit 1:5, aber es ist jetzt auch schon ein Weilchen her. Wir wollen uns beweisen, dass wir eine gute Darmstädter Mannschaft schlagen können und unser Ziel heißt, auf einem Aufstiegsplatz zu bleiben.