Köln – Fünf Spieltage vor dem Ende der Saison darf es dann auch ruhig mal etwas konkreter werden. Der 1. FC Köln kann nach dem 3:2-Comebacksieg gegen den 1. FSV Mainz mit 17 Punkten Vorsprung auf Platz 16 rechnerisch gesehen nicht mehr absteigen und rangiert vor dem Derby-Auftritt am Samstag (18.30 Uhr/Sky) bei Borussia Mönchengladbach in der Fußball-Bundesliga nur einen Zähler hinter der TSG 1899 Hoffenheim auf Platz sechs.
Für Steffen Baumgart der richtige Zeitpunkt, um auszusprechen, was ihm die Öffentlichkeit schon seit Wochen versucht abzuringen. „Falls noch niemand das Fass aufgemacht hat. Wir möchten so hoch wie möglich kommen. Ich brauche nicht drum herum reden. Lass uns international angreifen. Um mehr geht es sowieso nicht mehr. Also rufen wir es aus. Los geht’s“, forderte der FC-Cheftrainer.
Vor dem Derby ist die Lage ungewöhnlich
Eine schöne, knackige Ansage so unmittelbar vor dem rheinischen Klassiker gegen den großen Rivalen vom Niederrhein. Einem besonderen Spiel gegen einen besonderen Gegner, dessen Anspruch in der jüngeren Vergangenheit von Haus aus ist, schon vor der Saison das internationale Geschäft als Ziel auszurufen. Ein bisschen verkehrte Welt also in der Spielzeit 2021/22: Denn während die Kölner Platz sechs im Visier haben, ist die Borussia nach zehn Punkten aus den jüngsten vier Spielen erst einmal heilfroh vor dem 94. Bundesliga-Derby bei noch sechs Zählern Rückstand auf den FC nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben. „Absteigen können wir nicht mehr, wir sollten nach oben gucken. Die Leistung der Jungs war bisher so, dass wir das tun sollten“, erklärte Baumgart die neuen Töne.Ist das neue Ziel erst einmal öffentlich formuliert, gibt es kein Halten mehr. Wobei Baumgart ganz genau einzuschätzen weiß, dass das von Vielen als „leichter“ eingeschätzte Restprogramm der Kölner nur Duelle mit „Gegnern auf Augenhöhe“ umfasst und es „knüppelharte Spiele“ werden.
Wie am Samstag im ausverkauften Borussia-Park: „ Es ist ein Derby. Beide Mannschaften werden gut vorbereitet sein, die Intensität wird hoch sein. Gladbach ist ein starker Gegner mit hoher Qualität. Aus den letzten Spielen zehn Punkte zu holen, ist eine Ansage. Sie haben ihre Situation verbessert und können wieder ruhig schlafen. Sie haben die Ruhe bewahrt in Gladbach und sind gemeinsam aus der schwierigen Situation herausgekommen.“
Erstmals seit August 2017, also nach fast fünf Jahren, wird das Derby-Heimspiel der Gladbacher wieder vor vollen Rängen stattfinden können. Steffen Baumgart freut sich auf die Atmosphäre mit beiden Fanlagern und wünscht sich gerade vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine einen friedlichen Samstag: „Ich habe ein breites Grinsen, wenn ich an volle Stadien denken. Und Rivalität gehört zum Fußball, aber wir sollten sie mit den Mannschaften auf dem Platz austragen. Gewalt gehört nicht ins Stadion.“
Auch die Zukunft von Özcan wird von Baumgart kommentiert
Seine Startelf für das Derby wird der Trainer im Vergleich zum Mainz-Spiel auch deshalb verändern, weil ihm bis auf Sebastian Andersson, Kingsley Schindler und Tomas Ostrak wieder alle Spieler zur Verfügung stehen. Rechtsverteidiger Benno Schmitz könnte ebenso ins Team rücken, wie Dejan Ljubicic, der beim 4:1 im Hinspiel genauso zu den Torschützen gehörte wie als Joker bei der erfolgreichen Aufholjagd gegen Mainz. Sicher wieder von Beginn an werden Innenverteidiger Timo Hübers nach seiner Gelbsperre und der gegen Mainz nach einer Corona-Erkrankung nach 60 Minuten eingewechselte Salih Özcan spielen.
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Baumgart machte sich am Donnerstag noch einmal für einen langfristigen Verbleib des 24-jährigen Deutsch-Türken stark. „Ich möchte, dass Salih bleibt und er fühlt sich sehr wohl hier und hängt an Köln. Ich glaube, dass er für den 1. FC Köln ein Gesicht werden kann. Wir werden alles dafür tun, dass er bleibt. Wenn das nicht gelingt, werden wir den nächsten Salih ausbilden.“ Seinen persönlichen Einfluss möchte der Trainer natürlich auch geltend machen, immerhin überzeugte er Özcan im vergangenen Sommer bei den Geißböcken zu bleiben. „Wir haben einen guten Draht zueinander und ich bin überzeugt, dass er hierbleiben will. Die Entscheidung muss er aber selber treffen. Und ich finde es gut, dass er vor seiner Entscheidung erstmal die Saison zu Ende spielen möchte. Vielleicht haben wir dann ja auch unser Ziel erreicht.“
Voraussichtliche Aufstellungen: Gladbach: Sommer; Beyer, Ginter, Elvedi, Lainer; Koné, Neuhaus, Bensebaini, Hofmann, Embolo, Plea. – Köln: Schwäbe; Schmitz, Kilian, Hübers, Hector; Skhiri, Özcan; Ljubicic, Uth, Kainz; Modeste.