Ellyes Skhiri ragt auch beim 3:0 gegen Frankfurt aus einem ohnehin famosen FC-Kollektiv heraus. Die Chancen auf einen Verbleib des Musterprofis sind allerdings schwindend gering.
Nach 3:0 des 1. FC Köln gegen FrankfurtEllyes Skhiri ist in der Form seines Lebens
In Michael Trippels Stimme schwang eine gehörige Portion Pathos mit, das ist zu seinem Markenzeichen geworden in all den Jahren am Mikrofon. Und doch waren es außergewöhnliche Worte, mit denen die Stadionsprecherikone des 1. FC Köln das letzte Tor dieser Gala verkündete. „Torschütze zum 3:0. Der, der zu Köln gehört: Ellyes Skhiri“, rief Trippel in der ihm eigenen Art den 50 000 Zuschauern im vibrierenden Müngersdorfer Stadion entgegen. Trippels Gefühlsausbruch war eine Botschaft in Richtung der Frankfurter Eintracht, die sich um die Dienste des im Sommer ablösefrei zu habenden tunesischen Nationalspielers bemüht.
Das Interesse des Champions-League-Achtelfinalisten dürfte seit Sonntag nicht kleiner geworden sein. Schließlich war es Doppeltorschütze Skhiri, der aus einer in der zweiten Halbzeit furios auftrumpfenden Kölner Mannschaft einmal mehr herausragte. Es waren seine Tore Nummer vier und fünf im fünften Spiel nach der Winterpause. Kein Spieler in der Fußball-Bundesliga hat im neuen Jahr mehr Treffer erzielt als der defensive Mittelfeldakteur, der sich in der Form seines Lebens befindet.
Skhiris überragende Werte
Erst in der vergangenen Woche hatte der WM-Teilnehmer seine Ambitionen öffentlich erneuert, sich künftig auch auf Vereinsterrain dauerhaft international beweisen zu wollen. Die Chancen auf einen Verbleib des Musterprofis sind damit verschwindend gering für die Kölner, das weiß auch Thomas Kessler. „Wir haben jetzt viel über Flaco gesprochen. Da sind die Sätze klar gefallen“, ordnete der Sportliche Leiter die Situation in gewohnter Sachlichkeit ein.
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Trippels Vorstoß war damit wohl nicht mehr als ein gut gemeinter Versuch, sich im Moment des großen Glücks in die Vereinspolitik einzumischen. „Unser Stadionsprecher ist ja sehr gerne sehr emotional nach Siegen. Deswegen würde ich das nicht auf die Goldwaage legen“, blieb Thomas Kessler auf dem Boden der Tatsachen.
Um eine neuerliche Lobeshymne auf Ellyes Skhiri (13,41 gelaufene Kilometer, 91 Prozent Passquote) kam allerdings auch der frühere Schlussmann nicht herum. „Das ist schon beeindruckend, wie viel er für die Mannschaft auf dem Platz gibt. Er ist ein ehrlicher Arbeiter, der sich das unter der Woche an jedem Trainingstag verdient. Umso schöner, wenn er sich am Wochenende für die Mannschaft belohnt“, erklärte Kessler, der den Anführer im Kölner Mittelfeld nicht kampflos ziehen lassen will: „Wenn wir eine Chance bekommen, werden wir natürlich alles dafür tun, noch einen Fuß in die Tür zu bekommen.“
Das Tor zum 2:0 (71.) war ein Musterbeispiel für das gesamte Repertoire, über das Ellyes Skhiri verfügt. Der Tunesier leitete den Treffer selbst ein, indem er am eigenen Fünfer einen kurz ausgeführten Frankfurter Eckstoß abfing, Sprinter Linton Maina auf die Reise schickte und ihm mit einem sagenhaften Lauf über das gesamte Feld hinterherjagte. Nachdem Sargis Adamyan an Kevin Trapp gescheitert war, stand Skhiri beim Abpraller goldrichtig und köpfte in das verwaiste Gehäuse ein. „Ellyes beeinflusst das Spiel gerade mit solchen Aktionen“, schwärmte Steffen Baumgart, ohne das Kollektiv zu vergessen. Und so hatte der FC-Coach „eine sehr gute Mannschaft mit einem sehr guten Flaco“ gesehen.
Geburtstagsfeier und Karneval vor der Tür
Als Ellyes Skhiri vier Minuten vor Schluss per Dropkick auch noch das 3:0 folgen ließ, waren auf den Rängen die Feierlichkeiten zum 75-jährigen Vereinsjubiläum bereits in vollem Gange. Ihre Fortsetzung fanden sie am Montag, dem Geburtstag des FC, mit einem Empfang der Vereinsspitze im Historischen Rathaus sowie der „Lachenden FC-Arena“ am Abend.
Am Dienstag steht dann noch die clubeigene Karnevalssitzung im Maritim Hotel auf dem Programm, für die Timo Hübers augenzwinkernd auf einen längeren Verbleib spekulierte. „Ich darf am Dienstag wohl eine halbe Stunde länger feiern“, frohlockte der Kopfballtorschütze zur 1:0-Führung (49.), der wegen seiner fünften Gelben Karte am Samstag (15.30 Uhr) beim VfB Stuttgart fehlen wird.
Gleichwohl hätte in Müngersdorf statt ausgelassener Feierstimmung auch Ernüchterung herrschen können. Die wohl spielentscheidende Szene ereignete sich in der 24. Minute, als Benno Schmitz dem einschussbereiten Frankfurter Starstürmer Randal Kolo Muani den Ball im letzten Moment noch vom Fuß spitzelte. „Wenn Frankfurt 1:0 in Führung geht, geht es genau in die andere Richtung“, meinte Steffen Baumgart.
Der lieferte sich hinterher noch einen unterhaltsamen Schlagabtausch mit Eintracht-Coach Oliver Glasner, der das vermeintliche Handspiel des Kölners Eric Martel (16.) als „relativ aktive Bewegung des Oberarms zum Ball“ bewertete und Strafstoß forderte. „Dann wirst Du mir recht geben“, sagte Glasner zu seinem Kollegen, der angab, sich die Szene erst noch in der Wiederholung anschauen zu müssen. „Ich behalte trotzdem die Punkte – Danke“, konterte Baumgart trocken und hatte die Lacher auf seiner Seine. „Dein gutes Recht“, gestand Glasner.