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Kölner ErlösungFC trotzt Favorit Borussia Dortmund verdientes 1:1 ab

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Kölns Louis Schaub und Dortmunds Raphael Guerreiro versuchen an den Ball zu kommen, rechts steht Jude Bellingham.

Köln – Eigentlich wollte Steffen Baumgart seinem guten Kumpel Marco Rose endlich mal ein Schnippchen schlagen und ihn im vierten Versuch erstmals besiegen. Als nach 95 intensiven und aufregenden Minuten das 1:1 (1:1) zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Dortmund amtlich war, spielte dieses kleine interne Duell unter den beiden Trainerkollegen aber nicht die tragende Rolle. Hatten die stark ersatzgeschwächten Kölner dem Champions League-Teilnehmer doch nicht nur einen Punkt abgerungen, sondern auch die magische 40-Punkte-Marke geknackt, ihre Europapokal-Ambitionen angemeldet und einen weiteren Beweis ihrer großartigen Entwicklung abgeliefert.

Steffen Baumgart musste beim Aufstellungspuzzle auf sieben Teile verzichten und änderte seine Startelf im Vergleich zum 1:0-Derbyerfolg in Leverkusen auf drei Positionen. Für die erkrankten Jonas Hector und Florian Kainz sowie den verletzten Ellyes Skhiri (Faserriss) rückten Mark Uth, Jannes Horn und Louis Schaub in die Anfangsformation. Eine notgedrungen offensivere Elf, denn mit Dejan Ljubicic musste ein weiterer potenzieller Sechser krank passen.

Kein Weg zu weit, kein Zweikampf zu schwer

Und es kam noch schlimmer. Benno Schmitz sank schon nach sieben Minuten zu Boden. Der linke hintere Oberschenkel zwickte. Als der Rechtsverteidiger behandelt wurde, schickte Jude Bellingham Marius Wolf auf die Reise. Jannes Horn stellte den Ex-Kölner ins Abseits, Innenverteidiger Timo Hübers machte aber nicht mit. Wolf war durch und schob den Ball mit links zum 0:1 ins lange Eck (8.). Für Schmitz ging es übrigens nicht weiter. Kingsley Ehizibue ersetzte ihn (10.).

Der FC begegnete dem maximalen Unglück, als wäre es nicht geschehen. Baumgart trieb sein Team von der Seitenlinie an und seine Spieler wuchsen über sich hinaus. Kein Weg war zu weit, kein Zweikampf zu schwer. Mark Uth war ein ständiger Unruheherd, Sebastian Andersson machte geschickt die Bälle fest, Anthony Modeste rieb sich als Kapitän für seine Mannschaft auf und Louis Schaub schob mit Horn über links an.

„Wir wollen mutig sein und über die Intensität kommen“

Im Zentrum zog Ondrej Duda nach und nach an das Spiel an sich und dann war da noch Salih Özcan. Der FC-Sechser strahlte Dominanz und Willen aus. „Wir wollen mutig sein und über die Intensität kommen. Das haben wir geschafft“, freute sich Özcan. Die Kölner funktionierten als Mannschaft. „Die erste Halbzeit war richtig gut“, fand auch Baumgart Gefallen am FC-Auftritt.

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Die Wucht des FC-Willens beeindruckte den BVB, der trotzdem durch Tormaschine Erling Haaland auf 2:0 hätte erhöhen können (25.). Das Spiel machten aber die Geißböcke, die in der ersten Hälfte 60 Prozent Ballbesitz generierten und eine Zweikampfquote von 54 Prozent aufwiesen. In vorderster Linie fehlten nur etwas Präzision. Dann hatte aber Özcan einee Idee, drehte auf und spielte mit Schaub Jannes Horn frei. Dessen Flanke verlängerte Modeste grandios auf seinen in dieser Saison so glücklosen Kumpel Andersson, der perfekt einlief und zum 1:1 einschoss (36.). Der Franzose zeigte beim gemeinsamen Jubel sofort auf Andersson und freute sich für seinen Sturmkollegen, als hätte er selbst getroffen. Es war der erste Treffer des Schweden seit seinem 4:1 im Derby gegen Gladbach am 27. November 2021.

Der Favorit zeigt sich ideenlos

Der hohe Aufwand in den ersten 45 Minuten hatte die Kölner natürlich viel Kraft gekostet. Angesichts des schmalen Kaders kam die Befürchtung auf, dass der FC im Verlauf der zweiten Halbzeit erstens das wahnsinnige Tempo nicht weiter gehen können und dadurch gegen die tiefer und individuell besser besetzten Dortmunder ins Wanken geraten würde. Tatsächlich konnte das Baumgart-Team nicht mehr den Druck auf den Tabellenzweiten ausüben, der die Mannschaft von Trainer Marco Rose eine Hälfte lang vor große Probleme gestellt hatte. Allerdings gaben die Hausherren weiter alles und hielten den Favoriten weitgehend vom eigenen Tor weg. Nur Torjäger Haaland entwischte der FC-Abwehr noch einmal, scheiterte aber frei vor Marvin Schwäbe an einer herausragenden Fußabwehr der Kölner Nummer Eins (56.).

Ansonsten war von den recht ideenlosen Gästen im mit 50.000 Zuschauern erstmals seit dem 27. November wieder ausverkauften Rheinenergiestadions wenig zu sehen. Zu wenig, um im Meisterschaftsrennen gegen den FC Bayern München ein ernsthafter Konkurrent bleiben zu können. Der Rückstand auf den Tabellenführer ist nach dem 27. Spieltag wieder auf sechs Punkte angewachsen.

FC-Coach Steffen Baumgart, der sonst gerne zeitig und mehrfach wechselt, hatte diesmal so wenige Alternativen im Köcher, dass er zunächst nur Jan Thielmann brachte (68.). Der Youngster führte sich beim einem BVB-Konter gleich mit einem sensationellen Sprint in die eigene Abwehr ein, an dessen Ende er eine sich anbahnende Großchance mit einem Block gegen Guiseppe Reina vereitelte (74.). Baumgart. „Wir haben in der zweiten Halbzeit und der taktischen Umstellung der Dortmunder hart gegen den Ball gearbeitet“, sagte Mark Uth. Auf der anderen Seite verhinderte Manuels Akanjis Fußspitze das 2:1 von Ondrej Duda (72.). Das wäre auch des Guten zu viel gewesen, denn schon dieses 1:1 und das Erreichen der 40-Punkte-Marke war viel mehr als jeder unter den gegebenen Bedingungen vom FC erwartet hatte.