Die Sorge war groß beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln, als sich Salih Özcan in der 39. Minute des Heimspiels gegen den VfL Wolfsburg an den hinteren rechten Oberschenkel fasste und signalisierte, dass es bei ihm nicht mehr weiter geht. Der Mittelfeldspieler war bis zu seiner Auswechslung kurz vor dem Seitenwechsel stärkster Mann auf dem Platz und besaß somit entscheidenden Anteil an der 2:1-Halbzeitführung der bis dato gut aufspielenden Geißböcke.
Özcans Ausscheiden hinterließ ein Loch
Dass der FC direkt nach Wiederbeginn den Ausgleich kassierte, in der Druckphase der Niedersachsen seine Stabilität in der Zentrale verlor und am Ende um das 2:2-Unentschieden bangen musste, war in nicht unerheblichem Maße auf Özcans Ausscheiden zurückzuführen. Das Loch, das ab diesem Zeitpunkt im Kölner Spiel vorhanden war, hatte der eingewechselte Dominick Drexler nicht ausreichend füllen können. „Salih hat bis zu seiner Auswechslung eine sehr gute Leistung gebracht. Das ist dann schwierig für eine Mannschaft, wenn er raus muss“, erklärte Trainer Markus Gisdol.
Das Kölner Eigengewächs hatte gegen Wolfsburg in vielerlei Hinsicht überzeugt. Als extrem bissiger Zweikämpfer, der 87 Prozent seiner Duelle gewann. Als Achter mit hohem taktischen Verständnis, der an der Seite von Elvis Rexhbecaj die Räume geschickt zulief. Und auch als Wegbereiter der 1:0-Führung durch Jan Thielmanns ersten Bundesligatreffer, dem ein starker Lauf von Özcan über die rechte Seite mit anschließendem Pass in den Rücken der Wolfsburger Abwehr vorausgegangen war.
Ausleihe hat zu mehr Reife geführt
Dass sich Özcan in Markus Gisdols neuem 3:4:2:1-System wohlfühlt, war auch in der Vorwoche beim 2:1-Sieg bei Borussia Dortmund zu erkennen gewesen. Der 22-Jährige profitiert aktuell sehr davon, die Rolle auf der Acht bereits in der vergangenen Saison bei Holstein Kiel erfolgreich ausgeübt zu haben. Als Özcans Entwicklung beim FC ins Stocken geraten war, hatte er sich für ein Jahr ausleihen lassen, um in einem anderen Umfeld die erforderliche Spielpraxis zu erhalten. An der Ostsee reifte Özcan dann zu einem der torgefährlichsten Zweitliga-Mittelfeldspieler.
Das macht sich inzwischen auch eine Spielklasse höher bezahlt. Salih Özcan kommt in der Bundesliga nach schleppendem Saisonstart immer besser zurecht. Der Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft ist gerade dabei, den nächsten Entwicklungsschritt zu tätigen und das Vertrauen zurückzuzahlen, welches ihm die Kölner Verantwortlichen um Sportchef Horst Heldt im vergangenen Sommer mit der Zurverfügungstellung einer neuen Chance entgegengebracht haben.
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Gegen Wolfsburg stand der gebürtige Kölner zum bereits fünften Mal in Folge in der Startelf. Dort ist er momentan nicht mehr wegzudenken. „Salih ist sehr gut drauf. In dieser Verfassung ist er für uns sehr wertvoll“, meinte Markus Gisdol. Umso glücklicher konnte der FC-Coach darüber sein, dass sich Özcan am Samstag „keine strukturelle Verletzung“ zugezogen hat, wie es nach einer MRT-Untersuchung hieß. Sein Einsatz am Samstag (15.30 Uhr, Sky) im wichtigen Kellerduell bei Mainz 05 dürfte daher nicht in Gefahr sein.
Durch seinen klaren Formanstieg hat sich Özcan außerdem in eine verbesserte Verhandlungsposition für die derzeit laufenden Vertragsgespräche gebracht. Sein Kontrakt endet im kommenden Jahr, soll aber verlängert werden. Eine Überraschung ist das nach den vergangenen Wochen nicht mehr.