Über 90 Minuten verteidigte Zoumana Keita wie ein Fels in der Brandung. Als hätte er es schon in 250 Drittliga-Spielen getan. Dabei hatte der 19 Jahre alte Abwehrspieler bei Viktoria Kölns 1:0-Heimsieg gegen Rot-Weiss Essen am Mittwochabend sein Startelf-Debüt gefeiert – und den gesperrten Abwehrchef Christoph Greger würdig vertreten. Nur in der letzten Minute schlug bei Keita doch die Nervosität einmal durch, der junge Verteidiger schenkte RWE unbedrängt einen Eckball. Doch da die Viktoria auch die letzte Hereingabe erfolgreich klären konnte und den Sieg über die Zeit brachte, wurden nach Abpfiff zwei Teenager besonders ausgiebig gefeiert: Joker und Torschütze Malek El Mala, dessen strammer Rechtsschuss in der 83. Minute die drei Punkte brachte, sowie Abwehrmann Keita, der alle wichtigen Zweikämpfe gewann und immer wieder Essener Abschlüsse blockte.

Zoumana Keita kommt aus Viktoria Kölns Jugend

„Wie cool er spielt, hat mich richtig beeindruckt“, sagte Viktorias Trainer Olaf Janßen, der sich für Keita und gegen den erfahreneren Kwabe Schulz als Greger-Ersatz entschieden hatte. „Ein kleines Fragezeichen war es für mich, ob es mit Zoumana so funktioniert, oder ob er bei diesem Gegner und vor diesen Fans vielleicht zu nervös ist. Aus diesem Fragezeichen hat er ein Ausrufezeichen gemacht“, schwärmte Janßen über den gebürtigen Kölner, der in Höhenberg und beim FC ausgebildet wurde und im Zuge von Viktorias Jugend-Offensive Ende des vergangenen Jahres seinen ersten Profivertrag unterschrieben hatte.

„Sein Körper mit 19 ist verrückt. Er hat eine brutale Geschwindigkeit, du kannst ihn eigentlich kaum überholen, das geht gar nicht. Das sind schon außergewöhnliche Skills“, lobte Janßen. „Früher war der Ball halt sein Feind. Da haben wir in den letzten Jahren dran gearbeitet, dass er lernt, gute Entscheidungen zu treffen. Der Junge hat ein Riesen-Potenzial.“ Gegen Essen traf er fast ausschließlich die richtigen Entscheidungen. Obwohl Keita aufgrund des Fastenmonats Ramadan „um 18.40 Uhr den ersten Schluck Wasser des Tages“ getrunken habe, wie Janßen berichtete.

Christoph Greger kommt nach seiner Gelbsperre zurück

Weil Kapitän Greger seine Gelbsperre abgesessen hat, wird Keita im Spiel am Samstag bei Borussia Dortmund II (14 Uhr) wohl wieder auf der Ersatzbank sitzen. Doch im Innenverteidiger-Ranking hat sich der 19-Jährige hinter dem Stamm-Duo Greger/Lars Dietz etabliert. Und in der kommenden Saison könnte Keita weiter aufrücken. Denn es ist ungewiss, welche Profis die Viktoria nach der so beeindruckenden Runde 2024/25 halten kann – der Vertrag von Abwehrchef Greger läuft im Sommer aus.

Möglich ist, dass auch Malek El Mala in der nächsten Saison bei Viktoria eine größere Rolle spielt. Während seinem jüngeren Bruder Said El Mala der Durchbruch beim 1. FC Köln bereits zugetraut wird, würde Malek ein weiteres Jahr in der Dritten Liga womöglich guttun. Dieser Meinung ist jedenfalls Viktoria-Trainer Janßen. „Ich hoffe für ihn, für den 1. FC Köln und für die Viktoria, dass der FC auf die Idee kommt, ihn für ein weiteres Jahr an die Viktoria auszuleihen“, sagte der Coach. „Die Spielzeit ist brutal wichtig, das sieht man an seinem Bruder.“ In der laufenden Saison kommt Malek El Mala wegen der Treffsicherheit von Tyger Lobinger und Semih Güler nur zu Kurzeinsätzen. Doch auch hier ist es unwahrscheinlich, dass die Viktoria beide Mittelstürmer über den Sommer hinaus halten kann – Gülers Vertrag läuft ebenfalls im Sommer aus.

Viktoria Kölns Personalsituation entspannt sich

Bis dahin sind jedoch noch zehn Drittliga-Partien zu absolvieren. „Die Jungs sind weiter hungrig und werden keinen Gang zurückschalten mit dem vermeintlich geschafften Klassenerhalt“, so Janßen. „Es soll niemand auf die Idee kommen, eines von meinen letzten zehn Spielen abzuschenken. Es sind noch 30 Punkte zu vergeben. Wir wollen so viele einsammeln, wie es geht.“ Für das Spiel in Dortmund hofft Janßen auf die Rückkehr einiger zuletzt grippekranker Profis wie Donny Bogicevic.