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0:1-Niederlage beim HSV1. FC Köln verliert das Topspiel und die Tabellenführung

Lesezeit 5 Minuten
Nachschuss: Ransford-Yeboah Koenigsdörffer (Nr. 11) entscheidet nach seinem verschossenen Elfmeter das Spiel gegen den 1. FC Köln.

Nachschuss: Ransford-Yeboah Koenigsdörffer (Nr. 11) entscheidet nach seinem verschossenen Elfmeter das Spiel gegen den 1. FC Köln.

Der 1. FC Köln hat am Samstagabend das Topspiel der 2. Fußball-Bundesliga nach einer schwachen Leistung mit 0:1 beim Hamburger SV verloren.

Die Tabellenführung hat nur einen Spieltag lang gehalten. Der 1. FC Köln hat nach neun Pflichtspielniederlagen ohne Niederlage ausgerechnet zum Rückrunden-Auftakt im Topspiel der 2. Fußball-Bundesliga mit 0:1 (0:0) beim Hamburger SV verloren. Der nun punktgleiche HSV zog aufgrund des besseren Torverhältnisses an den Geißböcken vorbei. Das Tor des Abends erzielte Ransford Königsdörffer, der schon beim 2:1 der Hamburger im Hinspiel beide Treffer besorgte.

„Das war über weite Strecken eine sehr überschaubare Leistung von uns. In vielen Phasen haben wir keinen Zugriff auf das Spiel bekommen. Ich hätte mir mehr Mut gewünscht. Ich habe bei uns Intensität, Schlagkraft und Aggressivität nicht so erleben dürfen, wie in den vergangenen Wochen und Monaten“, kritisierte FC-Cheftrainer Gehard Struber.

Der FC musste auf seinen besten Torjäger Tim Lemperle, der wie schon zum Ende der Hinrunde Probleme in der Oberschenkelmuskulatur beklagte. Für den 22-Jährigen lief wie erwartet Damion Downs neben Linton Maina in der vordersten Linie auf. Gerhard Struber entschied sich zudem etwas überraschend für Luca Waldschmidt auf der Position hinter den beiden Spitzen.

Debüt für Gazibegovic, Schmied nur auf der Bank

Der Ex-Hamburger hatte Struber durch seine Leistung mit zwei Toren beim 3:2-Sieg im Testspiel gegen Viktoria Köln und im Training derart überzeugt, dass Florian Kainz auf die Bank musste. Dort nahm mit Joel Schmied auch einer der beiden Winterzugänge der Geißböcke zunächst Platz. Mit Jusuf Gazibegovic feierte der andere Neue sein Pflichtspieldebüt auf der rechten, defensiven Außenbahn.

Die mit großer Spannung erwartete Partie begann aufgrund der Verkehrssituation rund ums ausverkaufte Volksparkstadion mit 15 Minuten Verspätung und einer Pyro-Show im Kölner Block. Die Rauchentwicklung führte dazu, dass Schiedsrichter Christian Dingert das Spiel nach nicht einmal zwei Minuten wieder anhalten musste.

Hamburg hat die einzige Chance der ersten Halbzeit

Als es wieder losging, handelte sich Gazibegovic nach einem Foul an Immanuel Pherai seine erste Gelbe Karte im deutschen Profi-Fußball ein (6.). Der Verwarnung für den Österreicher spiegelte die unruhige, von vielen Zweikämpfen und Fehlpässen geprägte Anfangsphase wider. Beide Teams agierten mit hohem Pressing, wussten mit ihren Balleroberungen zunächst aber wenig anzufangen und hatten Standprobleme auf dem seifigen Boden.

Die bissigen Hamburger bekamen nach gut 20 Minuten etwas mehr Struktur in ihr Spiel und konnten dadurch Druck aufbauen. William Mikelbrencis beschwor als erster Gefahr herauf, als er die komplette linke Abwehrseite des FC überlief, bei seiner Hereingabe den Fünfer entlang aber keinen Abnehmer fand (24.). Eine Minute später verpasste der Ex-Kölner Davie Selke eine Flanke von Jean-Luc Dompé freistehend am Fünfer nur um Haaresbreite.

