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1. FC KölnDejan Ljubicic ist mehr als nur ein Vertreter von Ellyes Skhiri

Lesezeit 4 Minuten
15.04.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Fußball: Bundesliga, 1. FC Köln - FSV Mainz 05, 28. Spieltag, RheinEnergieStadion. Kölns Torschütze Dejan Ljubicic jubelt nach seinem Treffer zum 1:1 Ausgleich. Foto: Marius Becker/dpa - WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. +++ dpa-Bildfunk +++

Große Erleichterung: FC-Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic bejubelt beim 1:1 gegen Mainz sein erstes Tor seit Oktober 2022.

Die starke Vorstellung von Torschütze Dejan Ljubicic beim 1:1 gegen Mainz hat die Hoffnung genährt, dass der 1. FC Köln den bevorstehenden Verlust von Ellyes Skhiri durchaus adäquat auffangen kann.

Dejan Ljubicic ist kein Mann der vielen Worte. Die Kommunikation des Österreichers zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich auf das Nötigste beschränkt. Das ist nicht unfreundlich gemeint vom gebürtigen Wiener, sondern Teil seines Naturells. Wer am späten Samstagnachmittag im Bauch des Rhein-Energie-Stadions darauf spekuliert hatte, dass die Worte ausnahmsweise nur so heraussprudeln würden aus Ljubicic Mund, der musste feststellen, dass sich der 25-Jährige auch im Moment des persönlichen Glücks treu blieb.

„Ich freue mich in jedem Fall über das Tor“, lautete seine knappe Antwort auf die Frage, was ihm sein erster Treffer seit mehr als sechsmonatiger Durststrecke bedeute. Auch die Frage nach seinem enthusiastischen Jubellauf, den Ljubicic nach dem Ausgleich zum 1:1 (0:1)-Endstand gegen den 1. FSV Mainz 05 vollführt hatte, konnte ihn nicht aus der Reserve locken. „Es musste raus“, erklärte Ljubicic. Womit zu diesem Thema aus seiner Sicht alles gesagt war.

Lieber hatte Dejan Ljubicic auf dem Platz Taten sprechen lassen. Sie waren aus Sicht des 1. FC Köln auch erforderlich gewesen, hatte der österreichische Nationalspieler doch die große Aufgabe übertragen bekommen, die Auswirkungen der Gelb-Sperre von Ellyes Skhiri so klein wie möglich zu halten. Das Herzstück im Kölner Mittelfeld steht vor dem Abgang zu einem Club mit internationalen Ambitionen, und so taugte das Spiel gegen die formstarken Rheinhessen als Stresstest für eine FC-Zukunft ohne den Dauerläufer.

Ich habe mich gut gefühlt. Ich fühle mich jetzt frischer, spritziger. Egal, auf welcher Position. Ich glaube, das hat man heute auch gesehen.
Dejan Ljubicic, Mittelfeld-Allrounder 1. FC Köln

Am Ende von 90 überwiegend dominant gestalteten Minuten durfte festgehalten werden, dass den Kölnern nicht bange sein muss. Zwar lässt sich für sie ein Mann mit den Qualitäten eines Ellyes Skhiri nicht deckungsgleich ersetzen, zumal die drohende Transfersperre wie ein Damoklesschwert über dem Geißbockheim schwebt. Doch das neu formierte Duo um Dejan Ljubicic und Eric Martel erledigte seine Sache auf der Doppelsechs gegen Mainz derart überzeugend, dass der FC dem Sieg näher war, als die seit nunmehr neun Spielen ungeschlagene drittbeste Rückrunden-Mannschaft der Fußball-Bundesliga.

Dejan Ljubicic bestätigte den Eindruck, der von draußen zu gewinnen war. „Ich habe mich gut gefühlt. Ich fühle mich jetzt frischer, spritziger. Egal, auf welcher Position“, sagte der Mittelfeld-Allrounder und fügte an: „Ich glaube, das hat man heute auch gesehen.“ Nach einem im Oktober erlittenen Innenbandriss war Ljubicic bis ins neue Jahr ausgefallen. Die lange Pause hatte Spuren hinterlassen. Ljubicic benötigte das Frühjahr, um sich wieder seiner vorherigen Form anzunähern. Nun scheint er fast wieder der Alte zu sein. Seiner Torvorlage beim 3:1-Sieg in Augsburg ließ er gegen Mainz einen überlegten Schuss ins lange Eck folgen (51.).

Es war das bereits dritte Tor eines Kölner Sechsers in den jüngsten beiden Spielen. Und nicht die einzige Offensivaktion von Dejan Ljubicic als defensiver Mittelfeldspieler. Zwei Minuten vor dem Ende strich ein Distanzschuss des Österreichers am rechten Knick vorbei. Überhaupt war er immer wieder den Weg mit nach vorne gegangen, im ersten Durchgang vor allem über die rechte Seite. „Es war abgesprochen, dass ich auch die Tiefe suche und die zweiten Bälle erwische“, verriet Ljubicic.

Es ging nicht ums Ersetzen. Er hat die zweite Sechs gespielt, das hat er gut gemacht. Wie das gesamte Team hat er sich nach der Anfangsphase enorm gesteigert. Umso schöner, dass er sich mit dem Tor belohnt hat.
FC-Trainer Steffen Baumgart über die Leistung von Dejan Ljubicic

Für die Ausführung heimste er ein Lob seines Trainers ein. „Es ging nicht ums Ersetzen. Er hat die zweite Sechs gespielt, das hat er gut gemacht. Wie das gesamte Team hat er sich nach der Anfangsphase enorm gesteigert. Umso schöner, dass er sich mit dem Tor belohnt hat. Noch schöner wäre es gewesen, wenn er den zweiten Ball nicht zu genau geschossen hätte“, merkte Steffen Baumgart an.

So reichte es letztlich nicht für den zweiten Sieg in Folge, mit dem sich der FC wohl aller Abstiegssorgen entledigt hätte. „Es waren eher zwei verschenkte Punkte. Wir hätten das Spiel gewinnen müssen, nicht können. Das nervt, auch wenn ich mit der Leistung zufrieden bin“, resümierte Sportchef Christian Keller. Nach dem fünften Saisontor des Mainzer Winter-Zugangs Ludovic Ajorque (17.) war der FC die bessere Mannschaft gewesen. „Wir waren in den ersten 15 Minuten nicht so griffig. Danach sind wir gekommen, haben Powerfußball gezeigt und die Zweikämpfe gewonnen. Wir hatten gute Möglichkeiten, das zweite Tor zu schießen“, analysierte Dejan Ljubicic. Doch einmal mehr waren die Kölner an ihrer Abschlussschwäche gescheitert. Allen voran Linton Maina, der die größte Chance vergab (70.).

Die gellenden Pfiffe des Kölner Publikums nach Abpfiff galten aber ausschließlich Schiedsrichter Benjamin Cortus, der in der hitzigen Schlussphase die Kontrolle über die Spielleitung verloren und den ebenfalls mit Gelb verwarnten Steffen Baumgart in Rage versetzt hatte. Dejan Ljubicic kommentierte die fragwürdige Kartenverteilung des Unparteiischen aus Franken in der ihm eigenen Art: „Es war nicht so gut von ihm. Passiert.“