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0:1-Niederlage beim Hamburger SV1. FC Köln offenbart großen Mangel an Intensität

Lesezeit 4 Minuten
Trister Rückrundenauftakt: Torwart Marvin Schwäbe konnte die 0:1-Niederlage des 1. FC Köln beim Hamburger SV trotz einer herausragenden Leistung nicht verhindern.

Trister Rückrundenauftakt: Torwart Marvin Schwäbe konnte die 0:1-Niederlage des 1. FC Köln beim Hamburger SV trotz einer herausragenden Leistung nicht verhindern.

Der 1. FC Köln hat in Hamburg nach sieben Ligaspielen ohne Niederlage wieder verloren und ist hinter dem punktgleichen HSV und dem 1. FC Magdeburg auf Platz drei der Zweitliga-Tabelle zurückgefallen.

Der 1. FC Köln demonstrierte den nötigen Zusammenhalt erst, als es zu spät war und es nur noch darum ging, die Dinge nach der enttäuschenden 0:1 (0:0)-Niederlage beim Hamburger SV zu erklären.

„Ich bin weder mit dem Ergebnis noch mit der Leistung einverstanden, weil wir viel zu wenig investiert haben“, kritisierte Sportchef Christian Keller den Auftritt im Topspiel der 2. Fußball-Bundesliga mit deutlichen Worten. Kapitän Timo Hübers sah „einen verdienten HSV-Sieg“ und der überragende Torwart Marvin Schwäbe sprach „fehlende Kreativität und zu wenig Durchsetzungsvermögen“ an. Immerhin waren sich die Geißböcke in der Bewertung ihrer Vorstellung einig.

Winterpause unterbricht Siegessträhne

Die unterdurchschnittliche Leistung zum Rückrunden-Auftakt lässt vermuten, dass die knapp dreiwöchige Winterpause den Kölnern nicht allzu gut bekommen ist. Von dem guten Gefühl, dass eine schwer erkämpfte Herbstmeisterschaft nach neun Pflichtspielen ohne Niederlage und vier 1:0-Auswärtssiegen hintereinander vermitteln sollte, war im mit 57.000 Zuschauern ausverkauften Volksparkstadion wenig bis gar nichts zu spüren.

Wir werden besprechen müssen, warum wir so wenig in dieses Spiel investiert haben.
Christian Keller, Geschäftsführer Sport 1. FC Köln

„Die Hamburger haben ihr Herz in die Hand genommen, uns viel angesprintet und früh unter Druck gesetzt und es auf dem seifigen Platz insgesamt besser gemacht“, beschrieb Hübers zunächst den Einfluss des Gegners. Ausschlaggebend waren für den Kapitän aber die eigenen Versäumnisse: „Wir haben dagegen keine Lösungen gefunden. Wenn wir ihre erste Linie mal überspielt haben, waren wir zu überhastet, haben zu viel mit einem Kontakt agiert, waren unsauber und sind weggerutscht.“

Kölnern mangelte es an Intensität

Bei allem, was eine Mannschaft für ein erfolgreiches Fußballspiel benötigt, mangelte es den Kölnern an der nötigen Intensität. Die Mannschaft lief nur 106 Kilometer, drei weniger als die bissigen Hamburger und sogar zwölf weniger als zum Abschluss der Hinrunde beim 1:0 in Kaiserslautern.

„Wir werden besprechen müssen, warum wir so wenig in dieses Spiel investiert haben, weil grundsätzlich kann sie viel, viel mehr investieren. Das zeichnet unser Spiel normalerweise auch aus, dass wir mit vielen Tempoläufen intensiv unterwegs sind“, hatte Christian Keller direkt nach dem Spiel keine Erklärung parat. Die dreiwöchige Spielpause wollte er nicht wirklich geltend machen: „Wenn du eine Siegesserie hast, ist es immer besser, wenn du weiterspielen kannst. Auf der anderen Seite war die Pause aber auch nicht so lang und die Trainingsleistungen gut.“

Struber: „Intensität ist der Schlüssel zum Erfolg“

In Hamburg setzte sich aber nahtlos fort, was sich bei den Darbietungen in den ersten Halbzeiten der Testspiele gegen Lugano (3:3) und Viktoria Köln (32) angedeutet hatte. Der erste FC-Anzug sitzt nach dem Gewinn der Herbstmeisterschaft nicht mehr.

