Köln – Am Tag nach der 0:3-Niederlage bei der TSG 1899 Hoffenheim stand für die Profis des 1. FC Köln nur lockeres Auslaufen auf dem Programm. Auf der Geschäftsstelle glühten dagegen die Drähte heiß. Sportchef Horst Heldt war mit der Vollendung jenes Transfers beschäftigt, der mitentscheidend dazu beitragen soll, den aktuellen Relegationsplatz-Inhaber ein weiteres Jahr in der Fußball-Bundesliga zu halten.
Zu Ende gegangen war die Suche nach der dringend benötigten Verstärkung für den lahmenden Angriff in Belgien. Emmanuel Dennis, der noch bis 2022 an Meister FC Brügge gebunden ist, lässt sich für ein halbes Jahr an die Geißböcke ausleihen. Nach Medizincheck und Unterschrift war die Verpflichtung des Offensiv-Allrounders am späten Montagabend schließlich perfekt. Der Deal kostet die Kölner dem Vernehmen nach 1,2 Millionen Euro.
Der 23-jährige Nigerianer soll am Mittwoch ins Mannschaftstraining einsteigen und bereits am Sonntag (15.30 Uhr, Rheinenergiestadion) im eminent wichtigen Kellerduell gegen Arminia Bielefeld debütieren. „Emmanuel ist ein schneller Spieler, der im Sturmzentrum und auf den Außenbahnen zum Einsatz kommen kann. Mit seiner Abschlussqualität hat er sich in der letzten Saison in die Bücher zahlreicher Top-Clubs gespielt“, sagte Horst Heldt.
Große Sturm-Hoffnung
Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre aus Kölner Sicht an eine Verpflichtung von Emmanuel Dennis (Marktwert: elf Millionen Euro) nicht zu denken gewesen. Dennis galt beim belgischen Serienmeister als große Sturm-Hoffnung, die nach der vergangenen Saison (neun Tore und zwei Vorlagen in 33 Pflichtspielen) das Interesse mehrerer europäischer Topclubs auf sich gezogen hatte. Doch die ganz großen Angebote fielen der Coronakrise zum Opfer.
Das im Sommer 2017 vom ukrainischen Erstligisten Sorja Luhansk nach Brügge gewechselte Offensiv-Talent hatte in Belgien einen verheißungsvollen Start hingelegt. Am Ende seiner ersten Spielzeit standen in wettbewerbsübergreifend 38 Einsätzen zwölf Tore und fünf Vorlagen sowie der Gewinn der belgischen Meisterschaft zu Buche.
In der Folgesaison gelangen ihm in 32 Pflichtspielen zehn Scorerpunkte (sieben Tore, drei Vorlagen) und der Triumph im nationalen Supercup. Seinen bislang wohl größten Moment erlebte Emmanuel Dennis dann am 1. Oktober 2019, als er im Gruppenspiel der Champions League beim 2:2-Unentschieden bei Real Madrid im ruhmreichen Estadio Santiago Bernabéu einen Doppelpack schnürte.
Das könnte Sie auch interessieren:
Zuletzt zeichnete sich der dreimalige nigerianische A-Nationalspieler allerdings vorwiegend für negative Schlagzeilen verantwortlich. So war Dennis für die Champions-League-Partie im vergangenen November bei Borussia Dortmund aus dem Kader verbannt worden. Der Grund ist bizarr: Der Angreifer hatte vor der Abreise verärgert den Mannschaftsbus verlassen, weil er wegen strenger Hygienevorschriften nicht auf seinem angestammten Platz sitzen durfte.
Es kam zum Bruch, und Emmanuel Dennis geriet in Brügge auf das Abstellgleis. Seit Anfang Dezember stand der Offensivmann gar nicht mehr auf dem Platz. Getroffen hat er in neun Ligaspielen der laufenden Saison noch nicht, dafür kam er in vier Champions-League-Spielen auf ein Tor und eine Vorlage. „Das letzte halbe Jahr war nicht einfach für mich. Da ich spielen und Tore schießen möchte, wollte ich in der aktuellen Transferphase unbedingt eine Veränderung. Ich bin froh, dass ich jetzt beim FC bin“, sagte Dennis. Bei den Geißböcken wird der 1,75 Meter große Konterspieler zügig zu alter Form zurückfinden müssen, damit am Ende der Klassenerhalt steht. In Hoffenheim war der FC zum sechsten Mal in den vergangenen sieben Bundesligaspielen ohne Torerfolg geblieben.