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Baumgart-DeviseWarum Kingsley Ehizibue ein ganz besonderes FC-System beweist

Lesezeit 4 Minuten
Kingsley Ehizibue

Kingsley Ehizibue (l.) war als rechter Außenverteidiger beim 1:1 gegen Dortmund eine Bank für den FC. 

Köln – Es ist keine bahnbrechende Erkenntnis, dass Fußballmannschaften in dem Moment am besten funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen, dasselbe Ziel verfolgen und persönliche Interessen hinten anstellen. Also ein Team ohne kontraproduktive Unzufriedenheit, ohne Eitelkeiten und Stinkstiefel und ohne Grüppchenbildung zu bilden.

Die Kunst besteht schon immer darin, diesen erstrebenswerten Zustand herstellen zu können und ihn über einen möglichst langen Zeitraum aufrecht zu erhalten. In etwa so, wie es der 1. FC Köln in der Bundesliga-Saison 2021/22 mit seinem neuen Trainerteam um Chef Steffen Baumgart vormacht.

Die Devise beim FC: Jeder wird mitgenommen

„Wichtig ist, dass sich jeder mitgenommen fühlt. Es ist klar, dass der eine mehr und der andere weniger spielt, aber wenn sich eine Mannschaft entwickeln soll, braucht man alle. Das funktioniert im Moment bei uns“, erklärte Steffen Baumgart die in der Theorie leicht nachvollziehbare in der Praxis aber schwer umzusetzende Philosophie.

Im FC-Jahrgang 2021/22 finden sich eine ganze Reihe von Profis, die nicht nur Baumgarts Idee vom Fußball sondern auch der von seiner Menschenführung gut und gerne folgen können. Louis Schaub, Kingsley Schindler, Jannes Horn oder Jan Thielmann, die oft von der Bank kommen oder bei Ausfällen Gewehr bei Fuß stehen und dann Spiele entscheiden. „Bei mir war es schon vor meiner Zeit in Köln so, dass Spiele über die Jungs entschieden werden, die reinkommen. Aber ein Team braucht alle, also auch die vorher die Arbeit geleistet haben wie Seb Andersson gegen Frankfurt, als Tony Modeste reinkam und das entscheidende 1:0 macht“, sieht Steffen Baumgart es immer ganzheitlich und nicht nur auf einzelne Momente bezogen.

Jeder weiß, dass er gebraucht wird - auch in der dritten Reihe

Kingsley Ehizibue gehört auch zu jenen Spielern, die sich in dieser Saison weiter hinten anstellen müssen. Wahrscheinlich ist der 26-jährige Niederländer sogar das Paradebeispiel für das gute Gefühl im gesamten Kölner Team. Es macht aktuell einfach allen Spaß ein Teil des funktionierenden Ganzen zu sein und jeder weiß, dass er gebraucht wird, wenn es darauf ankommt.

Wie Ehizibue. Nach 31 (2019/20) und 21 (2020/21) Einsätzen in seinen ersten beiden Jahren in Köln, hat der Außenverteidiger in dieser Saison erst elf Spiele absolviert. Er stand dabei nur in der Hinrunde gegen den FC Bayern (2:3) und in Hoffenheim (0:5) in der Startelf und kommt insgesamt gerade einmal auf 378 Spielminuten. Keine Zahlen, die einen Bundesliga-Spieler zufriedenstellen. „Es können nicht alle spielen. Aber schlechte Laune? So etwas mache ich nicht. Es macht viel Spaß, ich bin gesund und habe ganz viel Freude. Jetzt ist das Wetter auch noch schön und wir haben 40 Punkte. Wenn wir uns die letzten zwei Jahre angucken, war das hier beim FC ganz schwierig“, beschreibt er seine Einstellung. Ihm fehlt dabei nicht etwa der nötige Ehrgeiz, vielmehr akzeptiert er die Realitäten: „Wir wollen alle spielen. Aber ich muss ehrlich sagen, dass es Benno Schmitz und Kingsley Schindler wirklich gut machen. So einfach ist das. Der Trainer hat es mir auch genauso erklärt. Dann bin ich jetzt der dritte Außenverteidiger. Aber wenn meine Chance kommt, greife ich sie mit beiden Händen.“

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Wie am Sonntag beim 1:1 gegen Borussia Dortmund, als er schon nach zehn Minuten für den verletzten Schmitz eingewechselt wurde. Schindler fehlte aus privaten Gründen. Ehizibues erster Einsatz seit seiner Einwechslung am 22. Januar beim 2:2 in Bochum. „Ich habe meine Chance bekommen und habe sie gut genommen. Dafür bin ich sehr dankbar. Aber es sagt auch viel über unsere Mannschaft aus. Egal wer spielt, alle sind vorbereitet und heiß. Egal wer reinkommt, alle machen das gut.“

Der schnellste Spieler im FC-Kader, dessen Vertrag noch bis 30. Juni 2023 läuft, schaut deshalb auch nicht allzu weit nach vorne: „Ich fühle mich im Moment gut. Natürlich ist es schwierig, dass ich zur Zeit nicht viel spiele. Aber wie es nächste Saison weitergeht, schauen wir im Sommer. Jetzt gilt der volle Fokus dieser Saison. Und wir haben eine schöne Saison. Die will ich auch zu Ende spielen und vor allem gesund bleiben.“