- Ellyes Skhiri ist eine der positiven Überraschungen beim 1. FC Köln zum Saisonstart.
- Der tunesische Neuzugang hat sich gut eingefunden und überzeugt auf dem Platz.
- Trotz der ersten beiden Niederlagen glaubt Skhiri an den FC, von dem er vor dem Sommer nahezu gar nichts wusste.
Köln – In eine schattige wenngleich immer noch heiße Ecke am Geißbockheim hatte man sich zurückgezogen, der schlaksige junge Mann und eine gute Handvoll Journalisten. Zwischen den beiden Trainingseinheiten am Dienstag stand Ellyes Skhiri da, mit hinter dem Rücken verschränkten Händen, und gab ausführliche Antworten auf die zahlreichen Fragen. Dabei gestand er gleich zu Anfang, dass er den 1. FC Köln nur dem Namen nach gekannt habe, als im zeitigen Sommer das Angebot für einen Wechsel kam.
„In den französischen Medien wird nicht viel über den FC berichtet. Aber mein Berater und alle, mit denen ich mich unterhielt, rieten mir zu dem Wechsel. Sie sagten, der FC sei ein Club mit großer Strahlkraft. Genau so habe ich den Verein schon während meiner ersten Wochen erlebt“, berichtete Ellyes Skhiri.
BVB-Auftritt berührt den Neuzugang
Das jüngste Heimspiel gegen Borussia Dortmund besaß da natürlich eine prägende Rolle. „Ja, das Spiel hat mich sehr berührt. Ich war überrascht von der Atmosphäre im Stadion. Das kannte ich nicht, vor fünfzigtausend Menschen und dieser Lautstärke zu spielen“, zeigte sich Ellyes Skhiri auch vier Tage danach noch beeindruckt: „Das macht für mich den Fußball noch leidenschaftlicher.“
Daheim, im Stade de la Mosson von Montpellier, das für die WM 1998 umgebaut worden war und immerhin 33 000 Zuschauern Platz bietet, kamen in den letzten Jahren im Schnitt 13 000 bis 14 000 Besucher zu den Erstliga-Heimspielen des HSC Montpellier.
Bei dem wurde Ellyes Skhiri, dessen Vorfahren aus Tunesien stammen, fußballerisch groß. „Aber jetzt war es an der Zeit, meine Familie und die Freunde in Montpellier zurückzulassen. Ich möchte mich als Mensch weiterentwickeln und in meiner Spielerkarriere Fortschritte machen“, begründete der 24-Jährige den Wechsel, der seinem Heimatverein rund sechs Millionen Euro und ihm einen mit jährlich gut einer Million Euro dotierten Vierjahresvertrag einbrachte.
Alleine ist der Südfranzose allerdings nicht in Köln. Freundin Yoana zog ebenso mit um wie ein Hund und eine Katze. Worauf er dagegen verzichten muss ist ein Hobby, dem auch zwei berühmte deutsche Fußballer, Willi „Ente“ Lippens und Horst Hrubesch, frönen: Das Angeln. Im Rhein, seinen Nebenflüssen und zahlreichen Seen wäre es möglich, „aber ich liebe es, im Meer zu angeln“.
Niemals auf die Bremse treten
Statt Erholung und Entspannung ist nun allerdings harte Arbeit angesagt, dass weiß er selbst. Man habe die ersten beiden Spiele verloren, allerdings sei es gegen die Europapokalteilnehmer Dortmund und Wolfsburg knapp zugegangen. „Wir waren auf Augenhöhe.“ Das habe ihm gezeigt, dass „die Bundesliga eine enge Meisterschaft ist“. Was das Abschneiden der eigenen Mannschaft anbelange, so werde man sich keine Limits setzen, dürfe nie auf die Bremse treten und müsse das Maximale herausholen.
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Er selbst sei noch nicht bei hundert Prozent, habe aber versucht, seine Zweikampf- und Laufstärke auszuspielen. Gegen Dortmund legte Ellyes Skhiri 12,77 Kilometer zurück, so viel wie kein anderer Spieler an diesem Spieltag. „Das war ein sensationeller Wert“, lobte Trainer Achim Beierlorzer, und fügte hinzu: „Mit ihm haben wir einen richtig guten Mittelfeldspieler bekommen. Wenn er seine Aktionen noch besser auf seine Mitspieler abgestimmt hat, ist noch mehr möglich.“ Und was die Integration innerhalb der Mannschaft anbelangt, so sei das „bei einem Spieler wie ihm, der eine hohe Qualität besitzt, viel einfacher“.
Hinzu kommt, dass die Kommunikation recht reibungslos verläuft – trotz fehlender weitergehender Deutschkenntnisse. Mit seinen Landsleuten Anthony Modeste und Vincent Koziello sowie den Belgiern Birger Verstraete und Sebastiaan Bornauw sprechen vier Kollegen fließend Französisch. Mit allen anderen und den Trainern verständigt sich Ellyes Skhiri auf Englisch, „und hoffentlich bald auch ein wenig auf Deutsch. Ich habe mit einem Sprachprogramm schon selber angefangen zu lernen, und mit meinen belgischen und holländischen Kollegen bekomme ich jetzt Deutsch-Unterricht vom Verein“. Dann kann ein Dolmetscher wie am Dienstag überflüssig werden.