Jeder muss sich bewusst machen, wie wichtig der Beitrag jedes Einzelnen für das Team ist.
Gerhard Struber, Trainer 1. FC Köln

„Intensität ist der Schlüssel zu unserem Erfolg. Die Jungs tun sich seit ein paar Tagen schwer damit, den Startknopf zu finden“, erklärte Coach Struber und fand den Grund im mangelnden Zusammenhalt auf dem Platz: „In unserer Welt des Fußballs genügt es nicht, wenn nicht alle mitmachen. Wenn der ein oder andere sich mal ein Päuschen gönnt oder nicht das Level an Intensität erreicht, das wir brauchen, hat das eine Wirkung und die ganze Mannschaft sieht dementsprechend aus. Jeder muss sich bewusst machen, wie wichtig der Beitrag jedes Einzelnen ist.“

Der 47-Jährige musste schon nach dem ersten Rückrundenspiel und der zweiten Saisonniederlage gegen den HSV einen „Schulterschluss“ fordern und sich auch an die eigene Nase fassen. Strubers einzige personelle Konsequenz aus den beiden schwachen Testspielauftritten seiner A-Elf war, dass Luca Waldschmidt von Beginn an für Florian Kainz als Zehner ran durfte.

Struber kritisiert Waldschmidts Leistung im Spiel

Waldschmidt enttäuschte nach guten Trainingsleistungen und einer starken zweiten Halbzeit mit zwei Toren gegen die Viktoria im Spiel auf der ganzen Linie: „Luca hat nicht das gezeigt, was wir uns vorgestellt habe, Das weiß er auch selbst.“ Eine Aussage, die man von Gerhard Struber in dieser Saison schon zu oft hören musste.

1Kölns Max Finkgräfe geht nach dem 0:1 in Hamburg und dem von ihm verursachten Elfmeter enttäuscht über den Platz.

Kölns Max Finkgräfe geht nach dem 0:1 in Hamburg und dem von ihm verursachten Elfmeter enttäuscht über den Platz.

Weil auch Leart Pacarada, Neuzugang Jusuf Gazibegovic sowie die Doppelsechs mit Dejan Ljubicic und Denis Huseinbasic einen gebrauchten Samstagabend erwischt hatte, reichte den Hamburgern eine kämpferisch leidenschaftliche Leistung, um durch einen im Nachschuss verwandelten Foulelfmeter von Joker Ransford Königsdörffer (78.) nach Punkten mit dem FC gleichzuziehen und ihm aufgrund des besseren Torverhältnisses die Tabellenführung abzuknöpfen. Unglücksrabe war der zur Pause eingewechselte Max Finkgräfe, der im Strafraum ohne Not den Fuß von Marco Richter gestempelt hatte und nach dem Spiel untröstlich war.

Der FC verpasste die Chance, sich bis auf sechs Punkte von einem direkten Konkurrenten zu distanzieren und zum Rückrundenauftakt ein Statement zu setzen. Stattdessen müssen sich die auf Platz drei zurückgefallenen Geißböcke vor dem Heimspiel gegen Elversberg erneut strecken.

„Wir haben in der Hinrunde Zeit gebraucht, um uns auf Platz eins zu arbeiten. Das 0:1 ist bitter für diesen Abend, aber die Rückrunde ist noch lang“, schaute Timo Hübers nach vorne. Sein Trainer startete nach der „halbschwangeren Leistung“ einen Appell, den er sich lieber erspart hätte: „Die 2. Liga ist kein Selbstläufer. Wir müssen demütig bleiben. Zusammenhalt zeichnet uns aus und nicht irgendwelche Fantasien vom Aufstieg.“