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1. FC KölnGeißböcke lassen es mit einem 3:0 gegen Frankfurt zum 75. richtig krachen

Lesezeit 4 Minuten
Die Kölner jubeln nach dem 3:0-Sieg mit den Fans.

Die Kölner jubeln nach dem 3:0-Sieg mit den Fans.

Der 1. FC Köln hat es einen Tag vor seinem 75. Geburtstag im eigenen Stadion richtig krachen lassen, eine 3:0-Gala gegen Eintracht Frankfurt gefeiert und bleibt im Fußballjahr 2023 ungeschlagen.

Wer wie der 1. FC Köln 75 Jahre alt wird und mit der gesamten Stadt am Beginn der ersten Karnevalswoche nach zwei Jahren Corona-Zwangspause steht, hat schon ausreichend Grund zu feiern. Doch das kölsche Lebensgefühl beinhaltet immer auch die Sehnsucht nach noch mehr. Die Geißböcke stillten am Sonntag dieses Verlangen und verzückten ihr Publikum im voll besetzten Rheinenergiestadion mit einer Party vom Allerfeinsten. Nach einer fantastischen zweiten Halbzeit rang der FC den Champions League-Achtelfinalisten Eintracht Frankfurt mit 3:0 (0:0) nieder, bleibt im Jahr 2023 ungeschlagen und im dritten Spiel hintereinander ohne Gegentor.

Die Kölner starteten ihre Party in ihrer 4:2:3:1-Grundordnung mit nur einer personellen Änderung im Vergleich zum 0:0 gegen Leipzig. Für den erkrankten Dejan Ljubicic rückte Youngster Denis Huseinbasic gegen seinen Jugendclub auf die zentrale, offensive Mittelfeldposition. FC-Coach Steffen Baumgart hatte vor der Partie Vollgas-Fußball und hohe Intensität angekündigt. Zumal nur so der hohen individuellen Qualität der Frankfurter beizukommen wäre: Wer auf ein offensives Trio mit Mario Götze, Randal Kolo Muani und Jesper Lindström zurückgreifen kann, hat sich den Respekt eines jeden Gegners in der Fußball-Bundesliga verdient. Aber bloß nicht zu viel. „Wir können sie nur stoppen, wenn wir selbst ein gutes Spiel machen. Es geht darum mutig zu sein. Wir dürfen nicht zu zittern anfangen, nur weil beim Gegner Weltklasse auf dem Platz steht“, lautete Baumgarts Devise.

Schwerer Anfang

Die Sause kam entgegen der Erwartung an ein weiteres Spektakel in Müngersdorf nur schwer in Gang. Die Gastgeber schauten sich in ihren schmucken Jubiläumstrikots erst einmal an, was die Gäste so an Stimmungsmachern mitgebracht hatte. Der FC lief nicht ganz so hoch wie noch gegen Leipzig an und orientierte sich nach Ballgewinnen auch mal nach hinten. Frankfurt hatte so mehr den Ball und mehr vom Spiel. „Wir haben 20, 30 Minuten geraucht, um unsere Ordnung zu finden. Dann haben die Abläufe gestimmt“, räumte FC-Innenverteidiger Jeff Chabot ein, der am Sonntag seinen 25. Geburtstag feierte.

Hätte Lindström nach einem Ballverlust von Jonas Hector genauer auf Kolo Muani geflankt, der FC wäre früh in Rückstand geraten (11.). Fünf Minuten später hatten die Geißböcke erneut Glück. Nach einer Hereingabe von Daichi Kamada ging Eric Martel aktiv mit dem Oberkörper zum Ball und beförderte ihn halb mit der Achselhöhle, halb mit der Schulter aus der Gefahrenzone (16.). Schiedsrichter Daniel Siebert schaute sich die Szene nach Hinweis aus dem Kölner Keller noch einmal an, blieb aber bei seiner Entscheidung: kein Elfmeter.

Die Kontrahenten konzentrierten sich weiter extrem auf die Arbeit gegen den Ball. Aktionen in beiden Strafräumen blieben Mangelware. Die meisten der wenigen Flanken des FC flogen ins Nichts und zwei Direktabnahmen von Huseinbasic (20.) und Hector (45.+3) am Tor von Eintracht-Keeper Kevin Trapp vorbei. Auf der anderen Seite spitzelte der aufmerksame Benno Schmitz dem enteilten Kolo Muani sieben Meter vor dem Tor gerade so noch den Ball vom Fuß (25.).

Auch eine Party zum 75. Geburtstag am Anfang der Karnevalswoche braucht manchmal Anlaufzeit. In Müngersdorf dauerte es knapp 49 Minuten. Dann spielte der FC eine Ecke durch Linton Maina kurz auf Florian Kainz. Der Österreicher flankte scharf mit rechts an den Fünfer, wo Frankfurts Djibril Sow Timo Hübers aus den Augen verloren hatte. Der konsequent durchstartende FC-Abwehrchef beschleunigte die Flanke per Kopf und krönte eine bis dahin schon starke Leistung mit seinem ersten Tor in dieser Saison.

Die Kölner Südkurve kam nun richtig in Wallung und mit ihr die Jungs von Steffen Baumgart. Die Geißböcke gingen noch mutiger in die Zweikämpfe, waren giftiger und ließen den Frankfurtern kaum Räume für ihr gepflegtes Passspiel.

Ich werde hier niemanden bremsen.
Steffen Baumgart, 1. FC Köln

Die letzten Sorgen der Gastgeber vor einer misslungenen Geburtstagsparty waren verflogen. Erst recht, als Ellyes Skhiri all das präsentierte, was ihn für den FC so wertvoll macht und womöglich auf die Einkaufsliste der Frankfurter für den kommenden Sommer gebracht hat. Der Tunesier wehrte einen Eckball der Eintracht so in den Lauf von Maina ab, dass der Flügelflitzer viel freies Grün vor sich hatte und es nach einem beherzten Sprint für einen perfekt getimten Querpass auf den eingewechselten Sargis Adamyan nutzte. Nachdem der Armenier an Kevin Trapp gescheitert war, stand Skhiri nach einem sagenhaften 90-Meter-Sprint über den ganzen Platz richtig und köpfte den Abpraller zum 2:0 und seinem vierten Saisontor in die Maschen (71.).

Die Party war schon in vollem Gange, als Skhiri per Dropkick nach einer abgewehrten Ecke mit dem 3:0 noch einen draufsetzte (86.). Kaum vorstellbar, dass die nun kommende Woche dieses Spiel noch steigern kann, aber die kölsche Sehnsucht nach mehr macht vieles möglich. „Ich werde hier niemanden bremsen“, gab Steffen Baumgart den Startschuss für die anstehenden Feierlichkeiten. Die erste steigt am Montagabend in der Kölnarena. „Die Jungs haben den Club beschenkt. So kann man am Montag Geburtstag feiern“, sagte der Sportliche Leiter des FC, Thomas Kessler.