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1. FC KölnNeuer Kampf um die Abwehrmitte

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Luca Kilian 

Köln – Luca Kilian hatte es nicht kommen sehen. „Total überrascht“ sei er gewesen, als Rafael Czichos vor dem ersten Training des Jahres in der Kabine das Wort ergriff, um sich zu verabschieden. Der plötzliche Wechsel des Abwehrchefs von Fußball-Bundesligist 1. FC Köln zu Chicago Fire ließ seinen Innenverteidiger-Kollegen „ein bisschen erschüttert“ zurück. „Wir standen uns persönlich sehr nahe und haben uns sehr gut verstanden“, sagte Kilian. „Das war erstmal ein Schlag.“

Ein paar Tage später hat sich bei dem 22-Jährigen der Schock gelegt. Der Blick ist schon wieder nach vorne gerichtet. So ist das eben im Profigeschäft. „Es geht dann relativ schnell“, erklärte Kilian nach der Trainingseinheit am Mittwoch. Zumal in der kurzen Winterpause auch kaum Zeit für andere Dinge bleibt. Bereits am Sonntag (15.30 Uhr) geht mit der Aufgabe bei Hertha BSC Berlin die Rückrunde los.

Der Kampf um die Czichos-Nachfolge ist daher bereits in vollem Gange. „Jeder versucht jetzt, seine Chance zu nutzen und sich im Training bestmöglich zu präsentieren“, berichtet Luca Kilian, der sich fortan mit Timo Hübers und Jorge Meré um die beiden Plätze in der Innenverteidigung duelliert. Nach den Eindrücken der Hinrunde dürften Kilian und Hübers unter Steffen Baumgart die Nase vorn haben. Sava Cestic ist dagegen komplett außen vor.

Ob externer Ersatz kommt, ist weiterhin unklar. „Wenn ein Führungsspieler geht, ist das natürlich ein Verlust“, ordnet Kilian das Ausscheiden des einzigen Kölner Stamminnenverteidigers ein. Auf der anderen Seite bewertet die Leihgabe des 1. FSV Mainz 05 den FC-Kader als stark genug, um den Czichos-Abgang „so gut es geht“ aufzufangen. „Wir haben das Potenzial dafür und werden alles geben“, betont der gebürtige Westfale, der im Nachwuchs von Borussia Dortmund zum Profi reifte.

Für Luca Kilian bedeutet dies, dass nun der Zeitpunkt für den nächsten Schritt gekommen ist. „Ich möchte in meiner Entwicklung noch weiter vorankommen. Das heißt, dass ich auf meine Art und Weise Verantwortung übernehme“, erklärt der bullige Defensivmann. Verstellen will er sich dabei allerdings nicht. „Ich bin keiner, der auf dem Platz viel herumschreit.“

Dass mit Rafael Czichos der einzige Linksfuß in der Abwehrmitte gegangen ist, sieht Kilian indes nicht als entscheidenden Nachteil an: „Timo und ich haben auch schon mal zusammengespielt, Jorge und Timo auch. Ich glaube, dass wir das gut hinkriegen. In den Spielen mit zwei Rechtsfüßlern haben wir nicht so schlecht ausgesehen.“ Auch die Eindrücke der ersten Trainingseinheiten nach dem Wiederbeginn stimmen ihn zuversichtlich: „Wir sind sehr gut reingekommen und waren direkt auf Temperatur. Es ging schnell mit Vollgas weiter.“

Die neue Situation in der Kölner Innenverteidigung ist nicht der einzige Grund, weshalb Kilian der Partie in der Hauptstadt mit besonderer Neugier entgegenblickt. „Ich persönlich habe noch nie gegen die Hertha gespielt. Deshalb bin ich gespannt, was mich da erwartet.“ Nach zwei Siegen zum Jahresabschluss will der Tabellenachte direkt nachlegen. „Wir wollen natürlich die drei Punkte einfahren – mit der Intensität, die wir auch in den jüngsten drei Trainingseinheiten gezeigt haben. Dann bin ich mir sicher, dass wir auch in Berlin etwas mitnehmen können“, sagt Luca Kilian.

Mit Sorge verfolgt er dagegen die rasant steigendenden Corona-Fälle in der Bundesliga. Es sei „schon krass, wenn man liest, wie viele das Virus trotz Impfung dann doch haben“, sagt der gebürtige Wittener staunend. „Das lässt einen nicht kalt.“ Gerade nicht Kilian, der noch zu Paderborner Zeiten als erster Bundesliga-Profi an Covid-19 erkrankt war. „Es war nicht witzig“, sagt der 22-Jährige über seinen schweren Krankheitsverlauf.

Umso dankbarer ist Kilian, dass die Geißböcke von Corona-Ausbrüchen bislang verschont geblieben sind. „Es war schön zu hören, dass es bei uns über die Feiertage echt gut gelaufen ist“, sagt der Innenverteidiger. „Ich war nach meinem PCR-Test auch ein bisschen erleichtert.“