Vom FC kam offensiv nichts. Kein Wunder bei einer Passquote von lediglich 75 Prozent und fehelnder Intensität in allen läuferischen Kategorien. Wenn die Struber-Elf den Ball mal nach vorne brachte, standen Downs und Co. zudem meist noch im Abseits. Das 0:0 zu Pause war aus Kölner Sicht schmeichelhaft, denn Dompé hatte nach 44 Minuten die große Chance zur Führung. Der Franzose lief nach einer feinen Hamburger Kombination von links in den Strafraum, scheiterte mit seinem Schlenzer ins lange Eck aber am aufmerksamen Marvin Schwäbe im Kölner Tor.

Die erste Halbzeit war von zwei schwachen Hälften, die deutlich schwächere.
Christian Keller, Sportchef 1. FC Köln

Das Niveau des Topspiels war in der ersten 45 Minuten überschaubar und blieb es auch. „Die erste Hälfte war von zwei schwachen Hälften, die deutlich schwächere“, stellte Christian Keller fest. Der FC-Sportchef kritisierte vor allem die fehlenden Intensitäten im Vortrag seiner Mannschaften und das über weite Strecken ungenaue Passspiel.

Gerhard Struber reagierte und wechselte Max Finkgräfe für Leart Pacarada ein. Das FC-Spiel wurde zwar etwas besser, blieb offensiv aber völlig harmlos. Ein abgeblockter Versuch des eingewechselten Jan Thielmann war nach 63 Minuten der erste Abschluss.

Die Gastgeber zogen sich nach dem Wechsel etwas mehr zurück, blieben offensiv aber das gefährlichere Team. Nur ein Schwäbe-Reflex auf der Linie verhinderte nach einem Karabec-Kopfball aus vier Metern den Rückstand (59.). Das Tor des Tages fiel schließlich nach einer Fehlerkette. Aus einem eigenen Abschlag entstand ein HSV-Angriff, der schon versandet schien. Der eingewechselte Marco Richter bewegte sich schon aus dem Strafraum heraus, als Finkgräfe ihm ohne jede Not auf dem Fuß stieg. Christian Dingert entschied sofort auf Strafstoß.

Königsdörffer trifft im Nachschuss

Marvin Schwäbe wehrte den Schuss von Ransford Königsdörffer zwar ab, der Ball landete aber wieder genau vor den Füßen des Hamburger Jokers, der keine Mühe hatte, das 1:0 zu erzielen (78.). „Das Tor hauen wir uns mehr oder wenig selber rein“, sagte Kapitän Timo Hübers. Christian Keller sprach von einer „naiven Aktion“ und Trainer Struber nannte die Szene „unglücklich“.

Es war der Siegtreffer, denn Steffen Tigges stand bei seiner Großchance im Abseits (79.) und Marvin Obuz scheiterte beim einzigen Kölner Schuss des Spiels auf das Tor an HSV-Schlussmann Daniel Heuer Fernandes (89.). „Hamburg war schon einen Tick besser als wir, muss ich ehrlich sagen. In der ersten Halbzeit haben wir schon etwas vermissen lassen von dem, was unser Spiel sonst auszeichnet in puncto Intensität, Zweikämpfe und Sprints“, räumte Timo Hübers nach dem Spiel eine verdiente Niederlage ein.


Statistik:

Hamburger SV: Heuer Fernandes; Mikelbrencis, Hadzikadunic, Elfadli, Muheim; Pherai (46. Richter), Meffert, Karabec (72. Karabec); Jatta (56. Sahiti), Selke (72. Königsdörffer), Dompé (84. Hefti). – 1. FC Köln: Schwäbe; Hübers, Martel, Heintz; Gazibegovic (57. Thielmann), Ljubicic, Huseinbasic (76., Pacarada (46. Finkgräfe); Waldschmidt (57. Kainz); Maina, Downs (67. Tigges). – SR.: Dingert (Lebecksmühle). – Zuschauer: 57.000. – Tor: 1:0 Königsdörffer (78.). – Gelbe Karten: Pherai, Eladli, Mikelbrencis; Gazibegovic, Waldschmidt, Hübers, Finkgräfe.