Köln – Von all den Problemen, die sich dem 1. FC Köln in dieser Saison in den Weg gestellt haben, dürfte die Verletzung von Sebastian Andersson eines der größten gewesen sein. Der Schwede sollte die Lücke füllen, die der wechselwillige Jhon Cordoba mit seinem Abgang zu Hertha BSC Berlin gerissen hatte. Andersson trug die Hoffnungen, dass der FC auch inder Spielzeit 2020/21 der Fußball-Bundesliga einen Stoßstürmer in seiner Reihen weiß, der für zehn Tore und mehr gut ist.
Es kam anders. Der 29-Jährige brachte Knieprobleme mit nach Köln, die sich nach einem Trainingsfoul verschlimmerten. Gerade einmal auf zehn Einsätze kommt Andersson im Geißbock-Trikot, von denen er vielleicht zwei oder drei im Vollbesitz sener Kräfte absolvierte. Zwei Tore nach 26 Spieltagen sind weit von den Erwartungen entfernt, die FC-Sportchef Horst Heldt und Trainer Markus Gisdol in den 6,5 Millionen schweren Sommertransfer von Union Berlin gesetzt hatten.
Ein verheißungsvoller Auftakt mit jähem Ende
Der Start von Sebastian Andersson verlief noch verheißungsvoll. Gleich im ersten Saisonspiel traf er gegen Hoffenheim, dann legte er am fünften Spieltag beim 1:1 in Stuttgart per Elfmeter Treffer Nummer zwei nach. Dabei blieb es. 15 Partien hat der kopfballstarke Angreifer mittlerweile verpasst. „Ich wollte nach dem Wechsel funktionieren, wollte spielen, fit und nicht verletzt sein. Aber so ist Fußball“, nimmt Andersson sein Pech sachlich hin. Nach dem Foul im Training hatte er erst einmal weitergespielt. Trotz der Schmerzen. „Ich habe es immer mehr gespürt und mehr und mehr Schmerztabletten geschluckt. Nach den ersten Spielen konnte ich nicht mehr voll trainieren und mich nicht mehr bewegen, wie ich wollte.“ Ein operativer Eingriff sollte ihm helfen. Doch es wurde nicht besser: „Das ist kein schönes Gefühl, ich habe mich nur noch auf den Schmerz und nicht mehr auf das Wesentliche konzentriert. Man denkt nicht mehr an die Spiele und den Spaß, man verliert den Fokus auf die richtigen Dinge“, berichtete Andersson in der neuesten Folge der FC-Doku 24/7. „Das ist das Verzwickte bei Verletzungen: Es geht nicht nur um den Schmerz, es macht auch mental etwas mit dir.“
Reise ins Heimatland Schweden zur Erholung
Um auf andere Gedanken zu kommen, reiste Andersson schließlich mit seiner Familie in sein Heimatland Schweden: „Es war eine Erholungspause für meinen Kopf und meinen Körper“, sagt er. Eine Auszeit, die ihm gut getan hat. Inzwischen ist er zurück und steht beim Auswärtsspiel am Samstag in Wolfsburg vor der Rückkehr in den FC-Kader. Eigentlich war das Comeback schon für das Heimspiel gegen Dortmund eingeplant, doch Andersson winkte ab. Er sei noch nicht ganz so weit.
Sebastian Andersson hinterließ am Dienstag im Training am Geißbockheim einen frischen, motivierten Eindruck. Die Grundschnelligkeit ist zurück, die Freude am Spiel und den Zweikämpfen auch. Der 1,90 Meter große Mittelstürmer ist der Typ Spieler, den die Kölner so schmerzlich vermisst haben. Einer, der die langen Bälle per Kopf weiterleitet oder festmacht, einer der mit seiner Kopfballstärke bei Standards und Flanken für viel Gefahr im gegnerischen Strafraum sorgen kann.
Beim Tabellendritten Wolfsburg sollte es je nach Spielverlauf für einen Kurzeinsatz des Schweden reichen. Im Kellerduell eine Woche später zu Hause gegen den 1. FSV Mainz 05 könnten Anderssons Qualitäten schon von Beginn gefragt sein. Und danach stehen noch sechs weitere Partien für den FC im Abstiegskampf der Bundesliga an. Einen Kampf, den auch die Nummer Neun der Kölner bestehen möchte. Immerhin hat er bei den Kölnern einen Vierjahresvertrag unterschrieben und es gibt noch ein anderes großes Ziel in diesem Jahr. Sebastian Andersson möchte Teil des schwedischen EM-Kaders 2021 und Teamkollege von Zlatan Ibrahimovic sein. In der Gruppe E treffen die Skandinavier auf Spanien, Polen und die Slowakei mit FC-Teamkollege Ondrej Duda.