Köln – Es war ungemütlich nasskalt am Dienstagvormittag, als der 1. FC Köln die Arbeit wieder aufnahm. Die erste Einheit nach dem neuerlichen Rückschlag bei Union Berlin (1:2) wurde von einem kräftigen Regenschauer begleitet, der über dem Trainingsplatz eins am Geißbockheim niederging. Markus Gisdol war allerdings gut vorbereitet. Der Coach des ebenfalls taumelnden Fußball-Bundesligisten hatte sich neben einer Winterjacke auch eine Wollmütze übergestülpt und seine Hände in Handschuhe gepackt. Viel in Bewegung war er während des rund anderthalbstündigen Aufgalopps nicht. Gisdol hielt sich fast ausschließlich an der Seitenlinie auf, von wo er das Geschehen aus der Rolle des stillen Beobachters verfolgte. Das Wort hatten seine Assistenten Frank Kaspari und André Pawlak.
Sparring ohne gefährliche Angriffsaktionen
Das abschließende Trainingsspiel über das gesamte Feld dürfte die Zuversicht vor Gisdols persönlichem Schicksalsspiel am Samstag (15.30 Uhr, Rheinenergiestadion) gegen den wiedererstarkten Tabellenfünften Borussia Dortmund nicht sonderlich vergrößert haben. Einmal mehr wurde offensichtlich, warum die Kölner mit nur 23 erzielten Treffern in 25 Spielen über die drittschwächste Offensive der Bundesliga verfügen. Das mannschaftsinterne Sparring endete fast ohne gefährliche Angriffsaktionen.
Personalien
Entwarnung bei Jannes Horn: Der im Spiel bei Union Berlin angeschlagen ausgewechselte Verteidiger des
1. FC Köln hat sich keine strukturelle Verletzung zugezogen. Horn trainierte am Dienstag individuell, gegen Borussia Dortmund fehlt er ohnehin gelbgesperrt. Marco Höger und Tim Lemperle absolvierten wegen muskulärer Beschwerden ebenfalls ein eigenes Programm. Der vor zwei Wochen am Rücken operierte Sebastiaan Bornauw hielt sich derweil für eine Kontrolluntersuchung in seiner belgischen Heimat auf. (tca)
Ein paar interessante Hinweise gab es aber schon. Marius Wolf, der an der Alten Försterei als Rechtsverteidiger beide Gegentore verschuldet hatte, trainierte wieder offensiver. Eigentlich war die Leihgabe des BVB zur Verstärkung der rechten Außenbahn dazu geholt worden. Doch unter Gisdol musste der 25-Jährige bereits mehrfach hinten rechts aushelfen – weil die etatmäßigen Rechtsverteidiger Kingsley Ehizibue und Benno Schmitz die jahrelange Kölner Problemposition ebenfalls nicht zufriedenstellend besetzen. Wolfs Rückbeorderung in die Defensive ging wiederum zu Lasten seines Offensivdrangs. Zudem war der gebürtige Coburger jüngst wiederholt an Gegentoren beteiligt gewesen. Hinter ihm sicherte am Dienstag im 4:2:3:1-System der Niederländer Ehizibue ab.
Im Zentrum der Viererkette ließ der FC-Coach Rafael Czichos und Sava Cestic verteidigen. Cestic hatte beim Hinrundensieg in Dortmund ein beeindruckendes Profi-Debüt gegeben – damals noch in der von Gisdol überraschend aus dem Hut gezauberten Dreierkette. Flankiert wurde das Duo von Ehizibue sowie Ismail Jakobs, der auf seine gelernte Position hinten links zurückgezogen wurde. Auf Linksaußen, wo es Jakobs trotz aller Bemühungen an Effektivität fehlt, durfte sich stattdessen Nachwuchs-Talent Marvin Obuz beweisen. Komplettiert wurde die Elf im Zentrum von Elvis Rexhbecaj, Ellyes Skhiri und Max Meyer.
Ganz vorne probierte es Markus Gisdol im Gegensatz zu den vergangenen beiden Spielen gegen Union Berlin und Werder Bremen (1:1) mit einem echten Mittelstürmer. Bekleidet wurde die Rolle von Sebastian Andersson, der nach überwundenen Knieproblemen einen recht agilen Eindruck hinterließ. Auch Außenbahnspieler Florian Kainz hielt nach langer Verletzungspause die gesamte Einheit durch. Der Österreicher wechselte sich in der anderen Mannschaft mit Emmanuel Dennis auf dem rechten Flügel ab.
Die Leihgabe des FC Brügge, erst am Wochenende von Gisdol öffentlich angezählt, kam in Belgien häufig über die rechte Außenbahn. Als Mittelstürmer hat Dennis den Kölnern bislang nicht weiterhelfen können. Nun sucht Gisdol offenbar auch für ihn eine neue Position, auf der er besser funktioniert. Denn die Zeit für eine Wende im Abstiegskampf drängt.